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Aleksi H. und Husam M. müssen sich wegen schweren Raub vor dem Landgericht Berlin verantworten.

© Wolfgang Kumm/dpa

Prozess in Berlin: Nach Millionenraub stehen zwei Täter nun vor Gericht

Nach einem Überfall auf ein Gold- und Silbergeschäft schieben beide Täter dem anderen die Hauptschuld zu. Die Beute ist noch immer verschwunden.

Die beiden Männer in blütenweißen Hemden sahen betreten zu Boden, als die Anklage verlesen wurde. Unschuldig sind sie demnach seit etwa sieben Monaten nicht mehr. Aleksi H., ein ehemaliger Profi-Boxer von 24 Jahren, und der 31-jährige Husam M., damals arbeitsloser Fitnesstrainer, seien an einem Überfall auf ein Gold- und Silbergeschäft in der Budapester Straße in Tiergarten beteiligt gewesen. Die Beute im Wert von mehr als einer Million Euro ist bis heute verschwunden.

Akribisch geplanter Raub

Ein Raub, der den Ermittlungen zufolge von langer Hand geplant und rabiat durchgeführt wurde. Einer der mindestens drei Täter soll etwa zwei Wochen vor dem Überfall in dem Geschäft angerufen und eine größere Menge 250-Gramm-Goldbarren bestellt haben. Kostümiert klingelten zwei der Gangster am 22. Oktober gegen 13.15 Uhr an der Tür – Husam M. mit weißer Perücke, Maske und Gehhilfe als betagter Senior. Während Aleksi H. als Fahrer am Fluchtwagen wartete, drangen M. und ein dritter Komplize in das Geschäft ein. Ein Angestellter war im Laden. Der 61-Jährige beschrieb im Prozess einen brutalen Angriff: „Der mit der Maske täuschte einen Sturz vor, dann sprangen beide auf und schlugen mich.“ Sie hätten ihn in den Keller gedrängt – „mehr geworfen“. Er sei mit einer Pistole und einem Bauhammer bedroht worden. Unter Schlägen und Tritten habe er elf der zwölf Tresore geöffnet.
Die Täter warfen die Beute in einen Hartschalenkoffer. „Bis er randvoll war“, so der 61-Jährige. Mit Prellungen am ganzen Körper und gefesselt hätten sie ihn zurückgelassen. Bis heute leide er unter Angstzuständen. Bei aller Planung: Die Polizei fand einen Patzer und kam den Gangstern auf die Spur. Einer von ihnen hatte wohl während der Tat mit einem Bekannten telefoniert, wie sich bei einer Funkzellenauswertung herausstellte.

Keiner will der Hauptschuldige sein

H. und M. wurden im Dezember verhaftet. Beide sollen bereits bei der Polizei ihre Beteiligung zugegeben und auch den mutmaßlichen dritten Mann benannt haben. „Aber die Hauptrolle schoben sie sich in den Aussagen gegenseitig zu“, hieß es am Rande des Prozesses. M. will nur 800 Gramm als Anteil erhalten haben. Kurze Geständnisse nun vor Gericht. M. in einem verlesenen Brief an den Geschädigten: „Das war totaler Mist.“ H. erklärte: „Ich habe den Fluchtwagen gefahren.“ Sie baten den Geschädigten um Entschuldigung, wollen Schmerzensgeld zahlen. Der Prozess wegen schweren Raubes geht Donnerstag weiter.

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