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Taktische Klugheit ist gefragt. Für jeden Schüler steht nur ein Anmeldebogen zur Verfügung. Doch Eltern können auch bereits abgegebene Bewerbungen noch bis zum letzten Tag abholen, korrigieren und an einer anderen Schule abgeben.

© Kitty Kleist-Heinrich

Oberschulen: Anmeldeschluss: Jetzt kommen die Taktiker und Zögerer

Kampf um die besten Plätze: Morgen endet die Bewerbungsfrist für die Oberschulen. Noch können Entscheidungen revidiert werden.

Noch immer ist in vielen Familien unklar, für welche weiterführenden Schulen sie ihre Kinder anmelden werden. Zwar stehen die Schulen, die infrage kommen, fest. „Aber der Bogen liegt noch zu Hause“, sagt eine Mutter aus Zehlendorf. Da morgen die zweiwöchige Frist endet, in der die Anmeldungen abgegeben werden können, wolle sie heute noch einmal bei den möglichen Schulen anrufen. Je nachdem, wie der Stand der Anmeldungen sei, werde sie die endgültige Wahl für ihre Tochter treffen.

Für diese Strategie haben sich offenbar viele Familien entschieden. Aus taktischen Gründen warten sie bis zuletzt und versuchen, telefonisch zumindest eine ungefähre Zahl der Anmeldungen oder einen absehbaren Numerus Clausus (NC) zu erfahren. Die Schulen reagieren darauf unterschiedlich: Während etwa das Pankower Rosa-Luxemburg-Gymnasium oder das Steglitzer Fichtenberg-Gymnasium die Zahl der Anmeldungen auf der Homepage veröffentlicht, wollen andere Schulen gar keine Angaben machen.

„Die Panik unter den Eltern ist ohnehin sehr hoch“, sagt etwa Bernd Schönenberger, Direktor des Pankower Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums. Er habe sich deshalb gleich zu Beginn der Anmeldefrist entschieden, keine aktuellen Bewerberzahlen herauszugeben. Dabei müsse er jetzt bleiben. Im übrigen sollten die Eltern nicht vergessen, dass jeder dritte Platz per Los vergeben wird, rät Schönenberger denen, die nur auf den NC starren.

Am Rosa-Luxemburg-Gymnasium, das meist übernachgefragt ist, sind die Anmeldungen bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben. „Ich gehe allerdings davon aus, dass sie nun sprunghaft steigen“, sagte Schulleiter Ralf Treptow. Die Diskussion um Strategien habe dieses Jahr wohl eine große Rolle beim Anmeldeverhalten der Eltern gespielt. Voraussichtlich werde er nächstes Jahr auch keine Zahlen im Anmeldezeitraum mehr veröffentlichen.

Eltern, die inzwischen glauben, einen taktischen Fehler begangen zu haben, werden wohl auch von der Möglichkeit Gebrauch machen, die Anmeldebögen noch einmal zurückzuholen – dies ist bis Freitag noch möglich. Ein Vater aus Prenzlauer Berg etwa hatte die Anmeldung an seiner Wunsch-Schule, die letztes Jahr noch Plätze frei hatte, schon abgegeben. Nun hat er aber erfahren, dass seine Tochter dort wohl nur im Lostopf landen wird, weil ihre Noten nicht gut genug sind. „Die unternachgefragten Schulen von letztem Jahr haben dieses Jahr mit einer Anmeldeflut zu kämpfen“, vermutet er. Falls seine Schule keine zusätzliche Klasse aufmache, werde er den Bogen nochmal abholen und korrigiert an der anderen Favoriten-Schule abgeben. Auch durch derlei Taktiken kann sich die Zahl der Anmeldungen noch einmal verändern.

Zufrieden mit dem bisherigen Anmeldeverlauf ist Paul Schuknecht. Er leitet die Friedensburg-Schule, eine Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe in Charlottenburg. Sie hatte bis Mittwoch 162 Anmeldungen für 96 Plätze und geht davon aus, dass all jene Schüler im Lostopf landen werden, deren Durchschnittsnote schlechter als 2,7 ist. Aber auch das lässt sich erst am Freitag nach Anmeldeschluss sicher sagen. Die meisten Familien hätten Ende vergangener Woche ihre Bewerbungsbögen abgegeben, „aber die Taktiker und Zögerer kommen erst jetzt“.

Kritikern des neuen Anmeldeverfahrens halten er und auch Bernd Schönenberger entgegen, dass das alte Verteilungsverfahren nach BVG-Verbindung ebenfalls viel Ungerechtigkeit und Verunsicherung produziert habe.

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