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Schule: Die Reise geht zu den Kompakten

Neue Aufbauten für neue Basisfahrzeuge: Auf dem Caravan Salon zeigen die Hersteller, was sie zu bieten haben

Manchmal erscheinen Neuheiten, weil jemand einfach eine frische Idee umgesetzt hat. Und manchmal kommen Neuheiten, weil es schlicht und einfach nicht anders geht. Der Caravan Salon in Düsseldorf (25. August bis 3. September) ist in diesem Jahr ein Beispiel für den zweiten Fall. Schließlich sind gerade die Erschaffer von Reisemobilen darauf angewiesen, dass sie bei den Autoherstellern die Basisfahrzeuge zum Aufbau ihrer fahrendenWohnungen bekommen. Bei den Herstellern gab es allerdings jüngst das seltene Ereignis, dass nahezu alle Anbieter dieser so genannten Basisfahrzeuge einen Modellwechsel durchgeführt haben – was die Reisemobil-Macher zu Neuentwicklungen zwang. In Düsseldorf wird es daher so viele Neuheiten zu sehen geben wie kaum jemals zuvor.

Die Liste der Neuheiten bei den Basisfahrzeugen ist lang. Bei Mercedes hat man eine neue Generation des Sprinter aufgelegt, was mit dem Crafter auch ein neues Modell von VW zur Folge hat. Beide werden schließlich in Kooperation gebaut. Ähnlich sieht es bei drei weiteren sehr beliebten Basisfahrzeugen für den Reisemobilbau aus. So hat Fiat gerade den neuen Ducato vorgestellt. Weil der schon traditionell im Verbund mit den Modellen Boxer von Peugeot und Jumper von Citroën entsteht, gibt es hier natürlich auch Nachfolger. Daneben gibt es von Ford die neueste Generation des Transit. Die Schwestermodelle Opel Vivaro und Renault Master bekommen im Herbst Nachfolger.

Weil ein großer Teil der neuen Modelle erst in den vergangenen Wochen zur Verfügung stand, herrscht in den Werkstätten der Reisemobilbauer Stress. „Überall werden noch unter Hochdruck die neuen Reisemobilmodelle entwickelt und gebaut“, erklärt Andrea Erps, Sprecherin der Messe Düsseldorf. Was die Camper zu erwarten haben, beschreibt Frank Binder vom Caravan Industrie-Verband Deutschland (CIVD) in Frankfurt/Main: „Es wird eine ganze Reihe komplett neuer Aufbauten für Reisemobile geben.“

Daneben sorgt der Fortschritt bei den Basisfahrzeugen auch auf der technischen Seite für Neues. Zum Beispiel verfügen die kommenden Modelle durchweg über stärkere und gleichzeitig in Sachen Abgas sauberere Motoren, zudem wird das ESP verstärkt in neuen Reisemobilen zu finden sein, das Gleiche gilt für eine größere Zahl an Airbags.

Ein genereller Trend bei den Reisemobilen hat sich in der Vergangenheit schon angekündigt und wird wohl auch bei den neuen Modellen erhalten bleiben, wenn nicht sogar verstärkt werden: „Während man früher vor allem auf eher große und komfortable Fahrzeuge setzte, sind derzeit die kleineren und kompakten Ausführungen im Trend“, so Binder. Die lassen sich zum einen auch mit den neuen Pkw-Führerscheinen bewegen. Außerdem sind sie wendig genug, um auch im täglichen Stadtverkehr eingesetzt werden zu können.

Ein Beispiel für eine der kompletten Neukonstruktionen im Rahmen des Chassiswechsels findet sich unter den Neuankündigungen von Dethleffs in Isny (Baden-Württemberg). Dort hat man die Baureihe Advantage nicht nur dem neuen Untersatz angepasst, sondern auch den Aufbau selbst gleich komplett mit überarbeitet – was nach Angaben desHerstellers im Endeffekt ein komplett neues Fahrzeug zur Folge hat. Im Innenraum führen die Neuerungen zu einer Auswahl von 21 Grundrissen, auch Ideen aus einer speziell von und für Frauen gestalteten Reisemobilstudie wurden im Rahmen der Neukonstruktion in die Serie übernommen. Dazu zählen Details wie ein sich in der Mitte verjüngender Küchen-Dachschrank für ein verbessertes Raumgefühl oder auch ein verschiebbarer Waschtisch im Sanitärraum.

Trotz des Trends zum kompakten Reisefahrzeug gibt es auch in der Oberklasse Neues. Hymer in Bad Waldsee (Baden-Württemberg) wird beispielsweise die sowohl innen als auch außen komplett neu gestaltete S-Klasse vorstellen. Hier zeigt sich mit den serienmäßigen Farbtönen Champagner oder Smaragdgrün, dass Reisemobile zunehmend von den einst einheitlichen blassen Lackierungen zu mehr Farbe wechseln, hinzu kommen aktuelle Technikdetails wie ein serienmäßiges Xenon-Licht. Innen findet sich dann unter anderem Luxus wie eine gegen Aufpreis lieferbare Lederausstattung oder ein versenkbarer Flachbildschirm.

Auch die Elektronik breitet sich in Reisemobil und Caravan weiter aus. Ging es auf diesem Gebiet in der Vergangenheit eher um Unterhaltungselektronik, fähigere Alarmanlagen oder auch die immer beliebter werdenden Navigationssysteme beziehungsweise Rückfahrkameras, so rückt jetzt das Thema Sicherheit verstärkt ins Blickfeld. In so manchem neuen Caravanmodell wird wohl zum Caravan Salon bereits das neue ATC-System (Al-Ko Trailer Control) des Anbieters Al-Ko aus Kötz (Bayern) zu finden sein.

„Umgangssprachlich handelt sich dabei um so etwas wie ein ESP für Anhänger“, beschreibt Martin Seitz von Al-Ko die Neuheit. Wurde aufkommendem Schlingern eines Caravans bisher in der Regel nur mechanisch entgegengewirkt, übernimmt jetzt die Elektronik diese Aufgabe und soll für bessere Ergebnisse sorgen. Zum System gehören vor allem Querbeschleunigungssensoren, die ungewöhnliche Bewegungen ausmachen – das System kümmert sich dann um die passende Bremswirkung zum Gegensteuern und wirkt auch auf die Anhängerkupplung ein, um den Caravan in der Spur zu halten.

Heiko Haupt

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