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Elitewettbewerb: Emotionen und Reaktionen

Zwei Berliner Projekte aus dem Elitewettbewerb nehmen die Arbeit auf.

Ab sofort wird geforscht! Vier Cluster haben Berlins Universitäten im Oktober 2007 in der zweiten Runde des Elitewettbewerbs errungen. Nach gut sieben Monaten seien die großen Forschungsvorhaben, die vom Bund und von Berlin bis 2012 mit jährlich 6,5 Millionen Euro gefördert werden, weitgehend arbeitsfähig, sagt die Vizepräsidentin der Freien Universität (FU), Ursula Lehmkuhl. Räume mussten gefunden und Verwaltungsmitarbeiter eingestellt werden, die Gründungsteams haben weitere Wissenschaftler und Nachwuchsforscher hinzugewonnen. Mit dem Projekt der Technischen Universität (TU) „Unifying Concepts in Catalysis“ (Unicat) und dem Vorhaben „Languages of Emotion“ der FU wurden jetzt zwei Cluster feierlich eröffnet.

Nach der zeit- und kräfteraubenden Antragsphase „freuen wir uns darauf, endlich gemeinsam forschen zu können“, sagte FU-Literaturwissenschaftler Winfried Menninghaus, als er die „Sprachen des Gefühls“ am Donnerstag in Dahlem vorstellte. Ovid und Oscar Wilde standen Pate. In seinen „Metamorphosen“ greift Ovid den Mythos des Künstlers Pygmalion auf, der sich in eine von ihm geschaffene Elfenbeinstatue verliebt. Sie wird unter seinen Liebkosungen lebendig.

Zeichen und Sprache so zu behandeln, als seien sie Realität, sei den Menschen vorbehalten, sagte Menninghaus. Ovid habe das „Skandalon unserer emotionalen Verwicklung in selbst geschaffene Zeicheneffekte und imaginäre Größen“ beschrieben – und damit das Thema des interdisziplinären Forschungsvorhabens.

Forscher aus mehr als 20 Disziplinen, darunter Kultur- und Naturwissenschaftler, Psychologen und Politikwissenschaftler, wollen die vielfältigen inneren Zusammenhänge von Sprache und Affekt entschlüsseln. Ein Beispiel gab die Analyse des Prozesses gegen Oscar Wilde aus dem Jahr 1895. Der Autor sollte der in England verbotenen Homosexualität überführt werden; er wurde zu zwei Jahren Haft und Zwangsarbeit verurteilt und starb kurz darauf.

Festrednerin Shoshana Felman, Literaturwissenschaftlerin an der Emory University (USA), beschrieb das „radikale Missverständnis zwischen dem juristischen und dem literarischen Diskurs“, das den Prozess gekennzeichnet habe. Dabei sei es dem geistreichen Wilde immer wieder gelungen, den Gerichtssaal zum Lachen zu bringen. Die überlieferten Protokolle seien ein Monument „der emotionalen Sprache des Gerichts-Dramas“.

Um Katalysatoren geht es bei Unicat. Das sind Substanzen, die chemische Reaktionen beschleunigen, ohne selbst dabei verbraucht zu werden. Einen naturverbundenen Startschuss gab es am Freitagabend im TU-Audimax. Die junge Forscherin Annemarie Wait von der Universität Oxford, die mit Unicat kooperiert, setzte eine Uhr in Gang, indem sie per Brennstoffzelle Strom erzeugte. Deren Elektroden waren mit Enzymen versetzt, wie sie grüne Pflanzen zur Photosynthese einsetzen. Das Experiment, erstmals in Deutschland vorgeführt, solle demonstrieren, dass das Energieproblem ein Schwerpunkt der Berliner Katalyseforschung sei, sagte Matthias Drieß.

Der Chemieprofessor ist Sprecher des Exzellenzclusters, an dem neben der TU auch FU und Humboldt-Universität sowie in Potsdam die Universität und das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung beteiligt sind. Auch das Fritz-Haber-Institut (FHI) in Dahlem, an dem der letztjährige Chemie-Nobelpreisträger Gerhard Ertl forscht, ist mit von der Partie.

So sprach TU-Präsident Kurt Kutzler von einem „der reichsten Forschungsstandorte Europas“. Die Katalyseforschung in Berlin werde sich „Problemfeldern wie Rohstoffverknappung und effiziente Energienutzung“ zuwenden und so den Wirtschaftsstandort Berlin stärken. Auch Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner betonte, wie wichtig Katalyseforschung in Berlin sei. Er begrüßte, dass mit dem Cluster exzellente Ausbildungsangebote verbunden seien. Das sind die Graduiertenschule „Berlin International Graduate School of Natural Sciences“ (BIG-NSE) sowie der Masterstudiengang „Catalysis“, der bald gestartet werden soll.

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