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Gemeinschaftsschulen: Eine Schule für alle

Einstieg mit Hindernissen: Die Anmeldefrist für die geplanten elf Gemeinschaftsschulen ist beendet Große Unterschiede bei der Nachfrage - Unstimmigkeiten in Lichtenberg.

Die Nachfrage nach den neuen Gemeinschaftsschulen ist bis auf wenige Ausnahmen nicht gerade stürmisch: Nach bisherigem Stand bleibt die Zahl der Anmeldungen etwa auf dem Niveau der Vorjahre, als die betreffenden Standorte noch als Haupt-, Real- oder Gesamtschulen um Siebtklässler warben. Zudem gibt es an einigen Standorten Streit um die Startbedingungen. Die Anmeldefrist endete am Freitag.

Die meiste Zustimmung für ihre Gemeinschaftsschulpläne hat die im Vorjahr gegründete Evangelische Schule Berlin-Zentrum bekommen. Um 75 Plätze in drei Klassen bewerben sich 190 Kinder, sagt Direktorin Margret Rasfeld. Ihre Schule ist die einzige nicht staatliche im Kreis der elf Gemeinschaftsschulen, für die im September die Pilotphase beginnt.

Nicht ganz so gefragt, aber auch zufrieden ist Andrea Brunn von der Treptower Sophie-Brahe-Realschule: „Wir haben für die siebten Klassen 25 Prozent mehr Anmeldungen als sonst“, freut sich die Rektorin. Schon Fünfjährige seien mit ihren Eltern zum Tag der offenen Tür gekommen, weil die Realschule mit der benachbarten Heidekamp-Grundschule zur Gemeinschaftsschule fusioniert und deshalb mit Klasse 1 beginnt. Auch die geplante Gemeinschaftsschule in Prenzlauer Berg wird gut angenommen: Es gebe genügend Anmeldungen für drei Klassen „und eine kleine Warteliste“, berichtet Pankows Bildungsstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD). Hier ist der Start leicht, weil die Schule mit der ersten Klasse beginnt und in der Region Grundschulplätze knapp sind.

Über eine konstante Nachfrage berichtet die Moabiter Moses-Mendelssohn-Gesamtschule. Allerdings macht sie sich jetzt Sorgen, ob sie ihre gute Ausstattung mit Lehrern behalten kann: Die Bildungsverwaltung signalisierte, dass alle Gemeinschaftsschulen die gleiche Lehrer-Schüler-Relation haben müssten. Die Mendelssohn-Schule hat aber bisher wegen eines besonderen Profils sieben Lehrer mehr als üblich. „Wenn wir gewusst hätten, dass wir Lehrer abgeben sollen, hätten wir uns gar nicht beworben“, heißt es aus dem Kollegium.

Ebenfalls in Moabit tritt die Heinrich-von-Stephan-Schule als Gemeinschaftsschule an. Bisher war sie eine integrierte Haupt- und Realschule. Mittelfristig will sie eine eigene gymnasiale Oberstufe unterbringen. An diesem Punkt könnte es aber Probleme geben, da auch die Mendelssohn-Schule zum Abitur führen will – und das trotz berlinweit sinkender Schülerzahlen in der gymnasialen Oberstufe. Wer letztlich wem Konkurrenz machen wird, und wer auf der Strecke bleibt, muss man abwarten.

Konkurrenz entsteht auch in Treptow: Die Direktorin der Anna-Seghers-Gesamtschule, Angelika Jurczyk, berichtet begeistert, dass sie genug Anmeldungen für zwei erste Klassen hat, was aber bedeutet, dass umliegende Grundschulen Schüler verlieren. Für die siebten Klassen hätten sich etwa so viele Kinder beworben wie in der Vergangenheit.

Auf niedrigem Niveau konstant sind die Anmeldezahlen am Campus Rütli: Hier tun sich die Rütli-Hauptschule und die Heinrich-Heine-Realschule zur Gemeinschaftsschule zusammen. Einige potenzielle Realschüler seien leider „weggeblieben“, weil sie doch lieber eine „echte“ Realschule wollen – trotz der zugesagten Millioneninvestitionen. Das habe natürlich „wehgetan“, sagt ein Vertreter der Schulleitung. Hingegen freuen sich die Spandauer B.-Traven-Gesamtschule sowie die Britzer Fritz-Karsen-Gesamtschule, dass mehr Kinder mit Realschulempfehlung als bisher angemeldet wurden.

Nicht erfüllt haben sich die Hoffnungen der Hellersdorfer Mozart-Grundschule. Sie will zur Gemeinschaftsschule werden und im Sommer erstmals siebte Klassen eröffnen. Rektorin Sibylle Stottmeyer hatte gehofft, dass potenzielle Gymnasialkinder auf der Schule bleiben werden. Jetzt steht fest: 16 Kinder mit Gymnasialempfehlung gehen. Die Rektorin äußert allerdings Verständnis für diese elterliche Entscheidung: Die Gemeinschaftsschule müsse sich eben erst etablieren.

Am schlechtesten verläuft der Start an der Lichtenberger Hermann-Gmeiner-Grundschule: Sie hatte den Zuschlag als Gemeinschaftsschule bekommen, weil sie mit dem Kant- und Forster-Gymnasium kooperieren wollte. Dort aber lehnten die Schulkonferenzen ab. Eigentlich liegt die Fusion mit der benachbarten Mildred-Harnack-Gesamtschule nahe, einer deutsch-russischen Europaschule. Doch die beiden Schulleiterinnen sind sich überhaupt nicht einig, ist allerorten zu hören. Vorläufiges Fazit: Die Grundschule macht noch keine eigenen siebten Klassen auf.

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