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Schule: Mehr Gehalt lockt Berlins Lehrer

Letztes Jahr Hamburg, jetzt Brandenburg. Berlins Lehrer sind gefragt auf dem Lehramtsmarkt und das Nachbarland scheint mit seinem Abwerbeversuch junger Lehrer, denen der Beamtenstatus winkt, Erfolg zu haben.

Berlin/Potsdam - Letztes Jahr Hamburg, jetzt Brandenburg. Berlins Lehrer sind gefragt auf dem Lehramtsmarkt, und das Nachbarland scheint mit seinem Abwerbeversuch junger Lehrer, denen der Beamtenstatus winkt, Erfolg zu haben.

Nach der vom Potsdamer Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) angekündigten Einstellungsoffensive an Brandenburgs Schulen hat es bereits am ersten Tag Anfragen aus Berlin gegeben. Zumindest „eine Handvoll“ Berliner Pädagogen habe sich nach Modalitäten und genaueren Konditionen erkundigt, sagte Stephan Breiding, Sprecher des Bildungsministeriums in Potsdam. Zwar werden Berliner Junglehrer als Angestellte höher eingruppiert. Doch im Vergleich haben als Beamte eingestellte Brandenburger Lehrer nach Erhebungen des Ministeriums „monatlich rund 250 bis 500 Euro mehr netto“.

Gut ein Jahr ist es her, als einige Junglehrer der Initiative „Verbeamtung jetzt“ sich im Abgeordnetenhaus einfanden, um mit ihrem Weggang zu drohen. Der Grund: In Berlin herrsche ein frustrierender Einkommensunterschied zwischen 500 bis 700 Euro netto innerhalb derselben Lehrerzimmer, bei gleicher Tätigkeit, gleicher Ausbildung und gleichem Lebensalter. So schrieben es die 220 Pädagogen in ihrem offenen Brief. Das Ergebnis der Revolte: Der Senat zahlt ihnen seitdem brutto 1200 Euro mehr im Monat. Gehaltszuwächse wie bei einem Beamten sind allerdings ausgeschlossen.

Auch Torsten Brandes gefällt das Angebot. Er ist schon lange wütend und frustriert. „Die Zuzahlungsregelung Berlins reizt vielleicht die Neueinsteiger, stellt aber langfristig keine Lösung für mich dar, weil die Gehaltskluft zu meinen verbeamteten Kollegen wächst.“ Zudem müsse er an die Zukunft denken. „Meine Tochter ist zwei Monate alt und meine Frau arbeitet bereits in Potsdam. Das Angebot passt da wie die Faust aufs Auge.“

Viele Lehrer in Berlin seien nach wie vor auf dem Sprung, sagt Thorsten Ullrich, Sprecher der Initiative „Verbeamtung jetzt“ und Lehrer in Neukölln. Die Zulagenregelung sei nur ein Zeichen dafür, dass der Senat sich mit einem Flickenteppich aus unterschiedlichsten Maßnahmen habe retten wollen, aber keine fundierten Konzepte habe, um den Lehrermangel auszugleichen oder qualifiziertes Personal zu halten. „Die brauchen wir aber angesichts der Schulreform dringender denn je. Wenn schon keine Verbeamtung, dann müsste der Senat einiges mehr an Geld bezahlen.“ Das aber fiele zulasten des Steuerzahlers – bei einer Verbeamtung sei das nicht der Fall.

Auch Brandes ist wütend, dass Berlin zwar ausgebildete Lehrer brauche, aber sie nicht angemessen bezahlen wolle. „Die Lehrer, die neu zu uns an die Schule kommen, sind Referendare oder durchs zweite Staatsexamen gefallen und in meiner Elternzeit hat mich ein pensionierter Kollege vertreten.“ Die Anziehungskraft Brandenburgs sei gewaltiger, als der Senat glaube, sagt Ullrich. „Vor allem, weil sich die Lehrer auf lange Sicht nicht von der Zulagenregelung blenden lassen.“ Hadija Haruna

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