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Schule: Ausflug in die Autostadt

Warum nicht mal auf Klassenfahrt nach Wolfsburg? Dort gibt es jetzt ein Bildungsprogramm für Schüler

Während Katharina Drähte lötet, kleine Kunststoffräder befestigt und sich mit dem Getriebe ihres Modellautos beschäftigt, kümmert sich ihre Mitschülerin Julia um das Design. Sie setzt sich mit Trends auseinander, skizziert Ideen und modelliert ein Auto aus Plastilin, so wie es richtige Autodesigner auch tun.

„Das ist endlich mal etwas Praktisches“, sind sich die Schülerinnen einig. Die beiden Zehntklässlerinnen aus Offenbach besuchen mit ihren Schulklassen Workshops in der Autostadt in Wolfsburg – so wie jährlich etwa 125 000 Heranwachsende aus ganz Deutschland. Sie alle haben in Wolfsburg Gelegenheit, sich mit den verschiedenen Facetten der Mobilität auseinanderzusetzen. Denn diese spiele, sagt der Leiter der Bildungsabteilung, Michael Pries, auch für Schüler eine große Rolle. „Wenn sie auf einer Weltkarte Orte, in denen sie aufgewachsen sind oder die sie besucht haben, markieren, finden sich Punkte auf allen Kontinenten“, berichtet der Erziehungswissenschaftler, der Mobilität als körperliche und geistige Bewegung versteht.

In den fächerübergreifenden Kursen und Projekttagen geht es daher nicht nur um Autos und Straßenverkehr. Kurse wie „Der Weg des Diamanten“ oder „Kaffee macht mobil“ behandeln wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte. Auch Tanz- und Filmprojekte bietet das Programm. Im Workshop „Nachspiel“ schlüpfen Schüler in die Rollen von Richtern, Gutachtern, Zeugen, Unfallbeteiligten und Anwälten, um die Gerichtsverhandlung zu einem Verkehrsunfall zu führen, den sie ergänzend rekonstruieren. Dabei wechseln sie zwischen Physik, Gesellschaftskunde und Deutsch und eignen sich fächerübergreifendes Wissen an.

Die Schüler sollen an Themen herangeführt werden, sie sollen Möglichkeiten bekommen, sich auszuprobieren. Das Programm richtet sich an alle Altersgruppen. So können Kinder ab vier Jahren in Kursen technischer Frühbildung naturwissenschaftliche und technische Phänomene entdecken, Jugendliche sich mit Pavillongestaltung beschäftigen oder einen respektvollen Umgang in Unternehmen und zeitgemäße Etikette trainieren.

In großzügigen Räumlichkeiten können sie an verschiedenen Versuchsstationen selbst aktiv werden: Solarmobile steuern oder Crashtests simulieren. In der kleinen Automanufaktur haben Schüler die Gelegenheit, Fahrzeuge nach ihren Vorstellungen zu konstruieren. Sie arbeiten mit entsprechenden Werkzeugen und Materialien sowie an Computern und lernen zudem die Produktionsabläufe der Automobilindustrie kennen. Drei- bis Elfjährige erleben im Mini-Käfer realitätsnahe Situationen im Straßenverkehr, lernen, sich verkehrsgerecht zu verhalten und nehmen einen Kinderführerschein mit nach Hause.

Rund 70 pädagogische Mitarbeiter konzipieren und begleiten die verschiedenen Bildungsveranstaltungen. Einer von ihnen ist Falk Elbers, der für vier Jahre ein Gymnasium bei Celle gegen die Autostadt getauscht hat. „Schüler, die im Unterricht Schwierigkeiten haben, arbeiten hier drei Stunden konzentriert und haben Spaß dabei“, berichtet der Englisch- und Sportlehrer. Katja Gartz

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