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Turners Thesen: Leichtes Spiel für Gebührengegner

Von George Turner, Wissenschaftssenator a. D.

Die Zahl der Studienanfänger steigt in den Ländern ohne Studiengebühren, sie stagniert oder geht dort zurück, wo das Studium etwas kostet. Überraschend ist das nicht. Die Matadore auf beiden Seiten gehen wieder in Position.

Wenn Studienberechtigte die Wahl haben, sich für ein gebührenfreies Studium zu entscheiden oder dafür bezahlen zu müssen, werden sie in aller Regel die erste Möglichkeit wählen. Dabei verhalten sie sich wie andere Konsumenten auch: Sie bevorzugen die für sie ökonomisch günstigere Lösung. Gilt es abzuwägen, ob das kostenlose Studium womöglich durch einen Umzug in ein anderes Bundesland und höhere Lebenshaltungskosten dort „erkauft“ werden muss, kann die Rechnung schon anders aussehen.

Auch Überlegungen, wie die fachliche Ausrichtung, das Ansehen der Hochschule oder vermeintlich bessere Berufschancen, könnten eine Rolle spielen. Interessant ist, ob der Erfolg einiger Universitäten im Exzellenzwettbewerb sich auch beim zukünftigen Zulauf von Studierenden bemerkbar machen wird. Die Länder, die „Eliteuniversitäten“ haben (Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen) erheben Gebühren; nur Berlin bildet eine Ausnahme.

Die Debatte um die Einführung von Gebühren ist auch mit dem Argument geführt worden, der Wettbewerb verlange, dass beides möglich sei – das kostenfreie Studium und das Studieren gegen Entgelt. Nach dem Motto „Was nichts kostet, ist auch nichts wert“ glaubte man an die Kräfte des Marktes. Hochschulen, die Gebühren erheben, die den Studierenden bei der Ausstattung vor allem in der Lehre zugutekämen, würden attraktiver sein als andere. Auf den ersten Blick scheint diese Rechnung nicht aufzugehen. Für ein endgültiges Urteil aber ist es zu früh.

In einem anderen Punkt allerdings braucht mit dem Urteil nicht gezögert zu werden. Kein Befürworter von Gebühren vergaß zu erwähnen, dass sie sozial abgefedert sein müssten und dass die Einführung Hand in Hand mit dem Aufbau eines Stipendiensystems gehen müsse. Dies ist versäumt worden. Darum haben es die Gegner jetzt leicht, das System der Gebührenerhebung als unsozial zu brandmarken. Die Befürworter, soweit politisch verantwortlich, sind selber schuld, weil sie den zweiten Schritt unterlassen haben.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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