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Im Visier: Die Mobbingseite "Isharegossip".

© dapd

Streitpunkt "Isharegossip": Fast 140 Anzeigen gegen Mobbingseite

Im Berliner Innenausschuss dämpft Polizeipräsident Dieter Glietsch die Hoffnung auf eine schnelle Abschaltung der Seite. Die TU Berlin plant derweil ein Forschungsprojekt zum Thema.

Knapp 140 Strafanzeigen hat die Polizei im Zusammenhang mit der Internetseite „Isharegossip“ aufgenommen. Das sagte Polizeipräsident Dieter Glietsch am Montag im Innenausschuss. Es gehe vor allem um Beleidigung, Bedrohung und Verleumdung, aber auch um die Androhung von Straftaten wie Amokläufen. Glietsch bezeichnete „Isharegossip“ als „reines Mobbingportal“. Bereits im November seien erste Anzeigen eingegangen, seit Februar ist es eine ganze Welle von Fällen. Ermittelt wird nicht nur gegen den Betreiber der Seite, sondern auch gegen viele Schüler, die für bestimmte Postings verantwortlich sein sollen.

Glietsch dämpfte gleichzeitig die Hoffnung, dass die Seite bald vom Netz genommen werde. „Dafür sehen wir derzeit keine technische Möglichkeit.“ Durch verschiedene Anonymisierungsdienste schaffe es der Betreiber vermutlich weiterhin unerkannt zu bleiben. Die Ermittler sind davon überzeugt, dass die in den USA angemeldete Seite aus Deutschland heraus betrieben wird.

Die Polizei will jetzt mehr auf Prävention setzen. Cybermobbing wird laut Glietsch schon seit längerem bei Anti-Gewalt- Kampagnen miteinbezogen. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte, dass es auch Aufgabe der Schulen sei, den Schülern einen sicheren Umgang mit dem Internet zu vermitteln.

In der Debatte um Cybermobbing dreht sich derzeit alles um die Frage, wie Opfer geschützt und Täter gestoppt werden können. Zu wenig würden dabei jedoch die sogenannten jugendlichen „Zuschauer“ der Gerüchte- und Hassattacken beachtet. „Dort sehen wir in Sachen Präventionsmaßnahmen jedoch ein großes Potenzial“, sagt Angela Ittel, Professorin im Fachgebiet Pädagogische Psychologie der TU Berlin.

Es gebe zwei Arten von Zuschauern. Einmal diejenigen, die passiv die Geschehnisse belustigend fänden oder andere sogar zum Mobbing ermutigten. Andererseits gebe es Zuschauer, die nicht wüssten, wie sie mit den Geschehnissen umgehen sollten und sie deshalb an sich vorbeiziehen ließen.

Aufgrund des geringen Wissensstandes über die Motive der Zuschauer werden in einem laufenden Forschungsprojektes der TU Schüler zu ihren Erfahrungen und Einschätzungen von Cybermobbing befragt. Dabei sollen Leitlinien zur Förderung von Zivilcourage im Netz entwickelt werden. Laut Ittel müssten besonders Heranwachsende darin bestärkt werden, gegen Mobbingattacken vorzugehen, wenn sie davon erfahren. Gleichzeitig führe der Mut und die Entschlossenheit, gegen unfaires Verhalten vorzugehen, dazu, selbst nicht irgendwann zum Opfer zu werden. „Ein indirekter Präventionseffekt“, sagte Ittel.

Derzeit suchen die Wissenschaftler des Projektes Schüler zwischen 14 und 16 Jahren, die mit ihnen über diese Themen sprechen wollen. Geplant sind Diskussionen in Kleingruppen von etwa eineinhalb Stunden, die nach den Osterferien stattfinden. Alle Informationen werden vertraulich und anonym behandelt. Kontakt zur Teilnahme an der Studie: Jan Pfetsch, Tel.: 030/314-24431, Mail: jan.pfetsch@tu-berlin.de. HH/jra

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