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Tiergarten: Betrüger plünderten Bankkonten

Für Bankkunden in Berlin gibt es einen zusätzlichen Grund, die eigenen Kontoauszüge jetzt genau zu prüfen. Sowohl bei der Commerzbank als auch bei der Deutschen Bank hat es Anfang Mai Manipulationen an Geldautomaten gegeben. Über eine Kamera verschafften sich die Täter die Geheimnummern der Kunden in Tiergarten.

Betrüger hoben Bares von den Konten nichts ahnender Bankkunden ab. Betroffen waren soweit bislang bekannt die Filialen der Institute an der Potsdamer Straße in Tiergarten. Ob es weitere Fälle in der Stadt gegeben hat, konnte die Polizei am Wochenende nicht sagen. Bei der Berliner Sparkasse hieß es, man sei nicht betroffen.

Die Zahl der sogenannten „Skimming“-Fälle, wie das Ausspähen fremder EC-Kartendaten genannt wird, hat sich in Berlin in den vergangenen Jahrenbeträchtlich erhöht. 2007 verzeichnete die Polizei 95 „angegriffene“ Geldautomaten und insgesamt 850 Fälle, bei denen Bankkunden geschädigt wurden. 2008 waren es schon 170 Automaten und rund 2000 Fälle.

Die Täter benutzten auch bei dem aktuellen Coup einen beliebten Trick: Nach ersten Ermittlungen der Polizei hätten sie Anfang Mai eine Kamera – als Rauchmelder getarnt – an der Decke über dem Geldautomaten installiert, sagte ein Commerzbank-Sprecher dem Tagesspiegel. Damit seien offenbar die Pin-Nummern ausspioniert worden. Außerdem hätten die Täter den Kartenleser am Eingang zur Bank manipuliert, dort wurden die übrigen Kontendaten vom Magnetstreifen abgelesen. Um an das Geld zu kommen, kopierten die Betrüger die gestohlenen Daten anschließend auf leere Karten und konnten sich dann damit an irgendeinem Geldautomaten bedienen. Da die echte EC-Karte beim geplünderten Bankkunden verbleibt, bemerkt dieser den Angriff auf sein Bankkonto zunächst gar nicht. Das passiert erst, wenn die Abbuchung auf dem Auszug erscheint.

Bei der Commerzbank fielen nicht nur die Manipulationen in der Filiale auf, sondern anschließend auch verdächtige Abhebungen aus Südfrankreich. Ein Bankkunde berichtete dem Tagesspiegel, bei ihm seien mehrfach Beträge von mehr als 1000 Euro aus Nizza abgebucht worden, dabei sei er gar nicht am Mittelmeer gewesen.

Vorsichtshalber habe die Bank die Karten aller Kunden gesperrt, die an dem betreffenden Wochenende Geld in der Potsdamer Straße abgehoben haben, sagte der Commerzbank-Sprecher. Das seien weniger als 50 Kunden gewesen. Die Betroffenen seien informiert und ihnen seien sowohl neue EC-Karten als auch neue Pin-Nummern zugeschickt worden. Wie hoch der Schaden gewesen sei, dazu machte er keine Angaben. Nur so viel: „Jedem Kunden wird ein möglicher Schaden zu hundert Prozent ersetzt.“ Betroffen von der Kartensperre waren dabei aber nicht nur Commerzbank-Kunden, sondern auch Kunden andere Institute, die dort Geld abgehoben hatten.

Offenbar haben die Täter gleich gegenüber bei der Deutschen Bank das gleiche Spiel getrieben. Ein Sprecher der Deutschen Bank bestätigte ebenfalls eine Skimming-Attacke auf die Filiale Anfang Mai. Ob Kunden geschädigt wurden, werde noch geprüft. In jedem Fall sei es wichtig, dass der Kunde Anzeige erstatte und mit seiner Schadensmeldung zur Bank gehe.

Der Kollege von der Commerzbank sagte, dies sei der erste Angriff dieser Art in diesem Jahr in Berlin gewesen. Die beste Abwehr dagegen: Bei der Eingabe der Pin-Nummer besonders vorsichtig sein und unbedingt die Hand und die Zahlen abdecken. Polizeiexperten haben die Banken unterdessen aufgefordert, ihre technische Abwehr durch den „flächendeckenden Einsatz“ sogenannter Skimming-Module zu verbessern.

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