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Schmuckdiebstahl: Einbruch in Serie: Juweliersfamilie fordert Aufklärung

In Berlin und Potsdam sind 85 Schmuckgeschäfte in aramäischer Hand. Fast ein Drittel wurde bestohlen oder beraubt. Steckt ein politisches Motiv dahinter?

Die drei jungen Räuber standen plötzlich mit Pistolen, einer Machete und einem Elektroschocker im Geschäft am Hermannplatz. Matias Sara, 32, gelang es jedoch, den Alarmknopf zu drücken – die Täter flüchteten mit einem Teil der Beute. In Saras Familie hat der Überfall kaum jemanden überrascht. Denn seit eineinhalb Jahren gibt es offenbar eine ganze Serie von Einbrüchen in Juweliergeschäfte, die von aramäischen Christen betrieben werden. Am vergangenen Sonnabend war es der Neuköllner Laden der Familie Sara, die ebenfalls zu dem kleinen Volksstamm gehört. Der Frust der Juweliere ist groß. „Wir haben das Gefühl, die Polizei tut nur wenig, um die Fälle aufzuklären“, sagt Gabriel Sara. Sein Bruder ist Mitbetreiber des Juweliergeschäfts am Hermannplatz. Er selbst führt einen Laden im Einkaufszentrum „Eastgate“ in Marzahn.

Gabriel Sara berichtet, dass die Diebe seit Ende 2007 in rund 25 Läden eingestiegen seien – alle würden Aramäern gehören. Laut Sara gibt es in Berlin und Potsdam 85 aramäische Juwelierläden, „alle gehören weitläufig zu einer Familie“. Wegen ihres christlichen Glaubens wurden sie in ihrer Heimat verfolgt und wanderten vor allem aus der Türkei, aber auch aus Syrien und dem Irak nach Europa und Nordamerika aus. In Berlin leben circa 550 aramäische Familien. Das Volk habe eine Handwerkstradition, „deshalb gibt es in Berlin auch viele Juweliere, die Aramäer sind“, sagt Sara.

Die Polizei kann hingegen keine Einbruch-Serie auf aramäische Juweliere bestätigen. „Allein deshalb schon nicht, weil wir keine Ethnien erfassen“, sagte Polizeisprecher Frank Millert. Auch könne die Behörde nicht feststellen, ob es insgesamt eine Zu- oder Abnahme von Einbrüchen in oder Überfälle auf Juwelierläden gibt. Die Kriminalstatistik weist nur aus, wie viele Geschäfte beraubt oder bestohlen worden sind. Diese Zahl gingen 2008 zurück: Bei Einbrüchen in Läden um minus 4,1 Prozent auf 3192 Fälle, bei Raubtaten um minus 8,4 Prozent auf 510 Fälle. Den Vorwurf, die Polizei würde sich nicht genügend um die Aufklärung kümmern, wies Millert zurück. So sei auch der Raub am Sonnabend regulär von der örtlichen Kriminalpolizei bearbeitet worden. Aus ermittlungstaktischen Gründen gebe es aber zu möglichen Tatverdächtigen keine Angaben.

Ob bei den Taten ein politisches Motiv dahintersteckt, ist unklar. Die Polizei hat darauf keine Hinweise. „Vielleicht haben die Täter auch unsere Läden ausgesucht, weil wir uns im Gegensatz zu anderen auf Gold spezialisiert haben“, sagt Juwelier Sara. Zudem seien die Läden früher nicht gut gesichert gewesen. „Doch wir haben Gitterjalousien und Panzerglas angebracht“, schildert Sara. Deshalb seien die Täter jetzt wohl von Einbruch auf Raub umgestiegen.

Auch im spektakulären „KaDeWe-Coup“ Ende Januar, bei dem die Diebe Juwelen der Firma Christ im Wert von fünf Millionen Euro stahlen, hat die Polizei keine neuen Anhaltspunkte. Von der Beute fehlt jede Spur. Zwei tatverdächtige 27-jährige Brüder sind seit dem 18. März wieder auf freiem Fuß. Sie mussten aus der Haft entlassen werden, weil keinem der eineiigen Zwillinge die am Tatort gefundene DNA-Spur zugeordnet werden konnte.

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