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Schule: ADAC crasht Wohnmobil

Wohnmobil-Crash: Vieles besser, aber nicht alles gut

In der Bundesrepublik sind derzeit rund 350 000 Wohnmobile zugelassen. Jährlich kaufen rund 18 000 Deutsche ein neues. 1112 Personen kamen im vergangenen Jahr in solchen Fahrzeugen zu ernsthaftem Schaden. Vier starben. Das sind verglichen mit den Folgen aller Verkehrsunfälle (4043 Tote in Pkw) keine allzu spektakulären Zahlen. Jedoch: Es geht um Menschen. Warum also, so fragte der ADAC, mussten sie leiden? Und in der Folge: Was ist zu tun, auch diese Schicksalszahlen zu mindern? Erkenntnisse hatten die Unfallforscher schon aus dem Jahre 1993. Damals knallten sie bei der BAST ein Alkovenmodell auf Fiat Ducato mit 32 km/h auf eine feste Wand. Das Ergebnis war beängstigend.

Jetzt wurde der Test unter möglichst gleichen Bedingungen wiederholt. Erneut ein nun der nächsten Generation entstammender Ducato, wieder ein Alkovenwohnmobil mit (ebenso üblich wie gefährlich) hinten liegender Küche, urlaubsmäßig beladen auf das zulässige Höchstgewicht von 3,4 Tonnen. Max Stich, ADAC-Vizepräsident für Touristik kommentierte das Ergebnis aus Anlass des Automobilsalons in Düsseldorf: „Die Wohnmobilhersteller sind sich ihrer Verantwortung bewusst und haben gute Arbeit geleistet!“ Also alles bestens? Mitnichten.

Das Basisfahrzeug, der Ducato von Fiat, ist natürlich besser geworden. Ihm und auch dem Aufbau eines nicht genannten Herstellers wurden gutes beziehungsweise sehr gutes Deformationsverhalten bescheinigt. Auch die Verbindung zwischen den Bauteilen (1993 noch als „Schwachstelle“ erkannt) wurde nun als „sehr gut“ bewertet. Schwachpunkt geblieben sind die Möbel. Urteil: „Mangelhaft“. Sie bringen zwar keine unmittelbare Lebensgefahr, erwiesen sich aber als stark verbesserungsbedürftig. So halten die Türen von Schränken und Nasszelle nicht. Der Kühlschrankinhalt und der der Schränke fliegt nach dem Aufprall munter nach vorn. Russisches Roulette. Wer getroffen wird, verliert. Dabei kann es wirklich nicht schwierig sein, Zuhaltungen und Scharniere solider zu dimensionieren. 1993 hätten die Insassen nur mit schweren Verletzungen überlebt.

Heute wären je nach Sitzposition die Blessuren der Insassen hinten nicht allzu schlimm. Jedoch: Die Staukästen der Quer- wie auch der Längssitzbänke rissen aus den Fugen, die Sitzflächen brachen zum Teil ein. Wer hier gesessen hätte, wäre an Brust und Bauch verletzt worden. Fahrer und Beifahrer genießen den Schutz des Trägerfahrzeuges. Jedoch: Das Fahrerhaus wird geringfügig in den Aufbau hineingedrückt. Folge: Die Türen gehen nicht mehr ohne Gewalt auf. Werden die Folgen schlimmer, ist nicht die Technik, sondern der falsch gesicherte Mensch selbst schuld. Abhilfe sieht der ADAC kurzfristig in einer Flut von ganz gewiss nicht gemütlichkeitsfördernden Aufklebern. Sie sollen Verhaltensregeln bieten (Verbote und Gebote) und zulässige Sitzplätze anweisen. Längerfristig helfen dann konstruktive Verbesserungen, Dreipunkt-Automatik-Gurte an allen Fahrsitzplätzen, Erweiterung des Crash-Bewegungsraumes, weitere Steigerung der Fahrzeugstabilität. Es ist vieles besser geworden, das zeigt der Test. Aber es bleibt eine Menge zu tun. P. Rauchfuss

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