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Polizeibeamte stehen hinter explodierendem Feuerwerk.

© dpa / Julius-Christian Schreiner

Update

Rakete in Richtung von Polizisten gefeuert: 19-Jähriger nach Silvester-Krawallen in Berlin zu Dauerarrest verurteilt

Weil er gezielt eine Silvesterrakete in die Richtung Polizeibeamter abgefeuert hat, ist ein 19-Jähriger zu einer Woche Dauerarrest verurteilt worden. Außerdem muss er 1000 Euro zahlen.

| Update:

Die Silvesterrakete, die Servet S. kurz vor Mitternacht auf dem Berliner Alexanderplatz zündete, ging in Richtung einer Gruppe von Polizeibeamten. Der 19-Jährige sprach am Mittwoch im Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten von einem bedauerlichen „Versehen“ und einem „Missgeschick“. Der Richter aber folgte der Staatsanwältin: Eine Woche Dauerarrest erging gegen S., zudem soll er als Auflage 1000 Euro an den Schadensfonds zahlen.

Schuldig der versuchten gefährlichen Körperverletzung sowie des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, befand das Gericht. „Ein deutliches Zeichen muss gesetzt und dem Angeklagten deutlich gemacht werden, wie gefährlich die Tat war“, so der Vorsitzende Richter Gregor Kaltenbach. S. müsse sich mit seinem Verhalten auseinandersetzen, eine Woche Dauerarrest sei deshalb erforderlich.

Massive Angriffe auf Einsatzkräfte sorgten in der Silvesternacht für Aufsehen und Entsetzen. Über 30 Einsatzkräfte wurden verletzt, 103 Festnahmen gab es. Zu den Krawallen liegen der Berliner Staatsanwaltschaft inzwischen rund 150 Verfahren vor. 28 Anklagen seien inzwischen erhoben und in mehreren Fällen Strafbefehle beantragt worden.

Im ersten öffentlichen Prozess Anfang Juni erhielt ein 23-Jähriger wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und versuchter gefährlicher Körperverletzung acht Monate Haft auf Bewährung. Einen 16-Jährigen verurteilte ein Jugendgericht ohne Öffentlichkeit zu einem Dauerarrest von zwei Wochen unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion. Ein Polizist in Zivil habe ein Knalltrauma erlitten. In mehreren Fällen ergingen Geldstrafen. Gegen einige Entscheidungen seien Rechtsmittel eingelegt worden.

Mit dem Prozess gegen S. wurde zum zehnten Mal nach den Krawallen in der letzten Silvesternacht vor dem Amtsgericht verhandelt. Servet S., der 2021 aus der Türkei nach Deutschland kam und im Restaurant seines Onkels in der Küche arbeitet, war kurz vor Mitternacht am Alexanderplatz unterwegs. „Mit vier oder fünf Freunden“, so der Angeklagte. „Wir wollten uns amüsieren.“

Dieses Ausmaß – es hat mich erschüttert.

Polizeibeamter als Zeuge vor dem Amtsgericht Tiergarten

Aufgeregt sei er gewesen: „Es war meine erste Silvesterfeier in Deutschland“. Von einem Freund habe er die Rakete bekommen und sie gezündet – „so etwas habe ich das erste Mal in meinem Leben gemacht“. Der Holzstab sei bereits abgebrochen gewesen. Beim Anzünden habe er sich an der Hand verletzt – „deshalb musste ich das Ding wegtun“. Eigentlich habe er die Rakete nach oben halten und in den Himmel schießen wollen. „Ich war erschrocken, als es explodierte“, so der 19-Jährige. Die Gruppe von Polizisten sei aber nicht getroffen worden.

Anders die Schilderungen von zwei Polizisten, die damals als Zivilbeamte auf dem Alexanderplatz waren. Besonders heftig und gefährlich sei es im südlichen Bereich zugegangen: „Böller und Raketen wurden unkontrolliert durch die Gegend geschossen, auch auf Polizeifahrzeuge“, sagte einer der beiden Zeugen. „Dieses Ausmaß – es hat mich erschüttert.“

Der Angeklagte habe sich in einer Gruppe befunden, uniformierte Kräfte seien in der Nähe gewesen. „Er zeigte in ihre Richtung, brach den Holzstiel der Rakete ab“, so einer der Zeugen. „Dann legte er sie auf den Boden, zündete die Rakete, hielt sie noch einen kurzen Moment fest und ließ los.“ Es sei eine „gezielte Aktion“ in Richtung der Polizeibeamten gewesen. Die Gruppe um S. habe „mit Gejohle“ reagiert.

Die Verteidigerin von S., der nicht vorbestraft ist, hielt einen Jugendarrest für zu hart. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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