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Immer wieder hat die S-Bahn Probleme.

© Mike Wolff

Probleme bei der S-Bahn in Berlin: Im Tunnel machen die Züge einen Höllenlärm

Im Nord-Süd-Tunnel brauchen Fahrgäste der S-Bahn starke Nerven. Sobald sich die Züge in die Kurve legen, machen sie einen Höllenkrach. Die S-Bahn sucht noch nach der Ursache und einer Lösung.

Wenn’s an Straßen, Schienen oder Flugplätzen zu laut wird, haben Anwohner meist einen Anspruch auf Lärmschutz. Bei Fahrgästen sieht es anders aus. Seit Wochen schon müssen sie im Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn in Kurven einen Höllenlärm ertragen, der stellenweise fast zu einem Gesundheitsrisiko wird. Das Bild ist inzwischen fast Alltag: Fahrgäste versuchen, sich die Ohren zuzuhalten. Per Hand oder auch per Kopfhörer. Der Krach entsteht fast in jeder Kurve. Und der Tunnel hat viele davon. Er war in den 1930er Jahren nicht geradlinig angelegt worden, sondern so, dass die Züge fast alle damaligen Fernbahnhöfe im Zentrum erreichten: vom ehemaligen Stettiner Bahnhof (heute Nordbahnhof), über Friedrichstraße und Potsdamer Platz bis zum Anhalter Bahnhof.

Eine Erklärung für das extreme Quietschen bei fast jedem Zug hat die S-Bahn bisher nicht. Und deshalb auch kein Gegenmittel. „Wir suchen nach der Ursache und dann nach einer Lösung“, sagte ein Sprecher. Möglicherweise habe die Hitze der vergangenen Tage, die auch im Tunnel ankommt, zu dem Effekt beigetragen, vermutete der Sprecher. An alten Schienen kann’s nicht liegen; sie waren erst Ende des vergangenen Jahres ausgetauscht worden. Der Tunnel war wochenlang gesperrt. Im nächsten Jahr will man auch Weichen erneuern.

Vor Jahren entwickelte die TU ein Konzept gegen den Krach

2010 hatte es ähnliche Probleme gegeben. Auch damals hatten sich Fahrgäste – und Anwohner in der Nähe von Notausstiegen über ein extremes Quietschen in den Kurven beklagt. Damals hatte die Bahn den Krach darauf zurückgeführt, dass die Schienen gefräst und geschliffen worden seien, was eigentlich den Lärm reduzieren sollte. Nach solchen Arbeiten komme es meist zu einer höheren Geräuschentwicklung, die nach wenigen Tagen wieder nachlasse, hieß es damals. Vor Jahren bereits hatte die TU ein Konzept entwickelt, wie der Lärm verringert werden kann. Die damalige Geschäftsführung scheute aber die Umbaukosten; das Unternehmen war aufs Sparen getrimmt, was am Ende zur schlimmsten Krise der S-Bahn führte, die weit mehr Geld verschlungen hat, als der Einbau des Lärmschutzes erfordert hätte.

Die BVG hat das Lärmproblem bei der U-Bahn nach Ansicht von Sprecherin Petra Reetz inzwischen im Griff. Nachdem sich vor Jahren auch bei ihr Fahrgäste und Anwohner vor allem der Hochbahnstrecken über den Krach beschwert hatten, habe die BVG mehrere Versuche unternommen, den Lärm zu unterbinden. An neuralgischen Stellen gebe es jetzt „Schienenkopfschmiermittelanlagen“, die das Quietschen verhindern oder auf ein erträgliches Maß verringern. Warum die S-Bahn nicht ähnlich verfährt, konnte der Sprecher nicht sagen. Die im Tunnel angebrachten Schmieranlagen sollten vor allem verhindern, dass sich die Schienen abnutzen, hatte die Bahn 2010 argumentiert.

Doch sorgenfrei ist auch die BVG nicht. Zuletzt hatten sich Anwohner des Straßenbahn-Betriebshofes in Weißensee über den Krach beim Durchfahren der dortigen engen Kurve beschwert. Inzwischen hat der Lärm durch Gegenmaßnahmen abgenommen. Bei der S-Bahn wird es wohl noch ein bisschen dauern.

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