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Travis "Travie" McCoy.

© dapd

Update

Prominenter Selbstdarsteller: US-Rapper beschmiert East Side Gallery

Bei dem Sprayer, den die Polizei in der Nacht zu Donnerstag an der East Side Gallery aufgriff, handelt es sich um den US-Rapper Travie McCoy. Statt sich zu entschuldigen nutzt das Management den Wirbel jetzt als zusätzliche Werbung für die Europa-Tournee.

War es ein Schrei nach Aufmerksamkeit? US-Rapper und Ex-Freund von Katy Perry, Travis "Travie" McCoy hat in der Nacht zu Donnerstag die denkmalgeschützte East Side Gallery beschmiert, wie die Polizei Tagesspiegel.de bestätigte. Zunächst war von der Festnahme eines Graffiti-Sprayers berichtet worden. McCoy hatte zuvor über seinen verifizierten Twitter-Account angekündigt, die Berliner Mauer besteigen zu wollen. Es sollte der krönende Abschluss nach einem Konzert im Magnet Club werden. Gleich zweimal verewigte sich der Musiker mit blauer Farbe auf der Mauergalerie: Er übersprühte André Sécrits Bild "Du hast gelernt, was Freiheit heißt" sowie Ditmar Reiters "oT". In der Tatnacht noch stellte er ein Foto seines Graffiti ins Netz und schrieb dazu: "Ich habe es Euch doch gesagt! Ich musste es tun. Gebt dem Teufel die Schuld!" Viel erkennen lässt sich auf dem Bild allerdings nicht. Das Management ließ es sich jedoch nicht nehmen, in einer aktuellen Pressemitteilung nicht nur von dem bisherigen Erfolg der Tournee zu schwärmen, sondern auch einen Link zu einem Zeitungsbericht über die Verhaftung des Musikers zu verschicken.

Pech für den 29-Jährigen, dass die Polizei von seiner Kunstfertigkeit wenig begeistert war und ihn samt seines Kumpels festnahm. Da half auch kein Status als "berühmter Rapper". McCoy, der mit bürgerlichem Namen Travis heißt, und sein 28-jähriger Begleiter mussten ein Sicherungsgeld in Höhe von 1200 Euro bezahlen, das sie offenbar gerade so zusammenkratzen konnten. Ähnlich einer Kaution bei einem Gerichtsverfahren soll durch das Sicherungsgeld bei Personen ohne Wohnsitz in Deutschland verhindert werden, dass die Beschuldigten sich einfach absetzen. Wenn das Ermittlungsverfahren abgeschlossen ist, bekommen sie das Geld zurück. Sollten sie einfach verschwinden, wird das Geld für den möglichen Schaden und Verwaltungskosten aufgewendet, wie der Polizeisprecher mitteilte. Das bedeutet allerdings nicht, dass die beiden Touristen in Deutschland bleiben müssen. Grundsätzlich dürften bei solchen Vergehen Touristen wieder in ihr Heimatland. Ob sie dann für das Verfahren wieder nach Deutschland zurückkehren müssten, würde dann ein Gericht festlegen, erklärte der Polizeisprecher.

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Die Künstlerinitiative East Side Gallery hat inzwischen selbst Anzeige gegen den prominenten Sprayer erstellt, teilte der Vorsitzende des Vereins, Kani Alavi dem Tagesspiegel mit. "Es geht darum, ein Zeichen zu setzen", sagte er. Ein unter Denkmalschutz gestelltes Werk allein zum Zweck der Selbstdarstellung zu beschmieren ist in seinen Augen kein Kavaliersdelikt. "Das ist als würde er in die Nationalgalerie gehen und dort ein Bild zerstören", so Alavi. McCoy drohe deshalb eine Geldstrafe von bis zu 10.000 Euro.

Alavi erlebt ständig Fälle, in denen Jugendliche wegen Vandalismus vor Gericht stehen. Meistens bleibt es dabei, dass die Täter für die Reinigung aufkommen oder Sozialstunden ableisten - gelegentlich legt Alavi auch mal ein gutes Wort für die Jugendlichen ein. Doch in diesem Fall will er kein Auge zudrücken. Er hofft, dass dieser prominente Fall eine abschreckende Wirkung entfaltet. Denn fast täglich beschmieren Touristen die East Side Gallery. Sie kritzeln Liebesbotschaften und Beweise ihrer Klassenfahrt nach Berlin auf die Mauer oder teilen der Welt mit, dass „noch mehr Mauern fallen“ müssen. Erst im November 2009 wurde die Gallery wiedereröffnet, zuvor war sie für zwei Millionen Euro saniert worden. Dafür malten die meisten der rund 100 Mauer-Künstler von 1990 ihre Bilder neu.

Wegen zu geringer Mittel für die Grünflächenerhaltung des Bezirks waren Reinigungen in diesem Jahr nicht finanzierbar. Vor sechs Wochen hatten Bezirk und Landesdenkmalamt bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2500 Euro monatlich für die Reinigung beantragt, was zunächst abgewiesen wurde, sagte Bezirksbürgermeister Franz Schulz dem Tagesspiegel. Dennoch ist er zuversichtlich, noch in diesem Jahr die Gelder zugesprochen zu bekommen.

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