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Kolumne: Kurz vor ACHT: Schule? Sorry, muss zum Casting!

Das Fernsehen ist voll von halben und ganzen Superstars – wer wollte nicht auch einer von ihnen sein, wollte nicht in der ersten Reihe stehen, wenn RTL den Superdödel sucht oder RTL II die beste Hupfdohle aller Zeiten? Dummerweise nehmen die Bewerbungsprozeduren so viel Zeit weg, dass viele Schüler ihrem Lehrer sagen müssen: sorry, keine Zeit für Mathe, muss zum Casting.

Das Fernsehen ist voll von halben und ganzen Superstars – wer wollte nicht auch einer von ihnen sein, wollte nicht in der ersten Reihe stehen, wenn RTL den Superdödel sucht oder RTL II die beste Hupfdohle aller Zeiten? Dummerweise nehmen die Bewerbungsprozeduren so viel Zeit weg, dass viele Schüler ihrem Lehrer sagen müssen: sorry, keine Zeit für Mathe, muss zum Casting. Dieses Phänomen hat sich so stark ausgebreitet, dass die Schulverwaltung nun sogar im Amtsblatt kategorisch festhält, es handele sich dabei nicht um einen wichtigen Grund, der eine Unterrichtsbefreiung rechtfertige.

Gut, dass das mal klargestellt ist. Denn wir wissen ja schon länger, dass es auch kein wichtiger Grund für eine Befreiung ist, wenn der Flieger nach Antalya vor dem offiziellen Ferienbeginn um ein Drittel billiger ist. Oder dass religiöse Erwägungen keine Befreiung vom Schwimm unterricht rechtfertigen.

Nur fehlen die Kinder dann eben un befreit, weil solche Regeln in der Schule nicht durchzusetzen sind. Denn entweder mühen sich die Lehrer mit Versäumnisanzeigen, die dann irgendwo achsel zuckend abgeheftet werden, oder – der Normalfall – sie ernten ein hingepfuschtes ärztliches Attest mit dem Inhalt, der Schüler habe an den betreffenden Tagen an vegetativer Dystonie gelitten oder am gefährlichen Fernwehsyndrom.

Immerhin: Die Verwaltung hat ihre Schuldigkeit getan und voller Entschlossenheit Papier bedrucken lassen. Sehr geduldiges Papier. Bernd Matthies

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