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Losverfahren für Gymnasien: Ein Vorschlag - nicht ganz ernst gemeint

Der Übergang zum Gymnasien erhitzt die Gemüte. Jede Variante birgt Risiken und Nebenwirkungen. Diese Woche will die Koalition einer Lösung näher kommen.

Die Pfingstruhe hat ja ihr Gutes: Wer sich nicht genötigt sah, sich in das Getümmel des Karnevals der Kulturen zu stürzen, wer auch kein (Paten-)Kind zu konfirmieren und keine Verwandtenbesuche zu verkraften hatte, konnte über gewichtige Fragen nachdenken. Das tat auch Klaus Brunswicker, der Direktor der Schöneberger Sophie-Scholl-Gesamtschule. Er hat sich mal überlegt, wie man ein Problem lösen könnte, das sich ergibt, wenn per Losverfahren jeder Schüler auf das Gymnasium kommen und sich in einem kompletten Probejahr beweisen kann, wie es der Bildungssenator vorgeschlagen hat.

Damit anschließend nicht das komplizierte Verteilen der gescheiterten Probeschüler auf den Sekundarschulen beginnt, hat Brunswicker sich „ein Pfingstwunder“ ausgedacht: „Nach der 6. Klasse gehen alle Schüler Berlins zunächst auf das Gymnasium. Die 7. Jahrgangsstufe an den Sekundarschulen entfällt. Nach Abschluss der 7. Klasse verbleiben die wahrhaft gymnasialen Schüler auf den Eliteanstalten der Nation. Die anderen gehen in die 8. Jahrgangsstufe der Sekundarschulen über, deren Namen dadurch eine ganz neue Bedeutung gewinnt.“

Nun hat Brunswicker diesen Vorschlag eher spaßig gemeint, will damit aber auf ein ernsthaftes Problem hinweisen: dass das Losverfahren noch mehr Eltern als bisher dazu verleiten könnte, ihre Kinder erstmal auf einem Gymnasium unterzubringen. Je mehr das aber versuchen, desto mehr Kinder werden im Probejahr scheitern und desto mehr freie Plätze werden dann an den Sekundarschulen gebraucht. Die beliebten Sekundarschulen mit eigener gymnasialer Oberstufe werden dann allerdings gar keine freien Plätze mehr haben, und die gescheiterten Probejahrkinder werden sich dann in den Sekundarschulen wiederfinden, die – mangels Attraktivität – noch freie Plätze haben.

Man merkt: Der Übergang zum Gymnasium bleibt eine heikle Frage. Diese Woche will sich die SPD erneut an der Antwort versuchen. Vielleicht gelingt ihr ja ein – verspätetes – Pfingstwunder. sve

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