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Kurz vor ACHT: Tricksen mit falschen Etiketten

Zum Ferienbeginn wurde es bitterernst für etliche Schüler mit Behinderung. Egal ob sie in Sonderschulen lernen oder in allgemeinbildende Schulen integriert werden, in beiden Fällen gibt es Probleme, weil Mitarbeiter fehlen.

In den Sonderschulen gibt es zu wenig Schulhelfer, die die schwierigsten Kinder einzeln und intensiv betreuen. Bei der Integration fehlen in einigen Bezirken Lehrer oder Sonderpädagogen, um Lernbehinderte gezielt zu unterstützen und ihnen im Idealfall zu einem Hauptschulabschluss zu verhelfen.

Das liegt daran, dass die Personalmittel knapp sind. Vordergründig deshalb, weil die Stellenzahl gedeckelt ist und nicht mit dem steigenden Bedarf mitwächst. Tatsächlich ist es aber so, dass man mit dem vorhandenen Geld auskommen könnte, wenn sie besser verteilt würden. Das aber ist leichter gesagt als getan: Manche Schulen und manche Schulaufsichtsbeamte vergeben das Etikett „behindert“ besonders großzügig, um an die begehrten Personalmittel zu kommen, die einem behinderten Kind zustehen. Wie sonst ist es zu erklären, dass zum Beispiel in Marzahn-Hellersdorf oder in Lichtenberg jedes zehnte Kind als behindert gilt, in anderen Bezirken aber nur jedes fünfzehnte oder zwanzigste? Um diesen Wildwuchs zu bekämpfen, muss ein besseres Verfahren für die Verteilung der Mittel gefunden werden. Immerhin geht es – allein bei der Integration – um rund 60 Millionen Euro. Und es geht darum, dass die durchaus vorhandenen Helfer und Lehrer tatsächlich dort eingesetzt werden, wo sie am meisten gebraucht werden. Dass Eltern erst zum Ferienende wissen, ob ihre Kinder auch im nächsten Schuljahr adäquat betreut werden, ist ein Skandal. Susanne Vieth-Entus

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