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Radijojo: "Für mein Kind gab es nur Mist im Radio"

Thomas Röhlinger ist immer in Bewegung. Der Gründer von Radijojo spricht im Tagesspiegel-Interview über seine Ziele und den Spaß bei der Arbeit.

Thomas Röhlinger, Geschäftsführer, Vater und Ehemann, arbeitet mit viel Liebe und Hingabe für sein Radio, um es Kindern auf der ganzen Welt zugänglich zu machen. Wir waren zu Besuch und stellten ihm Fragen zu seiner Geschäftsidee.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dieses Projekt zu starten?

Vor fünf Jahren habe ich Radijojo zusammen mit meinem sechsjährigen Sohn Jonathan gegründet. Für mein Kind gab es nur Mist im Radio, und das wollte ich ändern. Die Abschlussprüfung für mein Wirtschaftsstudium lieferte den Grundgedanken für das Radijojo und die erste Idee für das Graslöwenradio.

Was wollten Sie anders machen als die anderen Radiosender?

Ich habe selbst lange Musik gemacht und wollte den Kindern was anderes bieten als das dämliche Gedudel in vielen Kommerzsendern. Sie sollten die musikalischen Schätze der Welt kennenlernen – und damit auch die vielen Kulturen der Erde. Und nicht nur „I love you“ und so, sondern auch spannende Texte. Haben Sie zum Beispiel schon mal Lieder aus Sumatra oder Brasilien gehört? Den Kindern wird mithilfe von Musik und dazugehörigen Texten über die Länder die Welt nahegebracht. Mit dem Radio konnte ich auch viele Sachen verbinden: Psychologie, Soziologie und natürlich den Journalismus. Das Wichtigste jedoch war mir, dass ich ein nichtkommerzielles Radio gründe.

Wieso unbedingt ein nichtkommerzielles Radio?

Ich wollte unabhängig und werbefrei bleiben. In einer Studie habe ich mal erfahren, dass Kinder bis zu zehn Jahren nicht zwischen Werbung und Inhalt unterscheiden können. Sie müssen davor beschützt werden. Ich lege den Schwerpunkt auf die Bildung. Die Themen müssen zeitlos, überregional und kindgerecht sein. Das Radio finanziert sich durch Spenden, Stiftungsgelder. Dazu kommen öffentliche Fördermittel und Mitgliedsbeiträge.

Die Kinder können mit Ihnen eine Sendung produzieren. Inwiefern werden die Kinder wirklich miteinbezogen?

Wir überlegen uns vorher schon einen groben Rahmen zu einer bestimmten Idee, bevor wir den Kindern dann das neue Projekt vorlegen. Sie gestalten dann selbst die Beiträge und übersetzen auch unter anderem Sendungen ins Englische oder in eine andere Weltsprache. Wer gerne mithelfen will, hat eine große Auswahl. Zum Beispiel hatten wir vor kurzem ein großes Projekt in Südafrika. Kinder haben ganz selbstständig Interviews mit Freunden und Familienangehörigen über die Auswirkung der HIV-Epidemie geführt.

Welches Ihrer Projekte hat Sie besonders beeindruckt?

Es gab eine Menge schöner und interessanter Arbeiten, doch das Projekt von Bunker Roy fand ich schon echt stark. Er ist Inder und hat in seinem Heimatland eine Abendschule für Kinder gegründet, die am Tag arbeiten müssen. Er baut auch zusammen mit Analphabeten Solaranlagen auf. Damit will er zeigen, dass es in den westlichen Ländern total übertrieben ist, Solarplatten nur von Ingenieuren bauen zu lassen. Inzwischen werden 3000 Dörfer und viele Brunnen mit seinen Solarplatten betrieben.

Worauf legen Sie besonders Wert bei Ihrer Arbeit?

Vor allem stehen die Kleinen im Mittelpunkt. Mit meinem Radio möchte ich ihnen einen weiten Blick auf die Welt verschaffen. Dabei ist es mir besonders wichtig, dass die Kinder Spaß am Radijojo haben, denn aus der Psychologie weiß man, dass sie durch Spaß viel besser lernen. Um das zu erreichen, müssen wir Spaß an der Arbeit haben. Oft gibt es dann keine Trennung mehr zwischen Job und Hobby. Hauptsache ist, dass das Radio nie langweilig wird und die Kinder viele Abenteuer mit uns bestreiten können.

Das Interview führten Nina Riethmüller und Inga Lipowski.

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