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Das Konzept des Bildungssenators regt die Konkurrenz unter den Schulen an.

© dpa

Qualitätspaket: Eltern sollen Schulen besser vergleichen können

Die Öffentlichkeit soll sich künftig leichter über die Erfolge, aber auch über die Schwachstellen von Schulen informieren können. Berlins Bildungssenator Zöllner will Testergebnisse und Inspektionsberichte veröffentlichen. Das jahrgangsübergreifende Lernen wird überprüft.

Die Öffentlichkeit soll sich künftig leichter über die Erfolge, aber auch über die Schwachstellen von Schulen informieren können. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) will zu diesem Zweck erreichen, dass die Schulen die Ergebnisse ihrer Vergleichsarbeiten und ihrer Inspektionsbesuche veröffentlichen. Dies kündigte Zöllner in einem Interview mit dem Tagesspiegel an. Bislang ist der Umgang mit diesen Daten jeder Schule selbst überlassen. „Wir brauchen mehr Transparenz“, begründet Zöllner seinen Vorstoß, der Teil des geplanten Qualitätspakets ist. Das vollständige Qualitätspaket will der Senator „Ende Oktober oder Anfang November“ vorstellen.

Über die Veröffentlichung der Ergebnisse von Vergleichsarbeiten und Inspektionsberichten war schon bei deren Einführung in den Jahren 2004 und 2006 diskutiert worden. Der damalige Bildungssenator Klaus Böger (SPD) hatte letztlich gegen eine obligatorische Veröffentlichung entschieden, um die Akzeptanz für die beiden Reformschritte zu erhöhen. Insbesondere war damals die Befürchtung geäußert worden, dass Schulen in sozialen Brennpunkten einen zusätzliche Nachteil erleiden könnten, weil sie – wegen der schwierigeren Ausgangslage – selbst bei optimaler Förderung der Schüler zwangsläufig schlechtere Ergebnisse erzielen als die Schulen in bürgerlichen Regionen.

„Die Veröffentlichung muss so erfolgen, dass auch die Ausgangsbedingungen der Schule und die Zusammensetzung der Schülerschaft gewürdigt werden“, stellte Zöllner in Aussicht. Über die Einzelheiten könne noch in Ruhe diskutiert werden, da die Umsetzung erst für das kommende Schuljahr geplant sei. „Wenn ich Qualitätsmanagement ernst nehme, muss ich Transparenz schaffen“, betont der Senator. Die Gefahr eines Schulrankings, das sich anhand der Ergebnisse in den Vergleichsarbeiten vornehmen ließe, sieht er nicht. „Verglichen werden darf nur, was vergleichbar ist. Hier sichere ich ein faires Verfahren zu.“

Zöllner plant außerdem einen flexibleren Umgang mit den Geldern für Vertretungslehrer, dem sogenannten Personalkostenbudget (PKB): „Wenn eine Schule wenig Unterrichtsausfall hat, könnte sie ihre PKB-Mittel komplett für Projekte verwenden.“ Umgekehrt könne man einer Schule mit hohem Unterrichtsausfall auch auferlegen, ihr gesamtes PKB-Geld für Vertretungslehrer auszugeben und nicht mehr für Projekte. Bisher gibt es eine Regelung, wonach alle Schulen bis zu 50 Prozent ihrer Personalkostenbudgets für Projekte nutzen dürfen.

Auch das Reizthema „Jahrgangsübergreifendes Lernen“ (JüL) wird in dem Qualitätspaket eine Rolle spielen. „Wie wir auf Dauer mit dem Jahrgangsübergreifenden Lernen umgehen, muss die Voraussetzungen in den einzelnen Schulen berücksichtigen“, betonte der Senator. Ob dies darauf hinausläuft, dass die Schulen künftig nicht mehr verpflichtet werden, Jahrgänge zu mischen, wollte Zöllner nicht sagen. Einzelheiten dazu will er erst später bekannt geben. Obwohl JüL inzwischen an über 90 Prozent der Grundschulen umgesetzt wird, ist die Diskussion darüber noch nicht verstummt. Immer wieder wird berichtet, dass die personelle und räumliche Ausstattung nicht reicht, um diese komplizierte Unterrichtsmethode erfolgreich anzuwenden. Die Wissenschaft hatte vor der verpflichtenden Einführung gewarnt, die ausschließlich in Berlin praktiziert wird.

Zöllner äußerte sich auch zur Deutschenfeindlichkeit an Schulen. „Eine Mehrheit neigt immer dazu, eine Minderheit auszugrenzen. Jeder Lehrer in jedem Unterrichtsfach ist gefragt, wenn das Problem auftritt“, sagte Zöllner. Eine besondere Bedeutung komme dabei dem Ethikunterricht zu. Seiner Einschätzung nach ist das Problem in den vergangenen Jahren aber nicht größer geworden. Es sei immer mal wieder vorgekommen, dass die Schulleiter es gegenüber der Schulaufsicht thematisiert hätten. Im Übrigen würden Mobbingfälle auch in den jährlichen Gewaltberichten erfasst.

Zu der Forderung des Neuköllner Bürgermeisters Heinz Buschkowsky im Tagesspiegel, gezielt Sozialarbeiter einzusetzen, wenn die deutsche Minderheit an Schulen diskriminiert wird, verwies Zöllner darauf, dass es schon jetzt Schulen mit mehreren Sozialarbeitern gebe. Zudem hätten Brennpunktschulen mehr Lehrer als andere Schulen. Wenn an einer Schule derartige Mobbingfälle aufträten, gebe es „keine To-do-Liste“, sondern entsprechende Hilfemaßnahmen. Trotzdem müsse sich jede Schule fragen, „wie es dazu kommen konnte“. Möglicherweise brauche eine solche Schule auch eine gezielte Lehrer-Fortbildung. „Herr Buschkowsky hat selbst gesagt, dass er kein Patentrezept hat“, sagte Zöllner zu den Äußerungen seines Parteifreundes.

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