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Linke Sache. Über die Koalition mit der SPD von Dietmar Woidke (links) entscheidet nun die Partei von Christian Görke.

© dpa

Rot-Rot in Brandenburg: In einer Nacht werden die Ministerposten verteilt

Die Linke-Spitze hofft auf die Zustimmung der 7000 Mitglieder zum rot-roten Koalitionsvertrag. Danach geht es eilig ans Eingemachte, wer welchen Ministerposten bekommen soll.

In Brandenburg wächst die Spannung, ob die Basis der Linkspartei in der Urabstimmung dem rot-roten Koalitionsvertrag zustimmen wird. „Ich habe ein gutes Gefühl“, sagte Parteichef Christian Görke am Donnerstag dem Tagesspiegel. Zwar hatte es am Vorabend in der ersten öffentlichen Linke-Regionalkonferenz in Lauchhammer den ersten massiven Vorstoß für eine Ablehnung des Koalitionsvertrages gegeben. Doch er fand unter den rund 100 Genossen keinen Widerhall. Nach den bisherigen Veranstaltungen wird der Vertrag – trotz Kritik im Detail – weitgehend akzeptiert. „Er ist drei Mal besser als der von 2009“, beschrieb Mario Dannenberg, Kreischef in Oberspreewald-Lausitz, die Stimmung.

Dennoch bleibt selbst für die Linke-Spitze schwer kalkulierbar, wie die 7000 Mitglieder, vor allem die passiven, abstimmen werden. Bei der Landtagswahl waren die Linken nach fünf Regierungsjahren von 27 auf 18 Prozent abgestürzt.

In Lauchhammer war es René Schuster, Mitglied der Linken und der Grünen Liga, der den Vertrag als „Schande“ bezeichnete und zur Ablehnung aufrief. Er begründete dies mit den Passagen zur Braunkohlepolitik, mit denen klar sei, dass Linke-Minister der Abbagerung weiterer Dörfer zustimmen werden. Er beklagte zugleich, dass im Gegensatz zum rot-roten Vertrag 2009 Aussagen zur Verteilung und zum Zuschnitt der Ressorts komplett fehlen. Damit sei völlig offen, auf welchen Gebieten die Linke Zugriff auf das Verwaltungshandeln habe, sagte er. „Ohne diese Aussagen einen Mitgliederentscheid durchzuführen ist eine Farce“. Doch es rührte sich keine Hand zum Beifall.

Nacht der Personalentscheidungen

Und es gab massiven Widerspruch zu seinen Anti-Kohle-Positionen. „Die Welt retten ist das eine, wir sollten aber auch normal bleiben. Und manchmal aus dem Fenster gucken, wann sich Windräder drehen und wann nicht“, sagte eine Frau unter Beifall. Görke verkündete dort erstmals, wie nun das Prozedere im rot-roten Postenpoker sein soll. „Die Entscheidung ist noch nicht gefallen“, versicherte er. Es läuft auf eine Nacht der Personalentscheidungen hinaus, bevor am 1. November der Koalitionsvertrag auf dem Parteitag der Linken samt Ministerriege beschlossen wird. Parallel dazu auch bei der SPD.

Am Tag davor, am Reformationstag, wird die Urabstimmung ausgezählt. Sobald das Ergebnis vorliege, sagte Görke, werde mit der SPD verhandelt. Er wolle mit der Verhandlungsgruppe der Linken und der „Personalkommission“ einen  Vorschlag erarbeiten, wie die Linke-Ressorts besetzt würden. Als gesetzt gilt der bisherige Vize-Regierungschef Helmuth Markov. Auch Parteichef Görke muss nach dem von SPD-Regierungschef Woidke formulierten Grundsatz – daran war ein Bündnis mit der CDU gescheitert – ins Kabinett. Und dann ist da noch Wirtschaftsminister Ralf Christoffers.

Doch eine Riege ohne Frauen kann Görke dem Parteitag nicht präsentieren. Die Erwartung, dass die Quote eingehalten wird, formulierte etwa Kreischef Dannenberg. Bislang gingen alle davon aus, dass die Linken nur noch drei der neun Ministerien bekommen. Doch jetzt wird nach Tagesspiegel-Informationen auch erwogen, den Staatskanzleichef, bislang ein Staatssekretär, einfach zum Minister hochzustufen, womit es künftig zehn Ressorts gäbe. So könnten – die Arithmetik zur SPD bliebe – die Linken wieder vier Ministerien bekommen.

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