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Sekundarschulen: Schulreform droht in Problemkiezen zu scheitern

Nur zwei Monate nach dem Start der Sekundarschulen zeichnet sich bereits konkret ab, dass abermals „Restschulen“ entstehen. Eltern beklagen sich über Mobbing deutschstämmiger Kinder.

Nur zwei Monate nach dem Start der Sekundarschulen zeichnet sich bereits konkret ab, dass abermals „Restschulen“ entstehen. Betroffen sind insbesondere ehemalige Hauptschulen, aber auch einige Fusionsschulen, die aus Haupt- und Realschulen entstanden sind. Lehrer berichten, dass bildungsbewusste Familien bereits die Konsequenzen gezogen und ihre Kinder kurzfristig umgeschult hätten. Einige Fälle von Deutschenmobbing tragen zu dieser Entwicklung bei.

„Die Klassen sind jetzt größer geworden, aber sonst hat sich für die Hauptschulen wenig geändert, weil sich der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund, Hauptschulempfehlung und niedrigem Familieneinkommen kaum geändert hat“, beschreibt der stellvertretende GEW-Vorsitzende Norbert Gundacker die Situation.

Wie verzweifelt die betreffenden Sekundarschulen über das schnelle Ende ihrer Reformhoffnungen sind, war am Dienstag bei einer Personalversammlung der Lehrer aus Tempelhof-Schöneberg zu hören. „Einzelne Schulen werden an die Wand gefahren und systematisch zur Restschule gemacht“, rief ein Lehrer ins Mikrophon und forderte unter großem Applaus die Bildungsverwaltung auf, die Schulen nicht länger „im Stich zu lassen“. Eine andere Sekundarschullehrerin ergänzte, dass auch sie ihr Kind nicht „an so eine Schule, sondern lieber an eine Privatschule bringen würde“.

Unterdessen sind die Schulleiter bemüht, solche Einschätzungen nicht an die Öffentlichkeit dringen zu lassen: „Die haben eine wahnsinnige Angst, dass dann noch weniger leistungsstärkere Kinder zu ihnen kommen“, erklärt ein Pädagoge das ängstliche Schweigen. Die Rektoren würden verkennen, dass sich bestimme Dinge ohnehin herumsprächen.

Zu den „bestimmten Dingen“ gehört zurzeit vor allem jede Art von Deutschenfeindlichkeit oder Deutschenmobbing. Als jetzt ein Sozialarbeiter die Medien darüber informierte, dass an der Schöneberger Gustav-Langenscheidt-Sekundarschule deutschstämmige Schüler von Migranten „beschimpft und beleidigt“ würden und „selbst erfahrene Lehrer mit dem Rücken zur Wand“ stünden, wunderte sich darüber kaum ein Lehrer aus vergleichbaren Schulen.

,„Ich weiß, dass es deutschen Kindern bei uns nicht immer gut geht“, bestätigt etwa die Leiterin der Charlottenburger Elisabeth-Schule, Monika Klumpe. Es sei eben „problematisch, wenn man zulässt, dass Migranten an Schulen in so großer Überzahl sind“. Bei ihr hat das beispielsweise dazu geführt, dass während des Ramadan die Cafeteria geschlossen bleibt. „Es lohnt sich nicht für die wenigen deutschen Kinder“, rechtfertigt Klumpe den Schritt, schließlich werde die Cafeteria ehrenamtlich vom Förderverein geleitet.

Klumpe betont, sie habe lange vor dieser Entwicklung gewarnt, aber keiner habe es hören wollen. Eine gewisse Hoffnung habe sie in die Sekundarschulreform gesetzt, aber sie sei „bitter enttäuscht darüber, wie schlecht sie gemacht ist“. Die Warnung, dass jetzt neue „Restschulen“ entstehen, sei ihr „geläufig“.

In der Bildungsverwaltung will man erst einmal abwarten, wie sich die Schulen entwickeln. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) geht davon aus, dass „rund zehn Prozent“ der Sekundarschulen in ihrem ersten Jahrgang überwiegend Schüler mit Hauptschulempfehlung aufnehmen mussten. Im Übrigen verweist er darauf, dass man ihnen die Möglichkeit geben müsse, „ein attraktives Profil“ zu gewinnen.

Wie das unter den aktuellen Bedingungen gehen soll, wissen die Schulen allerdings nicht, da bildungsinteressierte Familien ihre Kinder an Gymnasien, an Sekundarschulen mit gymnasialer Oberstufe oder an ehemalige Realschulen mit gutem Ruf bringen. Wer dort nicht unterkommt, wird gegen seinen Willen den neuen „Restschulen“ zugewiesen. „Alles wie früher, nur dass jetzt Sekundarschule draufsteht“, lautet die enttäuschte Schlussfolgerung in den Kollegien.

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