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Recep Ü. arbeitete jahrelang an den Berliner Flughäfen, unter anderem in Tegel.

© dpa/Sophia Kembowski

Sicherheit auf Flughäfen: Salafist arbeitete in Tegel und Schönefeld

Obwohl der Verfassungsschutz ihn als Salafist einstufte, durfte Recep Ü. noch zehn Monate als Reinigungskraft im nicht-öffentlichen Bereich der Berliner Flughäfen arbeiten.

Auf den Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel sei die Kontrolle – unabhängig von den Absturzursachen der EgyptAir-Maschine – „hundertprozentig sicher“, sagte der Sprecher der Bundespolizei, Jens Schobranski. Er hält es für ausgeschlossen, dass Waffen oder Sprengstoff an Bord geschmuggelt werden könnten. Dazu gebe es auch zusätzliche Kontrollen nach „Spurenträgern“ auf der Hand. Dabei kann festgestellt werden, ob es Berührungen mit Sprengstoff gegeben hat.

Gewährleistet sei auch, dass jedes Gepäckstück kontrolliert werde. Es sei auch kein Schwachpunkt, dass im Terminal A in Schönefeld Passagiere nach der Kontrolle des aufzugebenden Gepäcks dieses nochmals in die Hand nehmen, um damit zum Schalter zu gehen. Dieser Bereich werde besonders überwacht, so Schobranski. Mitarbeiter, die auf dem Vorfeld arbeiten, werden ebenso penibel kontrolliert. Sie müssen – in einem besonderen Bereich – die gleiche Prozedur über sich ergehen lassen wie Passagiere.

Verfassungsschutz informiert Luftsicherheitsbehörde

Dennoch ist die Kritik an der Gemeinsamen Luftsicherheitsbehörde Berlin/Brandenburg groß, nachdem bekannt geworden war, dass jahrelang ein Mann in Tegel und Schönefeld gearbeitet hatte, der den Behörden spätestens seit 2014 als Salafist bekannt ist. Wie die „Berliner Morgenpost“ berichtete, soll es sich um den 26-jährigen Recep Ü. handeln. Er war von Mitte 2011 bis Oktober 2015 für die Reinigungsfirma „Wisag Airport Service Berlin“ tätig und hatte dabei Zugang zu nicht-öffentlichen Bereichen der Flughäfen. 2011 war ihm der dafür nötige Sicherheitsausweis ausgestellt worden, damals lagen den Behörden noch keine relevanten Erkenntnisse über Recep Ü. vor.

Bei einer Sicherheitsüberprüfung sei er dem Verfassungsschutz 2014 dann allerdings aufgefallen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Er soll an Koranverteilungen beteiligt und auf Bildern mit einschlägig bekannten Salafisten zu sehen gewesen sein. Zudem habe er auf Facebook Videos der extremistischen Prediger Pierre Vogel und Sven Lau verbreitet. Diese Erkenntnisse habe der Verfassungsschutz der Luftsicherheitsbehörde Ende 2014 mitgeteilt. Eine Reaktion gab es dort jedoch nicht – auch nicht, als der Verfassungsschutz zwei Monate später noch einmal nachfragte.

Entlassung wegen Schlagrings

Die Flughafengesellschaft wurde erst mehr als ein Jahr später informiert. „In der vorvergangenen Woche bekam die Flughafengesellschaft von Behördenseite den Hinweis, dass zu dieser Person in einer anderen Angelegenheit weitere Erkenntnisse vorliegen“, sagte Pressesprecher Lars Wagner. Auch die Reinigungsfirma erfuhr erst vor kurzem von den neuen Informationen über ihren Mitarbeiter. „Über behördliche Schritte sind wir Anfang Mai durch den Flughafenbetreiber informiert worden“, teilte Wisag-Sprecherin Verena Wasner mit. Da arbeitete Recep Ü. aber schon lange nicht mehr am Flughafen. Im Oktober 2015 wurde er bei dem Versuch, einen Schlagring in den Sicherheitsbereich in Schönefeld zu bringen, erwischt. Sein Sicherheitsausweis wurde eingezogen. „Zeitgleich haben wir die Bundespolizei informiert und den Vorfall zur Anzeige gebracht“, so Wagner. Außerdem wurde ein Zutrittsverbot für das gesamte Gelände der Flughafengesellschaft ausgesprochen. Sein Arbeitgeber Wisag stellte ihn erst vom Dienst frei und kündigte ihm später.

Zur Frage, warum ein bekannter Salafist etwa zehn Monate im Sicherheitsbereich ein und aus gehen konnte, äußerte sich die Luftsicherheitsbehörde nicht. Die übergeordnete Senatsverwaltung für Stadtentwicklung teilte lediglich mit, „ob und wenn ja, an welcher Stelle Fehler gemacht wurden."

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