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Stipendien und Bafög: Studium zu verschenken

Stipendien oder Bafög: Wie Studierende sich auch dann finanzieren können, wenn die Zeit für einen Nebenjob nicht ausreicht.

Wie finanziere ich mein Studium? Vor Beginn des Wintersemesters stellen sich wieder Tausende Studienanfänger und Studierende diese Frage. Wen die Eltern während des Studiums nicht versorgen, hat bisher oft nebenbei gearbeitet. Doch gerade Studierende in den neuen Bachelor-Studiengängen klagen, dass wegen gedrängter Stundenpläne kaum noch Zeit fürs Jobben bleibt: Mit Pflichtkursen und Hausarbeiten könne man gut auf 40 Stunden in der Woche kommen. Eine Alternative zum Nebenjob sind Stipendien – doch die sind knapp. Zwar hätten sich die Chancen auf ein Stipendium seit 2005 verdoppelt, teilt das Bundesbildungsministerium mit: 113 Millionen Euro sollen 2008 für die Begabtenförderung ausgeben werden. Doch immer noch bekommen weniger als drei Prozent der zwei Millionen Studenten in Deutschland ein Stipendium. Wir klären die wichtigsten Fragen, wie sich Studierende ohne Nebenjob finanzieren können.

Wer finanziert ein Studium?
Die erste Adresse für angehende Studenten ist meist das Bafög-Amt. Bafög steht für Bundesausbildungsförderungsgesetz und regelt die staatliche Hilfe für Studenten, die sich aus einem Zuschuss und einem zinslosen Darlehen in Höhe von maximal 10 000 Euro zusammensetzt, das zurückgezahlt werden muss. Ein Stipendium kann man dagegen ganz behalten.

Wer bekommt Bafög?
Die Förderhöhe hängt unter anderem vom Einkommen der Eltern ab. Wer keine Geschwister hat, alleine wohnt und wessen Eltern monatlich zusammen nicht mehr als 1250 Euro netto verdienen, hat Anspruch auf den vollen Bafög-Satz: 643 Euro monatlich. Kritiker wenden ein, das Geld reiche nicht. Die pauschal veranschlagte Miete liegt etwa bei 220 Euro im Monat – dabei zahlen die meisten Studenten deutlich mehr für ihr Zimmer. Derzeit beziehen 500 000 Studierende Bafög. Wer besonders schnell oder zu den 30 besten Prozent der Absolventen eines Jahrgangs gehört, muss nicht das ganze Darlehen zurückzahlen.

Woher bekomme ich ein Stipendium?
Einrichtungen, die Stipendien vergeben, gibt es viele: Stiftungen von Kirchen, Parteien oder Verbänden. Die meisten Stipendien werden von den zehn größten Stiftungen ausgezahlt, sie bekommen den Großteil der 113 Millionen Euro die das Bildungsministerium für Stipendien ausgibt. Insgesamt gibt es hierzulande auch 1000 kleine Förderwerke.

Wer wird gefördert?
Stiftungen unterstützen Schulabgänger vor allem dann, wenn diese dem Geldgeber nahe stehen. Wer also von einem christlichen Förderwerk Hilfe möchte, sollte kein Atheist sein. Und wem das Geld einer parteinahen Stiftung lieb ist, dem schadet die Mitarbeit im parteinahen Jugendverband nicht. Doch obwohl etwa die Friedrich-Ebert-Stiftung der SPD nahe steht, verlangt sie von ihren Stipendiaten keine Parteimitgliedschaft. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung fördert insbesondere Bewerber mit Berufserfahrung, das katholische Cusanuswerk und das Evangelische Studienwerk unterstützen vor allem Christen. Die staatliche Studienstiftung des deutschen Volkes ist parteiunabhängig.

Bekommt nur Geld, wer gute Noten hat?
Nein, weniger gute Noten sind kein Ausschlusskriterium, auch wenn etwa die Studienstiftung auf dem Abiturzeugnis eine 1 vor dem Komma verlangt. Bei den meisten Stiftungen geht es vor allem um Engagement und ein klares Berufsziel: War der Bewerber etwa ein engagierter Schülersprecher, kann er begründen, warum er ein bestimmtes Fach studiert?

Wie bewerbe ich mich?
Bei der Studienstiftung des deutschen Volkes schlägt ein Schulleiter oder Professor einen Bewerber vor. Bei den meisten anderen Stiftungen kann man sich selbst bewerben, muss aber die Empfehlung eines Professors und einer der Stiftung nahe stehenden Autorität, etwa Partei- oder Verbandsfunktionär, einholen. Wer ab Oktober ein Probestipendium möchte, kann sich bei der Naumann-Stiftung bis Ende August bewerben. Die Böckler-Stiftung nimmt noch bis Ende September Anträge an – Geld gibt es dann ab nächstem Jahr. Die Förderwerke verlangen Lebenslauf, Zeugniskopie und Nachweise über ehrenamtliches Engagement. Interessenten sollten anschaulich darlegen, warum sie sich für geeignet halten. Sind die Formalien erfüllt, muss der Bewerber in einem Auswahlgespräch überzeugen. Nach rund zwei Monaten wird über eine Zu- oder Absage entschieden. Etwa einer von vier Bewerbern bekommt ein Stipendium. Nach zwei oder drei Semestern entscheidet ein kurzes Gutachten über eine Weiterförderung.

Wie viel Geld bekomme ich?
Zwischen 80 Euro und 670 Euro gibt es pro Monat. Wie beim Bafög entscheiden über die Fördersumme das Einkommen der Eltern, die Zahl der Geschwister und das eigene Vermögen. Etwaige Studiengebühren können nicht erstattet werden. Allerdings wollen einige Universitäten damit beginnen, die Stipendiaten der Begabtenförderungen von den Gebühren zu befreien, heißt es von den Stiftungen. Alle Stiftungen verlangen von ihren Schützlingen regelmäßig Leistungsnachweise und Semesterberichte.

Wer finanziert teure Auslandssemester?
Die Stiftungen helfen nicht nur bei Weiterbildungen, sondern auch bei Auslandsaufenthalten. Wer kein Stipendium und nichts vom Bafög-Amt bekommt, kann sich auch beim Deutschen Akademischen Austauschdienst bewerben. Die meisten Hochschulen unterstützen Semester an internationalen Partneruniversitäten auch finanziell. Das Erasmus-Programm bezahlt Zuschüsse für Semester an europäischen Hochschulen.

Was ist, wenn ich mein Abitur erst auf dem zweiten Bildungsweg gemacht habe?
Wer Kinder hat oder schon berufstätig war, hat auch mit 30 Jahren vor allem bei der Böckler-Stiftung gute Chancen.

Kann ich mein Studienfach wechseln?
Für Stipendiaten und Bafög-Empfänger gilt: Nur in den ersten Semestern und mit einer plausiblen Begründung darf das Fach gewechselt werden.

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