zum Hauptinhalt

Ausstellung: Viele Wege führen zum Abitur

Im Abgeordnetenhaus zeigt eine Ausstellung bis zum 22. Dezember die Arbeit der Oberstufenzentren. Insgesamt lernen dort etwa 90.000 Auszubildende und Schüler.

Eigentlich hätte Michael Schalla heute Nachmittag frei gehabt. Mittwochs hat der 22-Jährige nur bis 15 Uhr Unterricht – aber jetzt sitzt er an einem Tisch vor der Wandelhalle des Abgeordnetenhauses, vor sich Broschüren und CDs. Er bereitet die Mappen vor, die die Besucher der Ausstellung der Berliner Oberstufenzentren (OSZ) bekommen sollen – und auf der Eröffnungsveranstaltung, die gleich stattfindet, wird Schalla mit seiner Digitalkamera Fotos machen. Wie er mit der Kamera umgehen muss, hat er am OSZ für Kommunikations-, Informations- und Medientechnik gelernt.

An der Ausstellung, die noch bis zum 22. Dezember zu sehen ist, haben viele Schüler der 35 Berliner OSZ mitgewirkt. Sie soll eine Leistungsschau der Zentren sein, an denen die Jugendlichen sich in mehr als 300 Berufen dual ausbilden lassen oder höhere Schulabschlüsse nachholen können. Die Wege sind vielfältig: An den beruflichen Gymnasien mit speziellen Leistungsfächern können die Schüler Abitur machen, an den Berufsfachschulen der OSZ gibt es vollschulische Ausbildungen. Hier können die Schüler außerdem auch die Fachhochschulreife erlangen, so wie Michael Schalla es vorhat. „Meine Ausbildung zum Medienassistenten dauert drei Jahre“, sagt er. „Dazu mache ich noch das Fachabi.“

Insgesamt lernen etwa 90 000 Auszubildende und Schüler an den Berliner OSZ. Eine beachtliche Zahl – die aber in der Öffentlichkeit nicht genügend beachtet wird, wie Pit Rulff findet. Er leitet die Wittenauer Ernst-Litfaß-Schule, ist außerdem Vorsitzender der Berliner Vereinigung der Leitungen Berufsbildender Schulen (BBB) und damit für die Berliner OSZ insgesamt zuständig. „Die erfolgreiche Arbeit der Oberstufenzentren wird nicht genug wahrgenommen“, sagt Rulff. Er wünscht sich mehr Möglichkeiten für die OSZ, eigenverantwortlich zu handeln – und mehr Geld von der Bildungsverwaltung des Senats: „Wenn wir unseren guten Standard halten wollen, muss da nachgelegt werden.“

Schon jetzt machen sich Missstände bemerkbar: Schüler berichten von Lehrermangel und ausfallendem Unterricht. Auch bei der Technik müsste an vielen Stellen nachgebessert werden, sagt Rulff. An manchen Schulen sind die Computer veraltet, an Rulffs OSZ für Druck- und Medientechnik wurden zwar die Werkstätten saniert, aber es fehlt das Geld für neue Druckmaschinen. „200 000 Euro investive Maßnahmen für alle Berufsschulzentren sind nahezu lächerlich“, sagt Rulff. Er forderte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) auf, eine „solide Investitionsplanung“ für die OSZ im Berliner Haushalt zu verankern.

Deshalb schien Rulff auch das Abgeordnetenhaus der perfekte Platz für die Ausstellung zu sein – schließlich laufen die politischen Entscheidungsträger hier täglich an den Exponaten vorbei. Die Schüler haben die Ausstellung zu großen Teilen selbst vorbereitet: Die Holztechniker und Designer der Ernst-Breuer-Schule etwa haben große Torbögen gebaut, auf denen sich die einzelnen Schulen präsentieren. Das OSZ Sozialwesen 2 ist mit einer zehnköpfigen Schülerband zur Eröffnung angerückt, und die Schüler vom OSZ für Medientechnik dokumentierten den Abend mit professionellen Kameras. Auch Michael Schalla war dabei und hat Fotos beigesteuert für die Dokumentation.Christian Helten

Ausstellung im Abgeordnetenhaus, Niederkirchnerstr. 3–5, Mitte. Bis 22.12., 9–18 Uhr, am 9.12. bis 12 Uhr. Anmeldung erforderlich unter Tel.: 23 25 10 65

Christian Helten

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false