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So sauber sieht es nicht auf allen Schultoiletten aus.

© picture alliance / dpa

Flashmob am Mittwoch in Berlin: Schüler demonstrieren für saubere Toiletten

Stinkende, verdreckte Toiletten sind ein Hauptärgernis an Berliner Schulen. Darauf wollen Schüler aufmerksam machen - und auf die Situation weltweit.

Auf der Toilette sitzen und essen - das ist keine besonders appetitliche Vorstellung. Berliner Schüler stellen genau dieses Szenario morgen auf dem Potsdamer Platz nach. Sie wollen anlässlich des Welttoilettentags am Donnerstag auf die Wichtigkeit von sanitärer Versorgung hinweisen: weltweit - aber auch an Berliner Schulen. Und dafür kommen sie am Mittwoch um 10.30 Uhr zum "Sit-In": auf Toiletten als Stühlen an einem feierlich gedeckten Tisch, der ebenfalls auf einer Toilette steht. So kündigt es der Veranstalter, die German Toilet Organization (GTO) an.

Denn auch wenn sich in letzter Zeit an Berliner Schulen einiges verbessert hat, 12 Millionen Euro für die Sanierung bereit stehen und im nächsten Jahr ein Aktionsprogramm aufgelegt wurden: Auf der Rangliste der Ärgernisse von Schülern und Eltern stehen die Schultoiletten ganz weit oben. Schüler berichten immer wieder, dass sie sich den ganzen Tag lang verkneifen, auf die Toiletten zu gehen, weil sie es in der Schule einfach zu eklig finden. Weil es aus maroden Rohren stinkt, weil die Räume verdreckt sind oder mit Graffiti beschmiert.

"Ich habe in Berlin schon Schulen gesehen, die hätte man vielleicht in Rumänien erwartet", sagt Johannes Rück von der German Toilet Organization (GTO). "Da fiel der Putz von den Wänden und man fragte sich, ob der Aufenthalt darin überhaupt sicher ist." Oft liegt der schlimme Zustand der Toiletten aber auch am Verhalten der Schüler. Manche lassen ihren Frust dort aus, verstopfen absichtlich die Klos, beschmieren die Wände. Und manchmal hat man auch den Eindruck, dass die Schüler gar nicht wissen, wie man eine Toilette benutzt.

Manchmal helfen Kleinigkeiten

Es muss nicht immer eine aufwendige Sanierung sein, sagt Rück. Manchmal helfen schon kleine technische Verbesserungen: Zum Beispiel Papierspender aus Metall statt aus Plastik, die nicht gleich abgerissen werden können. Toilettenbürsten, die fest an der Wand angebracht sind statt lose auf dem Boden. Neue Schlösser an den Kabinen. Graffiti sollten schnell entfernt werden, sonst führt es zu schleichender Verwahrlosung.

"Je stärker eine Schule das Thema auf die Agenda setzt, desto besser funktioniert es", sagt Rück. "Man braucht Kümmerer." Eine engagierte Schulleitung, Hausmeister, Putzfirmen müssen zusammenarbeiten und sich zuständig fühlen. Und Schüler, die ein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Toiletten entwickeln. An manchen Schulen gebe es Toiletten- oder Hygiene-AGs.

Eine der wichtigsten medizinischen Errungenschaften

"Uns ist aber auch wichtig, dass wir bei den Schülern ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie wichtig Toiletten für ein Leben in Gesundheit und Würde sind", sagt Rück. Toiletten seien eine der wichtigsten medizinischen Errungenschaften. Nach Angaben der GTO leben aber 40 Prozent der Weltbevölkerung ohne angemessene Sanitäranlagen. Menschen, die unter schlechten hygienischen Bedingungen leben, leiden unter wiederkehrendem Durchfall und häufig unter Wurmerkrankungen. Sie können die verfügbare Nahrung nicht verwerten und spülen wertvolle Kalorien sprichwörtlich ins Klo. Das Motto der Vereinten Nationen zum Welttoilettentag am 19. November lautet deshalb: „Bessere Sanitärversorgung für bessere Ernährung“.

Bei der Aktion am Potsdamer Platz beteiligen sich Schüler der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli in Neukölln und der Montessori-Schule Lichterfelde.

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