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Sicherheitsdiskussion: Gewaltattacken schockieren Berlin

Ein 18-Jähriger ist nach einem Prügelangriff auf dem U-Bahnhof Friedrichstraße wieder auf freiem Fuß. Politiker fordern unterdessen eine längere Speicherung von Videobildern.

Berlin - Mit Entsetzen haben Berliner Politiker auf die neuerlichen Gewaltattacken auf Passanten und U-Bahn-Fahrgäste reagiert. Parteiübergreifend wurde dabei der Ruf nach einem umfassenden Sicherheitskonzept für den öffentlichen Nahverkehr laut. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sprach von einer „erschreckenden Tat“ und bekannte sich zur Videoüberwachung. „Mit jedem gefassten Täter erscheint das Risiko für künftige Täter größer. Insofern trägt die Videoüberwachung auch zur Prävention bei und widerlegt die Bedenken, die seinerzeit von den Grünen und dem Datenschutzbeauftragten ständig geltend gemacht wurden.“ Der Berliner CDU-Chef und Spitzenkandidat Frank Henkel bezeichnete es jedoch als „bizarr“, dass die rot-rote Koalition darüber streite, ob Videobilder wie bei der Bahn 48 Stunden oder – wie zurzeit bei der BVG – nur 24 Stunden gespeichert werden dürfen. „Ich sehe in einer 48-stündigen Speicherung auch keinen Dammbruch“, sagte der Grüne Benedikt Lux. Wichtiger seien jedoch ein schneller Prozess und gute Betreuung junger Leute „von der Kita bis zum Knast“.

Der 18-Jährige, der am Samstagabend im U-Bahnhof Friedrichstraße einen 29-Jährigen niedergeschlagen und mehrfach gegen den Kopf getreten hatte, hat sich inzwischen der Polizei gestellt. Der Oberschüler aus Heiligensee legte ein umfassendes Geständnis ab. Als Motiv gab er an, in der Nacht zu Sonnabend „in einer aggressiven Stimmung“ gewesen zu sein. Zudem sei er betrunken gewesen.

Obwohl ein Richter Haftbefehl wegen versuchten Totschlags erlassen hatte, befindet sich der 18-Jährige wieder auf freiem Fuß. Er wurde gegen Auflagen von der Haft verschont, da er bislang nicht polizeilich aufgefallen war und ein intaktes Elternhaus hat. Das Opfer, ein 29-Jähriger aus Tempelhof, wurde am Montagmittag zwar aus dem Virchow-Klinikum entlassen, leidet wegen seines erlittenen Schädel-Hirn-Traumas aber nach Angaben seiner Familie an Konzentrations- und Wahrnehmungsstörungen. Bei einer zweiten Gewaltattacke hatten vier Unbekannte am Samstagabend gegen 21 Uhr 30 einen ebenfalls 29-Jährigen in der Straße der Pariser Kommune angegriffen. Der Mann erlitt schwere innere Kopfverletzungen und musste ins Krankenhaus.

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