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Falschmeldungen im Netz: Hype und Buhlerei

Am "Tag der Talente" des Bundesbildungsministeriums hat Tagesspiegel.de Schüler gebeten, einen Kommentar über Journalismus im Internet zu schreiben. Was Fabian Stark zum Thema Falschmeldungen meint, lesen Sie hier.

"Ich hoffe, die kriegen sie, werfen sie in den Fluss und ertränken die elende Schlampe." Als Ende August auf Youtube ein Video auftauchte, in dem ein Mädchen schadenfreudig junge Welpen in einen Fluss wirft, häuften sich solche Kommentare in Gruppen auf Facebook und anderen Social Networks. Die Tierschutzorganisation PETA rief dazu auf, das Mädchen zu finden. Kopfgeldprämien wurden ausgesetzt, und im oberbayerischen Aying wurde eine 18-Jährige als Täterin denunziert und bedroht – Sie musste unter Polizeischutz gestellt werden, obwohl die ersten Spuren zweifellos in den Balkan führten.

Der Mensch hat zwar durch die schnellen Verbreitungsmöglichkeiten im Internet seine Kommunikationswege verändert, doch sein Verlangen nach Sensation und Sündenböcken, nach "Hypes", ist seit der mittelalterlichen Buhlerei das gleiche geblieben. Leider betrifft dieses Verlangen auch Journalisten, den Menschenstand, von dem man erwartet, einen "nüchternen Blick auf die Dinge" zu haben, Leute, die "ihren Job schon machen". … fiel die dpa auf eine Meldung über einen Terroranschlag im kalifornischen Dorf Bluewater herein – das nicht einmal existiert. Und schreibt das SZ Magazin von einem Wunderheiler, springen die Leute sofort darauf an – obwohl noch keine Fakten gesichert sind. Die Hitlertagebücher des Stern braucht man an dieser Stelle gar nicht mehr zu erwähnen.

Das Problem ist, dass sowohl Journalisten, als auch Leser Falschinformationen schon immer als Wahrheiten aufgegriffen haben. Mit dem Internet ist diese Fischmarkt-Atmosphäre aber noch gestiegen. Sei es wegen Blogs, Twitter oder dem Zwang zur Aktualität: Im Vergleich zu früher verbreitet sich alles rasend schnell. Oftmals überprüfen und hinterfragen weder die Medienkonsumenten oder die Nutzer von Social Networks, noch die Journalisten, sobald etwas nur gut genug ins Auge springt. Hier fehlt eine Kultur des nüchternen Blicks. Die meisten Fälle falscher Medienhypes werden aufgeklärt, doch was sonst alles Falsches durch das Netz geistert, bleibt unklar. Spätestens mit der Netzkultur im "Web 2.0" ist ein neues Bewusstsein im Umgang mit den Medien nötig, auch bei den Konsumenten – nur so können Hypes, die im schlimmsten Fall zu regelrechten Hetzen führen können, verhindert werden.

Fabian Stark, Johannes Kohnen

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