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Die Reinhold-Otto-Grundschule im Berliner Westend: Hier unterrichtet Ursula Sarrazin.

© dapd

Streit um Pädagogin: Eltern kämpfen weiter gegen Frau Sarrazin

Fachleute halten die Vorwürfe gegen die Lehrerin für nicht ausreichend, um vor Gericht Erfolg zu haben. Viele Eltern halten indes still: Sie befürchten Nachteile für ihre Kinder.

Was muss passieren, damit ein Pädagoge zum Verlassen seiner Schule gezwungen werden kann? Diese Frage stellen sich zurzeit Eltern, Lehrer und Schüler angesichts des aktuellen Streites um Ursula Sarrazin. Wie berichtet wird der Frau des ehemaligen Berliner Finanzsenators vorgeworfen, Kinder zu beschimpfen und den Schulfrieden zu stören. Landeselternsprecher Günter Peirisch befürchtet sogar, dass die Schule wegen Frau Sarrazins Verhalten „Schaden nimmt“. Inzwischen zeichnet sich allerdings ab, dass sich sobald nichts ändern wird.

„Die Vorwürfe reichen nicht aus“, lautet das Urteil von Fachleuten, die man auf den Fall anspricht. „Wenn man nicht gerade goldene Löffel klaut, kann man kaum versetzt oder gar aus dem Dienst entfernt werden“, beschreibt eine Elternvertreterin die Lage, die sich sowohl mit dem konkreten Fall als auch mit ähnlichen Personalangelegenheiten auskennt. Weder weinende Kinder noch verzweifelte Kollegen würden vor Gericht als Argumente anerkannt, wenn ein Lehrer gegen seine Versetzung klage. „Es muss eine Dienstpflichtverletzung nachgewiesen werden. Sonst hat man vor Gericht keine Chance“, fasst es ein Fachmann der Behörde zusammen.

In den Beschwerdebriefen, die die Eltern bisher verfasst haben, ist davon die Rede, dass Sarrazin ihre Schüler als „Schmarotzer“ oder „armseliges Opfer“ tituliere. Es komme auch vor, dass Kinder „den Rektoren zur Hilfe holen“, weil sie sich keinen anderen Rat wüssten. Ein Brief endet mit der „inständigen“ Bitte, der Schule zu helfen.

Die Bildungsverwaltung hält sich bedeckt. Dem Vernehmen nach sieht sie aktuell keine Handhabe. Offenbar steckt ihr noch der jahrelange Prozess gegen den Steglitzer Lehrer Karl-Heinz S. in den Knochen, der trotz viel massiverer Vorwürfe nicht aus dem Dienst zu drängen war. Damals hatte eine Elterninitiative des Gymnasiums Steglitz gewarnt, dass S. rechtslastige Thesen vertrete und Naziverbrechen verharmlose. Der Druck der Elterninitiative war so stark, dass der damalige Bildungssenator Klaus Böger (SPD) den Lehrer vom Dienst suspendierte, der daraufhin etliche Jahre lang bei vollen Bezügen zu Hause sitzen musste. Eine Unzahl von Schüler- und Elternaussagen reichten dann aber nicht, die Vorwürfe gerichtsfest zu machen, sodass S. längst wieder unterrichtet – aktuell an einem Gymnasium in Steglitz-Zehlendorf.

„Wir haben an vielen Schulen schwierige Lehrer, aber wenige stören den Schulfrieden derart massiv wie Frau Sarrazin“, steht für eine langjährige Elternvertreterin fest. Leider hielten viele Eltern still, weil sie Nachteile für ihr Kind befürchteten. Und die Lehrer hätten Angst vor rechtlichen Konsequenzen, wenn sie offen gegen die Kollegin Stellung bezögen.

Landeselternsprecher Peiritsch will aber nicht aufgeben und weiter Belastungsmaterial sammeln. Ursula Sarrazin verbreitet unterdessen die Ansicht, dass sie lediglich wegen der politischen Thesen ihres Mannes angefeindet werde.

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