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Auswahlkriterien: Qual der Wahl

"Aussagefähigkeit" ist ein beliebtes Wort, geht es um Bewerbungen. Im Berliner-Senat wird darüber diskutiert, wie die Hochschulen des Landes Berlins ihre Studenten aussuchen.

Lange haben die Hochschulen gefordert, sich ihre Studierenden selbst aussuchen zu dürfen – in der Hoffnung, so die am besten geeigneten Kandidaten herausfischen zu können. In Berlin ist dieser lang gehegte Wunsch seit dem Sommer 2005 in Erfüllung gegangen. Gibt es mehr Bewerber als Plätze, was in fast allen Studiengängen der Fall ist, werden 60 Prozent der Studierenden nicht mehr nur nach der Abiturnote, sondern auch nach zusätzlichen Kriterien ausgewählt, selbst wenn die Abiturnote noch immer den größten Einfluss haben muss. Die Hochschulen haben jedoch schnell gemerkt, dass sie sich mit ihrer Forderung nach eigener Studierendenauswahl überhoben haben, denn die Verfahren sind angesichts der hohen Zahl der Bewerber äußerst aufwendig. Der Senat hat die Hochschulen deshalb inzwischen dazu gezwungen, zusätzliche Kriterien anzuwenden, seit dem Sommer 2007 ist die Übergangsfrist abgelaufen.

Wie gehen die Hochschulen inzwischen mit der Studierendenauswahl um?, wollte jetzt die SPD-Abgeordnete Jutta Koch-Unterseher in einer Kleinen Anfrage an den Senat wissen. Das Ergebnis: Die meisten Hochschulen machen davon fast flächendeckend Gebrauch. Eine Ausnahme macht allerdings die TU. Dort berücksichtigen nur drei Prozent der Studiengänge zusätzliche Kriterien bei der Auswahl der Studierenden. Der Grund: In den meisten Studiengängen ist die Zahl der Bewerber zwar größer als die der Studienplätze – aber nicht so groß, dass sich zusätzliche Auswahlverfahren lohnen würden, wie TU-Sprecherin Kristina Zerges auf Anfrage mitteilte. Der Senat scheint dieses Argument ernst zu nehmen. Man werde die Hochschulen „ermutigen“, ihre Zulassungsverfahren weiterzuentwickeln, heißt es nachsichtig in der Antwort auf die Kleine Anfrage.

Das beliebteste zusätzliche Zulassungskriterium ist die Berufspraxis – vermutlich, weil es mit wenig Aufwand für die Hochschulen verbunden ist. An den meisten Berliner Hochschulen machen zwischen 92 und 100 Prozent der Studiengänge davon Gebrauch. Insbesondere bei den meisten Fachhochschulen beliebt sind auch gewichtete Einzelnoten. Hingegen machen an der FU nur zwei Prozent der Studiengänge davon Gebrauch, an der HU 16 Prozent und an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) nur vier Prozent. Studierfähigkeitstests werden überwiegend gar nicht oder selten eingesetzt: an sechs Prozent der Studiengänge der FU, an der FHTW (vier Prozent) sowie an der Alice-Salomon-Fachhochschule (25 Prozent). Die Fachhochschule für Wirtschaft (FHW), an der 85 Prozent der Studiengänge Studierfähigkeitstests durchgeführt hatten, schafft diese zum Sommersemester ab. Über den Grund hierfür konnte die Hochschule auf Anfrage keine Auskunft geben.

Die wegen ihres hohen Aufwands und ihrer Aussagefähigkeit umstrittenen Auswahlgespräche werden nur an der Charité und an der Alice-Salomon-Fachhochschule in einem Viertel der Studiengänge eingesetzt – an der Humboldt-Universität nur im Studiengang Chemie. Das entspricht einem Prozent derjenigen Studiengänge der HU, die zusätzliche Kriterien bei der Zulassung heranziehen. akü

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