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© privat

Tod einer Schauspielerin: Mutmaßlicher Todesraser weist Hauptvorwürfe zurück

Nach dem tödlichen Unfall der Schauspielerin Melek Diehl hat der Angeklagte am Dienstag vor dem Landgericht jegliche Schuld bestritten. Der 30-Jährige soll die Künstlerin im Dezember angefahren haben und muss sich wegen versuchten Mordes durch Unterlassen und Unfallflucht verantworten.

Melek Diehl stand kurz vor der Mittellinie. „Sie wartete den Gegenverkehr ab“, schilderte es gestern eine Zeugin vor dem Landgericht. „Dann hörte ich einen sehr lauten Knall.“ Die Architektin sah, wie ein Körper über ein Auto geschleudert wurde. Sie hielt sofort. Wie andere Autofahrer auch. „Wir müssen wiederbeleben, sie ist doch noch so jung“, rief eine Frau. Schauspielerin Melek Diehl aber hatte keine Chance. Die 31-Jährige erlag noch auf der Konstanzer Straße ihren Verletzungen. Da war Hassan C., der Unfallfahrer, längst verschwunden. Eine Verantwortung für den Tod der Künstlerin wies er gestern zurück.

Ein halbes Jahr nach dem Tod der Theater- und Fernsehschauspielerin muss sich der 30-jährige C. vor dem Landgericht verantworten. Der Staatsanwalt geht von einem versuchten Mord durch Unterlassen aus, weil er einfach weitergefahren ist, die Straße nicht sicherte, sich nicht um das auf der Fahrbahn liegende Opfer kümmerte. Zudem geht es um fahrlässige Tötung durch Raserei, Unfallflucht sowie Fahrens ohne Führerschein. Der gelernte Automobilkaufmann hatte sich einen Tag nach dem tödlichen Unfall in Wilmersdorf gestellt und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

Doch C. beteuert, dass er nicht gemerkt habe, dass er eine Frau angefahren hatte. Als er am frühen Abend des 10. Dezember auf der Konstanzer Straße unterwegs war, sei ihm „etwas mit einem lauten Knall gegen die Frontscheibe geschlagen“. Er habe gedacht, dass er ein entgegenkommendes Auto gestreift hatte. Er besaß damals keinen Führerschein. „Ich unterdrückte den Impuls anzuhalten.“ Er habe nicht realisiert, dass es ein Mensch war. „Ich sah in den Rückspiegel, da waren viele Menschen.“ Falls doch jemanden etwas passiert ist, so will er überlegt haben, würde für Hilfe gesorgt werden. Dass er nicht stoppte, „war ein Fehler, den ich bereue und für den ich mich schäme“.

Die Anklage wirft ihm vor, mit 65 bis 75 Stundenkilometern gefahren zu sein. Hassan C. wies das zurück. „Nein, höchstens mit Tempo 50 oder langsamer.“ Seine beiden Söhne, vier und sechs Jahre alt, seien schließlich mit im Auto gewesen. Hatten ihn seine Kinder abgelenkt? „Nein, die saßen ruhig in ihren Kindersitzen“, versicherte der Angeklagte. Er hatte nicht getrunken und keine Drogen genommen. „Ich fühlte mich normal“, sagt C. Die Straße sei dunkel und gut befahren gewesen.

Der Sohn soll später zu seiner Mutter gesagt haben: „Wir haben die Frau nicht gesehen. Papa hat Angst gehabt und wir auch.“ So jedenfalls gab es die Ex-Frau bei der Polizei zu Protokoll. Hassan C. will am nächsten Morgen aus der Zeitung vom Unfalltod erfahren haben. „Ich brach in Panik aus.“ Er sei nicht gerast, sei kein „skrupelloser Todesfahrer“.

Melek Diehl kam an diesem Abend von einer Besprechung. Die Schauspielerin hatte sich gerade von einem Kollegen verabschiedet, als sie in der Dunkelheit die Konstanzer Straße überqueren wollte. „Es war zu sehen, dass da eine Person stand“, sagte eine Zeugin. Auch ein anderer Zeuge gab an, eine Person gesehen und Tempo weggenommen zu haben. Ein dritter hatte ebenfalls „Umrisse“ einer Person erkannt. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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