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Schule: Einäugigen und Blendern auf der Spur

Die Mängel an Scheinwerfern nehmen zu – mit dem Lichttest sind Autofahrer in der dunklen Jahreszeit auf der sicheren Seite

Manche Notwendigkeit ist seit Urzeiten bekannt – was jedoch nichts daran ändert, dass sie häufig ignoriert wird. Am Auto ist die optimale Beleuchtung während der dunklen Jahreszeit wichtig. Tatsächlich aber sind immer noch viele Fahrzeuge mit defekten oder falsch eingestellten Scheinwerfern unterwegs. Seit 50 Jahren finden deshalb vor der Wintersaison Aktionen statt, bei denen die Lichtanlagen der Fahrzeuge kontrolliert werden. Doch Während die Entwicklung der Fahrzeugtechnik seit 1956 ungeahnte Fortschritte gemacht hat, ist das bei den Autofahrern und deren Sensibilität in Sachen Beleuchtung nicht der Fall: Die Zahl der im Rahmen der Lichttests ermittelten Mängel erreichte 2005 das bislang höchste Niveau.

Angefangen haben die Überlegungen im Hinblick auf einen Lichttest bereits 1955. Damals wurde klar, „dass schlechte Beleuchtung bei der zunehmenden Verkehrsdichte ein großes Sicherheitsrisiko darstellt“, sagt Helmut Blümer, Sprecher des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) in Bonn.

Deshalb entschloss man sich im Bundesverkehrsministerium seinerzeit, etwas zu tun, um diese Gefahr abzuwenden oder zumindest zu verringern. Ergebnis waren im Jahr 1956 die sogenannten Lichtwochen. Von einer umfassenden Aktion konnte anfangs jedoch kaum die Rede sein. „Zuerst beschränkte man sich dabei auf ausgewählte Städte.“ Auch die Kontrolle selbst war noch nicht wirklich umfangreich. Zunächst wurde nur nachgeschaut, ob die Scheinwerfer und die Bremsleuchten richtig funktionierten. Heute dagegen werden insgesamt acht Punkte überprüft; „dazu zählen unter anderem die Rückfahrscheinwerfer, die dritte Bremsleuchte sowie die seitliche Beleuchtung“, sagt Blümer.

Nach Angaben der Deutschen Verkehrswacht (DVW) in Bonn wird die Kontrolle traditionell im Oktober kostenlos vorgenommen. Und zwar nicht mehr nur an einzelnen Standorten, sondern auch in Kfz-Meisterbetrieben und Fachwerkstätten sowie an mobilen Prüfständen. Besteht ein Fahrzeug die Kontrolle anstandslos, bekommt es eine Prüfplakette mit der Aufschrift „Licht-Test 2006“. Die hat den Vorzug, dass der Autofahrer sich für die kommende dunkle Jahreszeit recht sicher sein kann, dass er lichttechnisch gut ausgerüstet ist. Auch bei Lichtkontrollen der Polizei sind mit aktueller Plakette kaum Probleme zu erwarten. Unabhängig davon ist eindeutig festzustellen, dass der Zustand der Beleuchtung an Fahrzeugen in der jüngeren Vergangenheit schlechter geworden ist. Im Jahr 2005 wurden während der Lichttests rund zehn Millionen Fahrzeuge überprüft – rund 39 Prozent hatten Mängel. „Das ist die höchste Mängelquote überhaupt, die seit Beginn der Lichttests festgestellt wurde“, sagt Helmut Blümer.

Nach Angaben des ADAC in München ist die Quote vor allem in den letzten Jahren merklich gestiegen – noch im Jahr 2001 lag sie bei 35,9 Prozent. Und es waren nicht die kleinen Macken an den Lampen, die im Vordergrund standen. Vielmehr wurden vor allem schlecht eingestellte Scheinwerfer bemängelt, die den Gegenverkehr blenden können, daneben standen die „einäugigen“ Fahrzeuge mit nur einem funktionierenden Scheinwerfer im Vordergrund. Der Automobilclub geht davon aus, dass in Deutschland etwa 18 Millionen Autos mit nicht intakter Lichtanlage im Einsatz sind.

Dafür, dass auf den Straßen so viele Funzeln unterwegs sind, gibt es nach Ansicht der Experten gleich mehrere Gründe. „Eine Ursache ist sicherlich, dass der Autofahrer an der Wartung spart“, meint Helmut Blümer. Gerade im Jahr 2005 habe es bei der Zahl der Aufträge in den Werkstätten einen Rückgang um fünf Millionen bei einer Gesamtzahl von durchschnittlich 80 Millionen gegeben.

Helmut Klein vom ADAC Technikzentrum in Landsberg (Bayern) weist außerdem darauf hin, dass der Wechsel einer defekten Glühlampe im Scheinwerfer längst keine Angelegenheit mehr ist, die sich im Handumdrehen an der Tankstelle vornehmen lässt. „Wegen der Enge in den Motorräumen gibt es kaum noch eine Möglichkeit, an die Scheinwerfer zu gelangen und den Wechsel selbst durchzuführen“, so Klein. Statt einen teuren und zeitraubenden Werkstattaufenthalt einzulegen, fährt mancher dann eben mit defektem Licht weiter.

Auf der anderen Seite hängt der Lampenverschleiß auch mit der Technik des Wagens an sich zusammen. „Bei der Lebensdauer einer Lampe kommt es auf die elektrische Spannung an“, erläutert Klein. Wegen der vielen elektrischen Verbraucher in den aktuellen Fahrzeugen wird jedoch mit hohen Spannungen gearbeitet – mit entsprechenden Folgen.

Festgestellt wurde nach Angaben der Fachleute auch, dass sich gerade im Zusammenhang mit der Scheinwerferhöhenverstellung Mängel finden. Hier geht es meist darum, dass die Einstellungsmöglichkeit nicht richtig funktioniert. Hingewiesen wird auch darauf, dass ein Fahrzeug mit Xenon-Scheinwerfern ebenfalls beim Lichttest gut aufgehoben ist: Zwar funktioniert hier die Höheneinstellung automatisch, doch an solchen Autos gibt es noch genügend weitere Leuchten, die zu kontrollieren sind.gms

Heiko Haupt

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