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Sieben Autos beschädigt: Zehnte Brandnacht in Folge

Trotz starker Regenfälle in der Nacht zum Donnerstag ist die Serie der Autobrandstiftungen nicht abgerissen. Wieder wurden drei Fahrzeuge in Brand gesteckt und dabei vier weitere Autos beschädigt.

Die Polizei war mit deutlich mehr als 100 Beamten im Einsatz, sagte ein Polizeisprecher. Unter den Einsatzkräften waren auch wieder etliche Bundespolizisten.

Nachdem die Gewitter sich in der Nacht zum Donnerstag gelegt hatten, steckten die Täter gegen 2.15 Uhr einen Audi auf der Ribnitzer Straße in Neu-Hohenschönhausen in Brand. Das Feuer beschädigte zwei weitere PKW, einen Mazda und einen Mercedes. Nur 15 Minuten später brannte in der Obstallee in Staaken. Das Feuer ging von einem Rover aus und zog einen daneben geparkten Opel in Mitleidenschaft. Gegen 3.15 Uhr stand auf der Alten Jakobstraße in Kreuzberg ein BMW in Flammen. Zuletzt haben die Brandstifter auf dem Mittelweg in Neukölln zugeschlagen und einen LKW angesteckt, das war um 3.30 Uhr.

Ob es sich um politisch motivierte Brandstiftungen handelt, prüft der Staatsschutz. Die Feuer verteilten sich von Ost nach West breit gestreut über das Stadtgebiet. In der Übersichtskarte sehen Sie, wo in der vergangenen Woche Autos gebrannt haben. Eine Erläuterung der Karte finden Sie hier.

Am Mittwochmorgen wurden erstmals auch vier Wagen in Düsseldorf angezündet. Während in Berlin auf der Suche nach Autobrandstiftern inzwischen jede Nacht ein zusätzlicher zweiter Hubschrauber der Bundespolizei über der Stadt kreist und die Berliner Ermittler von Bundespolizisten unterstützt werden, haben die Hamburger Behörden in den vergangenen Wochen mit sogenannten Gefährdeansprachen begonnen: Zivilbeamte besuchen unangekündigt junge Männer, die wegen Brandstiftung oder als Kleinkriminelle aufgefallen sind. Dadurch sollen Jugendliche aus Milieus, in denen auch Autozündler vermutet werden, vor möglichen Taten abgeschreckt werden. In Hamburg wurden in diesem Jahr 190 Autobrandstiftungen registriert, 300 Fahrzeuge wurden beschädigt, 15 Fälle hat die Polizei aufgeklärt.

In Berlin wurden in diesem Jahr 158 Autos aus mutmaßlich politischen Motiven angezündet, 97 daneben parkende Wagen fingen dabei zusätzlich Feuer. Hinzukommen der Polizei zufolge 209 aus unpolitischen Motiven in Brand gesetzte Autos, wobei weitere 51 Fahrzeuge Schaden nahmen. Insgesamt wurden also 515 Wagen beschädigt. Vor zwei Wochen wurde ein Mann wegen einer Autobrandstiftung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

In Berlin werden derzeit keine Gefährdeansprachen durchgeführt. „Aus dem einfachen Grund, dass wir keine konkreten Adressaten haben“, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Man halte es nicht für sinnvoll, wahllos Kleinkriminelle anzusprechen. „Wir verfolgen zur Zeit einen anderen Ansatz, beispielsweise durch Observation und andere Dinge, über die wir aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft geben“, sagte Neuendorf. Man schaue aber, ob die Hamburger Kollegen Erfolg haben. In Berlin sind seit Montag 150 eigene Beamte und etwa 100 Bundespolizisten auf Brandstreife. Laut Planung soll die Zahl der Kräfte auf bis zu 400 erhöht werden.

In den vergangenen Tagen hatte es eine Debatte um CDU und FDP gegeben, die mit brennenden Autos um Stimmen werbe – die Botschaft: Der rot-rote Senat habe beim Thema Sicherheit versagt. Nun ist bekannt geworden, dass die FDP ein acht Jahre altes Foto, das bei Ausschreitungen am 1. Mai 2003 aufgenommen wurde, für den Wahlkampf nutzt – und keines von den aktuellen Autobränden. Auf dem Bild sind hinter der rhetorischen Frage „Erst Autos, und dann…?“ ein brennender Wagen und Vermummte zu sehen. Ein FDP-Sprecher sagte, das Foto habe Symbolcharakter: „In dieser Stadt sind brennende Autos nicht erst seit diesem Jahr ein Problem.“

Unterdessen hat die linksextreme Gruppe „Das Grollen des Eyjafjallajökull“ im Internet ein weiteres, langatmiges Bekennerschreiben zu dem Anschlag vom Mai auf eine Kabelbrücke am Bahnhof Ostkreuz veröffentlicht. Durch den Brand wurden der Zugverkehr sowie Handynetze lahmgelegt, tausende Berliner waren betroffen. Das zweite Schreiben zeige, dass die Täter ihren Anschlag „politisch nicht vermitteln konnten“, hieß es in Sicherheitskreisen.

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