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Abfahrt vom Senftenberg. 130 Meter lang ist die Piste in der Skihalle „Snowtropolis“, in der man auch bei Regen so tun kann, als wäre richtiger Winter. Sogar an der Kulisse wurde im Süden Brandenburgs nicht gespart.

© Kai-Uwe Heinrich

Schneemangel: Dem Winter auf der Spur

Von der weißen Pracht ist nichts mehr zu sehen, aber man kann dem Gefühl schnell nachhelfen: mit Schlittschuhlaufen, Skifahren, Ausflügen nach Eiskeller – und einer Kofferraumladung voll Schnee.

Das wäre jetzt klar ein Fall für Rudi Carrell. „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, das hat 1975 zumindest mental geholfen, die Umtextung auf Winter sollte so schwer nicht sein, aber leider: kein Rudi Carrell, kein Winter. Jedenfalls kein richtiger: Sieben bis zehn Tage soll es bleiben, wie es ist, sagen die Wetterkundler von Meteogroup, also eher trübe, Sprühregen, die Temperaturen sinkend, aber über null. Was danach kommt, sei ungewiss, doch liege ja erst ein Drittel des Winters hinter uns.

Aber das hilft keinem weiter, der kurz vor Weihnachten noch Geschmack am allzu rasch verflüssigten Berliner Schnee gefunden hatte oder aus dem Skiurlaub zurückkommt und gehofft hatte, mit dem weißen Glück ginge es hier weiter, und nun dieses Schietwetter vorfindet. Doch selbst unter so ungünstigen Bedingungen kann man in Berlin und Umgebung dem Winter auf die Spur kommen, man muss sich nur anstrengen. Skier mit Rollen unterschnallen? Nicht jedermanns Sache. Aber wie wär’s mit einem Besuch bei den Pinguinen? Viel Schnee ist es nicht, der den Frackträgern in ihrem Zoo-Glashaus heimische Gefühle vermitteln soll, ein kleiner Haufen nur, immerhin. Dafür haben sie den – leider eisschollenfreien – Pool direkt daneben.

Berlin-Fremde könnten sich nach Eiskeller in Spandau verirren, wogegen nichts spricht, nur Eis finden sie dort garantiert nicht. Die Keller, für die einst eine Brauerei im Winter Eis aus dem nahen Falkenhagener See sägen ließ, um damit im Sommer Bier zu kühlen, sind lange geschlossen. Das Gleiche gilt für die Pyramide in Potsdams Neuem Garten, für Friedrich Wilhelm II. 1791/92 von Andreas Krüger errichtet: ein alter, nur noch von außen zu besichtigender Eiskeller für die Küche des nahen Marmorpalais, entworfen nach dem Vorbild der Pyramide „La Galcièr“ im Park „Désert de Retz“ westlich von Paris.

Also doch wieder Schlittschuhlaufen. Das war noch in den siebziger Jahren ganzjährig sogar im Europa-Center möglich, heute ist das ein saisonales Vergnügen, während der Weihnachtsmarkt-Wochen um einige mobile Anlagen ergänzt, die bis auf die vor dem Musicaltheater am Potsdamer Platz verschwunden sind, aber es gibt ja feste Traditionsstätten des Kufenvergnügens, das Wilmersdorfer Horst-Dohm- und das Weddinger Erika-Hess-Eisstadion, das Sportforum Hohenschönhausen und andere mehr. Einen zugefrorenen Schlachtensee ersetzt das nicht, aber es sind doch recht ansehnliche Anlagen: Auf dem 400-Meter-Oval in Wilmersdorf kann man ziemlich oft auf die Nase fallen, auf der davon umschlossenen 30x60-Meter-Fläche natürlich auch.

Das ist beim Skispringen ungleich schmerzhafter, zumal ohne Schnee. Auf den vier Schanzen des Wintersportvereins Bad Freienwalde 1923, der nach eigener Diktion „das nördlichste Skisprunggebiet Deutschlands“ betreibt, saust man zur Not auf grünen Matten zu Tal.

Doch so berauschend das Gleiten und Fliegen auch sein kann – das wahre Winterglück sieht für viele anders aus: „Zwei Spuren im Schnee führ’n herab aus steiler Höh.“ Im Kleinen liegt das gar nicht so fern, obwohl man allzu steile Höhen in der Senftenberger „Snowtropolis“-Skihalle nicht erwarten darf. Bis zu 25 Grad Gefälle, das schon, aber nach 130 Metern Abfahrt, in wenigen Sekunden zu bewältigen, ist Schluss. Um die Gelenke fürs richtige Ski-Vergnügen wieder fit zu machen, den Hüftschwung zu üben, muss das genügen, und falls sich allzu rasch Langeweile einstellt, bleiben die übers Gefälle verteilten Hindernisse für akrobatisch veranlagte Snowboarder oder wieder der Rückgriff auf die guten alten Schlittschuhe. Und wer vom Schnee gar nicht mehr lassen mag, kann ihn gleich mitnehmen. Will man beispielsweise im Sommer zum Kindergeburtstag unbedingt eine weiße Rodelbahn anbieten – Snowtropolis erfüllt den Wunsch, für 48 Euro netto pro Kubikmeter. Abholen muss man sich das weiße Gold aber selbst.

EISBAHNEN

Wilmersdorf: Horst-Dohm-Eisstadion, Fritz-Wildung-Str. 9, Mo bis Fr 9-18 und 19.30-22 Uhr, Sa 9-22 Uhr, So 10-18 Uhr (bis 24.2.); Tel. 8973 2734, www.horst-dohm-eisstadion.de

Wedding: Erika-Hess–Eisstadion, Müllerstr. 185, Mo/Di 9-12 und 15-17.30 Uhr, Mi/Do 9-12, 15-17.30 und 19.30-21.30 Uhr, Fr/Sa 9-12 Uhr, 15-17.30 und 19.30-22 Uhr, So 9-12 Uhr und 14-17 Uhr, Di/Do Frühlauf 7.30-9 Uhr (bis 10.3.); Tel. 4690 7955

Steglitz: Eisbahn Lankwitz, Leonorenstr. 37, Mo/Di 10-13 Uhr, Mi 10-15.30 Uhr, Do/Fr 10-18.00 Uhr, Sa 12-21.30 Uhr, So 12-18 Uhr; Tel. 77328905, www.eisbahn-lankwitz.de

Charlottenburg: Eissporthalle „PO9“, Glockenturmstr. 14, Mo 15-17 Uhr (nur Frauen und Eltern mit Kindern bis 6),Di bis Do 9.30-11.30 Uhr, 12-14 Uhr, 14.30-16.30 Uhr, Fr 9.30-11.30 Uhr (Senioren ab 60 und Behinderte); Tel. 315114924

Neukölln: Eisstadion, Oderstr. 182, Mo bis Fr 9-13, 15-18, 19-21.30 Uhr, Sa 9-12, 15-18, 19-21.30 Uhr, So 9-13, 14-17 Uhr; Telefon 6280 4403

Lichtenberg: Sportforum Hohenschönhausen, Konrad-Wolf-Str. 39; Mo 18-20 Uhr, Di bis Do 10.30-12.30, 19-21 Uhr, Fr 18-20, 21-23 Uhr, Sa 16-18 Uhr und 19-21 Uhr, So 10.30-12.30 Uhr, 15-17 Uhr und 18-20 Uhr; Tel. 9717 3102

Köpenick: Eisbahn am Restaurant Rübezahl, Müggelheimer Damm 143; Mo bis So 10-12.30, 13-16.30, 17- 19.30 Uhr (bis 17.3.); Tel 6566 1688, www.mueggelseeterrassen.de

Mitte: Eisbahn Marlene-Dietrich-Platz, bis 6.1. tägl. 10-22 Uhr (Telefonnummer 259 39299, www.winterwelt-berlin.de)

Infos: Eintritt überwiegend 3,30 Euro, erm. 1,60 Euro; www.berlin.de/orte/eisbahnen

SKISPRINGEN

Bad Freienwalde: Der Wintersportverein hat vier unterschiedliche Schanzen und bietet auch Schnuppertraining. Anfrage an Trainer Karl-Heinz Hähnel unter Tel. 0162/103 3096. Infos unter www.wsv1923.de

SKILAUFEN

Senftenberg: Snowtropolis-Skihalle, Tropolis 1 in 01968 Hörlitz; Skihalle: Mi bis So 10 - 21 Uhr (Liftpass 1 Std. 12 Euro, Sa/So 15 Euro); Eisbahn: Mi bis Fr 16- 18.30, 19-21.30 Uhr, Sa/So 10-12:30, 13-15.30, 16-18.30 Uhr (Sa auch 19 - 21.30 Uhr); Tel. 03573 36370-0, www.snowtropolis.de

ZOO

Königspinguine: Fütterung täglich um 13.45 Uhr

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