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Schule: Schwer in Mode

SUV sind nicht aufzuhalten, schon gar nicht als Diesel: Der neue Mitsubishi Outlander

Auch er. Ein Blender, weil der Trend es so will. Schon sein Name ist ein Versprechen, das am Ende alle enttäuschen muss, die nicht wissen, wie der SUV-Markt tickt: Outlander. Klingt das nicht nach rauem Gelände? Nach herbem Erleben off the road? Gemach. Im Kern rollt hier ein braver, wenn auch allradfähiger Wagen auf uns zu: In der freien Prärie macht der bestenfalls mit seiner schönen Gestalt Punkte.

Die Japaner haben für Europa Großes auf die Beine gestellt. Der Ich-pass-auf- dich-auf-Charme dieses stämmigen Typen ist schnell erkannt; für edle Beschützer hat man in Deutschlands bestbeschützter Stadt ja ein Auge. Breiter Gang, scharfer Blick, erlesener Zwirn – nur einen Schuss zu viel Kölnisch Wasser fürs feine Berlin. Die extrem weit ausgestellten Radkästen. Die fette silberne Plastikleiste am unteren Ende der Seitenpartie. Ein wenig riecht derlei nach Eindruck machen auf die Schnelle.

Platznehmend verfliegt dieser unfaire Gedanke gleich wieder. Hier drin nämlich fügen sich die schwungvollen Linien der Mittelkonsole und die klaren Flächen des Armaturenbretts zu einem Ganzen mit Stil. So lebendig und so unaufdringlich zugleich kommen Designer im Innenraum einer Mittelklasse selten zu Potte. Da lässt sich verschmerzen, wenn die Finger beim Tast-Test im Cockpit auf durchweg hartes Plastik stoßen. Eine andere Materialschwäche dagegen wollen wir dem Outlander nicht durchgehen lassen: Das Gestühl ist zu weich gepolstert, wabbelig schon. Dass bei Mitsubishi vor Serienfreigabe offenbar niemand zu ähnlichem Befund gelangte, ist rätselhaft – zumal die Kontur der Sitzwangen auf den ersten Blick eine prima Seitenführung verheißt. Es liegt also „nur“ an der Füllung. Und für die sollte der Hersteller souverän eins tun: nachsitzen und nachbessern.

Immerhin hat man in Deutschland einiges vor mit diesem Kompakt-SUV, dessen erste Generation sich seit 2003 mehr als 11 000 Mal verkauft hat. Nach dem Start des Neuen am 24. Februar soll sich der Absatz im Nu verdoppeln und mehr. Klingt ehrgeizig, ist aber zu schaffen. Denn erstens will die SUV-Mode einfach nicht ermatten. Das Segment wächst weiterhin kräftig. Zweitens ist der Outlander erst jetzt als Diesel zu haben. Mehr als 80 Prozent aller SUVisten ordern einen Selbstzünder. Da können sich die Händler mit den drei Diamanten im Markenlogo leicht ausrechnen, was ihnen in den letzten vier Jahren durch die Lappen gegangen ist.

Bei einer ersten Ausfahrt notierten wir am häufigsten das Prädikat „einwandfrei“ (2,0-Liter-Turbodiesel, Fahrwerk, Geräuschkomfort). Die indirekte Lenkung fanden wir bereits bei niedrigem Tempo „nervend“; das Audiosystem mit Subwoofer ebenso „herausragend“ wie das durchdachte Klapp- und Ladesystem des Modells. Wie im Opel Zafira verbirgt sich plan im Boden des Kofferraums eine dritte Sitzreihe für kleine Passagiere, die zweite lässt sich spielend leicht zusammenklappen und als aufrechtes Sandwich hinter die Vordersitze stellen. Wer sich hinten ans Packen macht, profitiert von einer waagerecht geteilten Heckklappe mit niedriger Ladekante.

Familien und Gelegenheitstransporteure werden dieses schicke und praktische Straßenauto mögen. „Sieht gut aus! Neuer Geländewagen?“ Wir schütteln freundlich lächelnd den Kopf. Doch. Das mit dem Blenden macht er blendend.

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