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Schule: Viele offene Fragen

Wie sich die Bertolt-Brecht-Oberschule auf die Schulreform vorbereitet. Ein Besuch

In Spandaus größter Schule grinsen die Wände, beziehungsweise die darauf gezeichneten Gesichter: Denn das Treppenhaus, durch das sich täglich 1300 Schüler schieben, hat ein künstlerisch begabter Abiturjahrgang mit schwarzen Figuren bemalt. Darunter auch Schüler, deren Eltern schon hier gelernt haben – und die eines Tages vielleicht auch ihre Kinder hierher schicken. „Viele Absolventen melden ihre Kinder wieder bei uns an“, sagt Schulleiter Burkhard Möller.

Für die Schüler der Brecht-Schule, die bislang eine Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe ist, wird sich in den nächsten Jahren einiges ändern, denn die geplante Schulstrukturreform betrifft auch die Gesamtschulen. Und ganz gleich, ob die Spandauer Schulen nun im nächsten oder übernächsten Jahr in die Strukturreform einsteigen und zu Sekundarschulen werden: „Es ist unvorteilhaft für die Planung und Vorbereitung, dass noch so viele Fragen offen sind“, bedauert Möller. Vor allem, wenn Schüler wie an der Brecht-Schule ein individuelles Leistungsprofil wählen können.

„Unsere Schüler können sich bisher mit Beginn der siebten Klasse ein besonderes Profil zusammenstellen“, sagt Oberstufenleiterin Renate Hellwig. Wer sich für ein sprachliches Profil im Fach Englisch entscheidet, kann zum Beispiel ab Klasse 9 in den Fächern Geschichte, Sozial- und Erdkunde auf Englisch unterrichtet werden. Auf diese Weise kann man je nach Neigung ein mathematisch-naturwissenschaftliches, ökologisch-gesellschaftswissenschaftliches, sprachliches oder künstlerisch-musisches Profil wählen.

„Wir sind besorgt, dass die Schüler nach der Schullstrukturreform nicht mehr all diese Optionen haben“, sagt die Oberstufenleiterin. Wichtig findet das Kollegium auch, das die Senatsverwaltung den Schulen ein hohes Maß an Flexibilität einräumt und eine Stundentafel, die nicht so eng gefasst ist. „Aber so lange es keine genaueren Informationen zur Reform gibt, wissen wir nicht, welche Probleme kommen werden“, sagt Schulleiter Möller. Gute Erfahrungen hat die Brecht-Schule bislang mit dem praktischen Lernen gemacht. Für das in der Schulreform vorgesehene duale Lernen müsse man das System aber noch ausbauen, neue Konzepte entwickeln und Kooperationen organisieren.

Die zwei Wege, auf denen die Schüler nach der Schulreform zum Abitur kommen können, bergen Chancen, denn an den Sekundarschulen haben die Schüler die Möglichkeit, ihr Abitur nach zwölf oder auch 13 Jahren zu machen: „Wir können so auch Schüler fördern, die mehr Zeit brauchen, sich zu entwickeln“, sagt Renate Hellwig. So könne man auch ein bisschen mehr vom Leistungsdruck wegkommen, unter dem die Gymnasiasten stehen. Und vielleicht könne man auch Arbeitsgemeinschaften wieder einführen, die unter der aktuellen Stundentafel gelitten haben. Zudem freut sich das Kollegium auf kleinere Klassen: Dann könne man sich besser auf die Binnendifferenzierung konzentrieren. Auf den Ganztagsbetrieb muss sich die Brecht-Schule nicht umstellen – als Gesamtschule hat sie ihn längst und ist auf keine Umbaumaßnahmen angewiesen. Rita Nikolow

Die Brecht-Schule lädt am 28. November von 13 bis 16 Uhr zum „Tag der offenen Tür“, von 14 Uhr bis 18 Uhr ist außerdem Basar (Wilhelmstraße 10 in Spandau, www.brecht-oberschule.de).

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