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Berliner Schulen: Bronze in Peking für ein Team aus Charlottenburg

Die Mandela-Schule schaffte Platz drei beim weltgrößten Schülerwettbewerb.

Die Lehrer machen als erste schlapp. Nach zwei Stunden mit Begrüßungsansprachen und dem Vorstellen aller Teams fällt das Zuhören schwer: Der Mathelehrer aus Sri Lanka tuschelt, die Rumänin kann ihre Füße nicht stillhalten. Ganz anders die Schüler: Die wirken immer noch konzentriert.

50 Teams aus aller Welt haben es ins Finale des Mondialogo-Wettbewerbs geschafft, je ein Schüler und sein Lehrer sind nach Peking gereist, um hier stellvertretend für ihre Gruppe das Projekt vorzustellen, an dem sie mit einer zugelosten Partnerschule monatelang arbeiteten. Anthea Schneider, 17, vertritt die Nelson-Mandela-Schule in Charlottenburg. Ihr Projekt: sich darüber klar werden, was Heimat bedeutet, wann man sich heimisch fühlt und wann fremd. Dafür haben sie zu Hause kleine Zettel verteilt und Mitschüler um Antworten gebeten. An der Partnerschule in Mexiko geschah dasselbe.

Andere Teilnehmer entschieden sich für soziale Projekte: Die US-Amerikaner und Syrer etwa verkauften Bücher und spendeten den Erlös an irakische Flüchtlinge. Das serbisch-libanesische Team entwarf am Reißbrett einen Spielplatz, der von behinderten und gesunden Kindern gleichermaßen genutzt werden kann. Rollstuhl-Schaukel inklusive.

In Peking wohnen die Teams vier Tage lang im „Jade Garden“, einem Hotel nahe des alten Kaiserpalasts. Es dauert nicht lange, bis sich die ersten Schüler anfreunden. Ein gutes Gesprächsthema: die Schule zu Hause. Der Philippino Jermaine schockt alle, als er erzählt, dass er jeden Morgen um vier aufsteht, weil sein Schulweg so lang ist. Die Teilnehmer sind neugierig aufeinander, fragen sich aus. Und finden beim Abendessen kulturelle Gemeinsamkeiten. Was fast alle hier lieben: das Internet. Die kleinen Videos, die sie auf Youtube anklicken, egal, ob sie in Kolumbien oder Malaysia leben.

Über das Internet haben die Partnerteams auch während der Vorbereitungsphase kommuniziert und ihre Projekte vorangetrieben. In den meisten Fällen auf Englisch. Für die Berliner war das kein Problem, sie sprechen fließend Englisch, die Mandela-Schule ist eine internationale Gesamtschule. Auch die Teilnehmer aus Malaysia sind Englisch ab der ersten Klasse gewohnt. Und die Chinesen geben sich extra Vornamen, weil ihre echten für westliche Ohren schwer verständlich sind. Also heißt Liu Siyao jetzt „Kelly“, Fang Dayi nennt sich „Jack“.

Unter den Lehrern macht sich ebenfalls bald Zeltlagerstimmung breit. Das Gefühl, einfach froh zu sein, dass man dabei ist. Die Inderin wird Mondialogo später einen „aktiven Friedensprozess“ nennen. Und der Lehrer aus Sri Lanka fällt seiner türkischen Kollegin um den Hals und wünscht allen ein langes Leben.

Florentine Baumann, Antheas Lehrerin aus Berlin, ist bereits zum zweiten Mal dabei. Sie ist überzeugt vom Konzept dieses Wettbewerbs, weil er Schülern ein selbstbestimmtes, kreatives Arbeiten in der Gruppe ermöglicht, sagt sie.

Am Ende schaffen es die Berliner auf Platz drei. Der erste geht an die Schüler aus Serbien und dem Libanon. Die mit dem Behinderten-Spielplatz. Die Chancen stehen gut, dass ihr Projekt Sponsoren findet und so ein Platz, wie sie ihn sich vorstellen, tatsächlich gebaut wird. Vielleicht in Belgrad, vielleicht in Beirut. Die Sieger des letzten Mondialogo-Wettbewerbs hatten eine Schule für Straßenkinder in Indonesiens Hauptstadt Jakarta geplant. Die Schule unterrichtet inzwischen 60 Kinder.

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