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Präventionsbericht 2009: In den Schulen wird seltener zugeschlagen

An Berliner Schulen ist im Schuljahr 2007/08 weniger geschlagen, getreten und gewürgt worden. 1632 Körperverletzungen und Bedrohungen im Jahr gemeldet – das sind sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Bildungssenator Zöllner spricht von einem Erfolg.

Im Durchschnitt wird an Berlins Schulen täglich neun Mal zugeschlagen, Gewalt angedroht, beleidigt oder erpresst. Das geht aus dem aktuellen Gewaltpräventionsbericht hervor, den die Bildungsverwaltung am Freitag präsentierte. Insgesamt meldeten die Schulen im Schuljahr 2007/08 genau 1632 Gewaltvorfälle – 100 Fälle (6 Prozent) weniger als im Vorjahr. Im laufenden Schuljahr setzte sich der Trend leicht sinkender Gewaltmeldungen fort. Verteilt auf rund 180 Schultage ergibt das einen täglichen Schnitt von immer noch neun Fällen. Für Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) ist der leichte Rückgang deswegen „ein Erfolg, aber kein Grund zur Zufriedenheit“.

Die häufigsten Gewaltvorfälle, die die Schulen melden, sind Körperverletzung und gefährliche Körperverletzung, die zusammen rund zwei Drittel aller Fälle ausmachen. Insgesamt 1060 Mal wurde im vergangenen Schuljahr geschlagen, getreten oder gewürgt. In vier von zehn Fällen wurde sofort die Polizei eingeschaltet, bei 28 Prozent wurde ein Arzt zur Hilfe gerufen. Die Täter waren in der Regel männlich (86 Prozent), die Opfer überwiegend weiblich (70 Prozent). In jedem fünften Fall waren Lehrer oder andere Schulmitarbeiter die Opfer. Schüler mit Migrationshintergrund, deren Anteil an der Schülerschaft mit 30 Prozent angegeben wird, wurden überproportional häufig als Täter genannt, nämlich bei der Hälfte aller Meldungen.

Am häufigsten meldeten Schulen der beiden sozial schwachen Bezirke Mitte und Neukölln Gewaltvorfälle – auf Platz drei rangiert mit Steglitz-Zehlendorf aber auch ein Bezirk mit einer etwas besseren Sozialstruktur. Die wenigsten Gewaltvorfälle meldeten Charlottenburg- Wilmersdorf, Spandau und Pankow. Die am meisten betroffenen Schulformen waren Grundschulen (37,6 Prozent), Sonderschulen (20,3 Prozent) und Hauptschulen (14,8 Prozent).

Bildungssenator Zöllner warnte angesichts „einzelner, gravierender Gewaltvorfälle“ vor Pauschalurteilen: „An Berliner Schulen wird mit viel Engagement und Ideenreichtum ein großes Maß an Präventionsarbeit geleistet.“ Dass die Zahl der gemeldeten Gewaltvorfälle in den vergangenen Jahren stieg (2004/5 wurden 894 Vorfälle gemeldet) und nun nur leicht sank, erklärt der Senator damit, „dass sich die Schulen zunehmend und ohne Scheu diesem wichtigen Thema stellen“ und sensibler mit Gewalt umgingen. Auch wüssten Schulleitungen und Lehrer heute besser als vor einigen Jahren, wie sie auf Vorfälle reagieren. So gab es in zwei von drei Fällen organisierte Gespräche mit Tätern und Opfern, bei drei Viertel aller Fälle wurden die Eltern einbezogen, bei jedem dritten Fall auch das Jugendamt. Zöllner sieht die Schulen auf dem richtigen Weg bei der Auseinandersetzung mit dem Thema. So habe sich in den vergangenen Jahren eine enge Zusammenarbeit von Lehrern mit Psychologen, Polizisten oder Jugendhelfern entwickelt, auch wurden Hunderte Lehrer für den pädagogischen Umgang mit sozial auffälligen oder gewalttätigen Schülern speziell geschult.

Weitere Informationen: www.berlin.de/sen/bildung/hilfe_und_praevention/gewaltpraevention/

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