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Abiturfeier: Abschluss nur mit Ball

Zum Ende der Schulzeit wünschen sich viele Schüler ein rauschendes Fest, das „ein bisschen wie Berlinale“ aussehen soll. Anbieter locken mit All-Inklusive-Veranstaltungen.

Ein Erlebnis soll es werden, das im Gedächtnis haften bleibt – der Abiball. Das Großereignis am Ende der Schulzeit ist ein Muss für die meisten Abiturienten. Beim Organisieren und Finanzieren fühlen sich viele „Abikomitees“ allerdings von Eltern und Lehrern allein gelassen. Mario Kegler, Abiturient am Lise-Meitner-Oberstufenzentrum in Neukölln, wüsste gerne, wie die Jahrgänge vor ihm den Ball gemanagt haben. Doch zu denen gebe es keinen Kontakt.

Also surften Mario und seine Mitschüler im Internet und stießen auf das Portal „Abihaus“ der Firma Berlin-Event, einem All-Inklusive-Anbieter von Abifeiern, Abireisen und dem ganzen Drumherum. Eigentlich hatten die Schüler nur einen Raum zum Feiern gesucht. „Uns war gar nicht bewusst, dass hinter Abihaus ein Veranstalter steckt.“

Berlin-Event managt nun komplett Saal, Catering, Beleuchtung, Dekoration und Sicherheitspersonal. Auch für Musik und Bühnenprogramm haben die Eventprofis maßgeschneiderte Angebote im Programm. Dann würde die Kalkulation von rund 13 000 Euro aber kaum ausreichen. Die Ballkarte soll 46 Euro kosten. Das empfinden viele Eltern und Lehrer als zu teuer. Schließlich sollen Freunde und Verwandte dabei sein. Die Firma Abi.Stars aus Bochum kalkuliert in Städten wie Hamburg oder München mit Kartenpreisen von 50 bis 70 Euro. In Berlin liege die Schmerzgrenze etwas darunter, deshalb sei der Markt hier eher „unspannend“, sagt André Helwig von Abi.Stars.

Der Trend geht zu Glamour und Pomp, „ein bisschen wie Berlinale soll es aussehen“, sagt Helwig. Bis zu 1000 Gäste würden in Schulen der besseren Hamburger Viertel zusammenkommen. Um die Kosten erträglich zu halten, werden „Vorfinanzierungspartys“ organisiert, ebenfalls vom Veranstalter. Zudem können Sponsoren wie Versicherungen oder Banken geworben werden, die dann im Ballsaal ihre künftigen Kunden ansprechen dürfen.

Längst feiern auch Zehntklässler ihren Schulabschluss mit einem Ball. Die Mädchen kaufen ihr erstes Abendkleid, die Jungen einen eleganten Anzug. Auch dafür gibt es spezielle Anbieter im Internet. Wer besonders viel von sich hält, fährt mit einer Limousine vor. „Das wird langsam wie in New York oder Dubai“, erzählt Marco Worm von Berlin-Event. Geladen wird in ein Landhaus oder ein Hotel. Das Humboldt-Gymnasium Eichwalde feierte 2009, unterstützt von Berlin-Event, mit 700 Personen in einem Saal in Pankow. Höhepunkte waren eine „Eisskulptur“ und der „Schokoladenbrunnen“.

Bernd Kokavecz vom Humboldt-Gymnasiums in Tegel sieht im Abiball ein gesteigertes Bedürfnis nach Feierlichkeit. Das habe vor etwa 20 Jahren eingesetzt. Die Schüler der 68er Generation hätten sich das Abiturzeugnis ganz profan im Sekretariat abgeholt, in bewusster Ablehnung eines „würdigen Rahmens“.

Das neu entfachte Bedürfnis nach einem rauschenden Fest durchzieht offenbar alle Bildungsschichten. Die Fritz-Reuter-Gesamtschule in Lichtenberg feiert ebenso regelmäßig ihren Abiball – mit Hütehochwerfen und Tauben-steigen-lassen – wie das Lessing-Gymnasium in Wedding. „Da kommen alle wie aus dem Ei gepellt“, erzählt Direktor Michael Wüstenberg. Die Kartenpreise liegen bei 45 Euro. Immerhin wird der Abiball als „Fest der Schule“ verstanden, also kann das Abikomitee mit einer beratenden Unterstützung durch die Lehrer rechnen.

Wer noch auf der Suche nach einem schönen Ort für seinen Abiball ist, hat jetzt etwas Neues zur Auswahl: Im Museum „Kunst und Kulturen der Welt“, das zum Ethnologischen Museum Dahlem gehört, organisiert der Veranstalter und Caterer „Esskultur“ Abibälle. Eine Schule kann dort dieses Jahr sogar ihren Abiball gewinnen.

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