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Schule: Auf Wunsch mit Piep

Seit einigen Wochen ist der überarbeitete Renault Laguna auf dem Markt. In ihm kann man flott und komfortabel reisen – und Hightech gibt’s für alle Lebenslagen

Die seelischen Abgründe eines Autoredakteurs sind mitunter schwindelerregend: Vor einigen Tagen stand der Autor dieser Zeilen mit einem hübschen neuen Auto an einer Ampel in Mitte und wartete darauf, dass sie auf Grün umspringt. Plötzlich blieben Passanten stehen, blickten neugierig zu ihm herüber und begannen, auf das Auto deutend, angeregt zu diskutieren. Ein Adrenalinstoß durchströmte den Redakteur und ein nie erlebtes Gefühl von Bedeutsamkeit. Und schlimmer noch. Gleichzeitig wurde ihm klar, dass er insgeheim schon immer auf solch eine Szene gewartet hatte. Zum Glück sprang die Ampel schon bald darauf auf Grün um. Aber das ist nur die eine Seite der Geschichte, die andere ist die Tatsache, dass sich dieses Erlebnis nicht in einem Porsche-Cabrio oder einem Ferrari zutrug. Nein, es geschah in einem Auto aus Massenproduktion, einem Renault Laguna Kombi.

Nun gut, es war an einem schönen Sommertag als der Renault in die Redaktion gebracht wurde. Die Sonne schien prächtig und ließ den nagelneuen, dunkelroten Laguna in aller Herrlichkeit strahlen. Auch wird für immer ein Geheimnis bleiben, über was sich die neugierigen Fußgänger unterhielten. War es die satte Farbe oder die schnittige Form? Fakt ist, der Autor dieser Zeilen fiel auf in der Familienkutsche. Und Fakt ist auch, dass die einige Tage später gestellte Frage: „Papa, können wir den behalten?“ der Ausdruck eines klaren Wunsches war.

Vor wenigen Wochen hat Renault die optisch und technisch überarbeitete Version des Laguna auf den Markt gebracht. Im Jahr 2001 kam dessen derzeitige, zweite Generation auf den Markt, wurde in Europa bis 2004 insgesamt 780 000 Mal produziert und zählt damit zu den meist verkauften Modellen seiner Klasse. Besondere Aufmerksamkeit erhielt das Mittelklasse-Modell, weil es 2001 als erstes Auto der Welt im NCAP-Crashtest die Höchstwertung von fünf Sternen für passive Sicherheit erreichte.

Solch eine Rüstung schafft ein gutes Gefühl bei den Insassen. Die Schönheitskur hat dem Franzosen aber auch gut getan. Gerade die Frontpartie wirkt jetzt frischer und klarer. Die auffälligen grauen Elemente des Vorgängers, etwa an der Spitze der Motorhaube, sind nun in Wagenfarbe lackiert und lassen den Laguna wie aus einem Guss erscheinen.

Im Innenraum waren die Designer bei der Farbwahl nicht ganz so mutig. Die Ausstattung in „Cognac-grau“ gibt schon das Rätsel auf, welcher Cognac denn bitteschön grau ist. Einen erfrischenden Kontrast dazu bilden jedoch die Armaturentafel und die komplett neu gestaltete Mittelkonsole. Das klar geordnete Cockpit beherbergt neu gestaltete Rundinstrumente. Dazwischen liegt ein digitales Informationsdisplay. Zwischen Fahrer und Beifahrer ist der Bildschirm des aufpreispflichtigen Navigationssystems platziert. Gesteuert wird das hochwertige Carminat- Gerät, ähnlich wie bei BMW, mittels eines kleinen Dreh-und-Drück-Knopfs in der Mittelkonsole. Das ist für den Fahrer sehr komfortabel.

Aber zurück zu den Abgründen der Fahrerseele. Die offenbaren sich nämlich, sobald der Motor mittels Hightech-Chipkarte und Startknopf statt des herkömmlichen Schlüssels zum Leben erweckt wird. Schon die Chipkarte verführt zu hemmungslosen Angebereien. Aber dann erst der Motor. Der 2,2-Liter-Turbodiesel, der den „flammenroten“ Franzosen antrieb, leistet 102 kW (140 PS). Sein maximales Drehmoment beträgt 320 Nm ab 1750/min. und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Bei diesen Leistungen braucht man nicht einmal zehn Sekunden für die Beschleunigung auf Tempo 100. Dabei ist er zwar nicht flüsterleise, aber auch nie unangenehm laut. Vor allem reagiert der Motor in jedem Drehzahlbereich so munter, dass die Kombination aus Diesel und Kombi einen hohen Nutzwert und einen ebensolchen Spaßfaktor besitzt. Die Motoren erfüllen bis auf eine Ausnahme die Abgasnorm Euro 4 – und da dürfte sich so mancher Fahrer wider besseren (Umwelt-)wissens dabei erwischen, auch für kurze Wege mit dem Wagen zu liebgäugeln.

Der Kofferraum des 4,71 Meter langen Laguna Grandtour fasst bei einer Beladung bis zur Fensterunterkante 475 Liter. In der Fließheckversion sind es 430 Liter. Das ist ordentlich. Durch Umklappen der Rückbank lässt sich das Volumen des Kombi bis auf 1515 Liter erweitern, die Fließheckversion bietet dann 1340 Liter. In den Tank passen 68 Liter. Bei einem Verbrauch, der je nach Gangart rund um die sieben Liter liegt, kann man damit getrost auf weite Reise gehen. Und auch die Passagiere fühlen sich dank eines Radstands von 2,74 Meter wohl. Denn damit sind die Platzverhältnisse äußerst großzügig.

Auch die Ausstattung des Laguna kann sich sehen lassen. Serienmäßig gibt es zum Beispiel elektrische Fensterheber und Klimaanlage, Lederlenkrad und Dachreling. Und wer sich noch eine Extraportion leisten möchte, findet gegen Aufpreis eine üppige Liste mit Zusatzausstattung: Da gibt es die automatische Parkbremse, die beim Ausschalten des Autos von selbst aktiviert und beim Losfahren ebenfalls ohne Zutun deaktiviert wird. Die Licht-An-Automatik wird ihrem Namen gerecht, sobald es in einen Tunnel geht oder Nacht wird. Mit Tempopilot, Einparkhilfe oder Reifendruckkontrolle lässt sich der Laguna zum Hightech-Vehikel aufrüsten. Damit erreicht er schnell Oberklasse-Niveau und bietet anfälligen Zeitgenossen noch mehr Versuchungen in Sachen Prahlerei – oder einfach ein Auto mit einem interessanten Preis-/Leistungsverhältnis. Denn den Einstieg in die Lagunawelt gibt es ab 20 000 Euro und das ist überaus konkurrenzfähig.

Roland Koch

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