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Schule: VW entdeckt das Design

Mit der sechsten Generation des Passat setzt Wolfsburg erstmals konsequent auf Emotion

Autokarosserien als Skulpturen, als Kunstwerke zu sehen – das ist eine der Zielsetzungen, unter denen BMWDesigner Chris Bangle eine Designrevolution bei der Münchener Premiummarke vollzogen hat. Blickt man auf die Linie der neuen Generation des Passat, die bei uns bereits im nächsten März an den Start geht, dann sieht man dort bei Volkswagen erstmals einen ähnlichen Ansatz. Denn auch der oberste VW-Designer Murat Günak – er entwickelte einst das Doppelaugengesicht für Mercedes-Benz, sorgte für einen betont dynamischen Auftritt der kompakten Peugeots und prägte, zurück bei Mercedes, die Linie des CLS, des SLR und auch des Maybach – spricht in einem Interview mit der soeben 50 Jahre alt gewordenen Fachzeitschrift „mot“ beim neuen Passat vom Auto als Skulptur.

Da gibt es bewusst verdrehte Flächen und eindeutige Lichtkanten, die beim bewegten Fahrzeug für ein lebendiges Spiel von Licht und Schatten sorgen, die Karosserie lebendig erscheinen lassen.

Das bedeutet den Abschied von der bislang das VW Design bestimmenden strengen Sachlichkeit mit geometrischen Formen und glatten Flächen, die leider immer auch ein wenig bieder war. Denn der neue Passat tritt mit einer Lebendigkeit und Emotionalität an, die man Wolfsburg bislang nicht zugetraut hat. Und dazu gehört auch ein neues Gesicht. Das ist beim Passat geprägt durch runde Augen in den vorderen Scheinwerfereinheiten und eine ordentliche Portion Chrom. In ersten Ansätzen bereits beim neuen Golf GTI verwirklicht, präsentiert sich hier nun zum ersten Mal ganz klar das neue VW-Familiengesicht. Das ist nicht ganz ohne Parallelen zu dem von Audi, aber dennoch unverkennbar und eigenständig. Was für die Front gilt, trifft auch auf das Heck zu, an dem insbesondere die mit LED bestückten Rückleuchten und runde Formen neue Akzente setzen.

Und wo der äußere Auftritt so ganz neu ist, darf das Interieur natürlich nicht zurückstehen. Hier setzt Günak auf eine ausgeprägte Harmonie und fließende Übergänge zwischen den einzelnen Bauelementen, auf großflächige Dekore und hochwertige Materialien, macht den neuen Passat fast schon zu einer kleineren Ausgabe des VW-Spitzenmodells Phaeton. Für den bislang stets betont sachlichen Passat ist das eine ganz neue Dimension.

Das gilt auch im strengen Sinne des Wortes. Denn die Maße der neuesten Generation des Passat zeigen sich in einigen Details verändert. Entscheidend dabei ist weniger die um sechs Zentimeter gewachsene Länge, die fast vollständig von den Maßnahmen zur Verbesserung der Crashsicherheit und zum Fußgängerschutz absorbiert wird und dem Innenraum kaum zugute kommt, sondern die um 7,4 Zentimeter gewachsene Breite. Denn die schafft ein völlig neues und großzügiges Raumgefühl. Und mit Leder-Alcantara-Sitzen oder auch nur edlem Leder sowie Aluminium- oder Echtholz-Applikationen präsentiert sich der neue Passat innen sowohl sportlich und elegant und bei entsprechender Ausstattung auch rundum luxuriös .

Die neue Betonung des Designs bedeutet nun aber auf keinen Fall, dass Volkswagen beim neuen Passat mehr auf die Form statt auf die Technik setzt. Neu bei diesem Auto sind nämlich Form und Technik. Und die zahlreichen technischen Innovationen sind mindestens so interessant wie die bei der Linie.

Wie schon früher setzt der Passat nun wieder auf vorn quer eingebaute Motoren und unterscheidet sich dadurch von dem bei vielen Generationen eng mit dem Passat verwandten Audi A4, der auf längs eingebaute Motoren setzt. Das Passat-Fahrwerk orientiert sich an der Grundkonstruktion des Golf, setzt auf eine mit zahlreichen Aluminiumkomponenten konstruierte McPherson-Vorderachse und eine Vierlenker-Hinterachse, die dank eines Hilfsrahmens akustisch von der Karosserie entkoppelt ist.

Bei den Motoren beschränkt sich Volkswagen zur Markteinführung erst einmal auf Vierzylinder. Die hier angebotenen Benziner sind bis auf die Basismotorisierung, den 1,6-Liter mit 75 kW (102 PS), durchweg für den Passat neue Triebwerke und ausnahmslos FSI-Motoren, also homogene Benzin-Direkteinspritzer. Deren Leistungspalette reicht vom 1,6-Liter mit 85 kW (115 PS) über den 2,0-Liter mit 110 kW (150 PS) bis zum flinken Zweiliter-Turbo mit 147 kW (200 PS). Und noch vor Jahresende wird das Angebot durch einen 3,2-l-V6 mit 184 kW (250 PS) aufgestockt.

Bei den direkt einspritzenden Turbodieseln stehen drei Aggregate zur Wahl, die alle erstmals im Passat eingesetzt werden. Die Reihe beginnt mit dem 1,9-Liter mit 77 kW (105 PS). Die nächste Leistungsstufe ist ein Zweiliter mit 103 kW (140 PS) mit Dieselpartikelfilter und stärkster Diesel ist der Zweiliter mit 125 kW (170 PS) mit zwei Ausgleichswellen. Beide Zweiliter setzen auf die Pumpe-Düse-Einspritztechnik mit modernsten Piezo-Injektoren. Und auch die anfangs nicht mit Partikelfilter ausgestatten Versionen werden sukzessive mit dieser Technik verfügbar sein.

Neben Fünf- und Sechsgang-Schaltgetrieben bietet VW für die FSI-Benziner eine Sechsgang-Automatik und für die Zweiliter-TDI das revolutionäre automatisierte Schaltgetriebe DSG mit Doppelkupplung an. Bereits jetzt eingeplant sind neben den Fronttrieblern auch Passat-Varianten mit dem 4Motion-Allradantrieb.

Und auch mit einer Fülle technischer Innovationen bei Sicherheit und Ausstattung glänzt der neue Passat. Das beginnt mit der erstmals verfügbaren elektronischen Parkbremse, setzt sich fort mit einem neuen Start- und Schließsystem bis hin zu Keyless-Entry sowie der automatischen Abstandsregelung, einer Bluetooth-Schnittstelle für das Telefon, einem aufwändigen Soundsystem von Dynaudio bis zum DVD-Navigationssystem und einer zugfrei arbeitenden Climatronic. Das Aufladen von Laptops erlaubt eine 230-Volt-Stromversorgung. Schließlich gibt es mitlenkende Bi-Xenon-Scheinwerfer und die zur Serienausstattung gehörende Fahrdynamikregelung ESP ist bei allen Fahrzeugen mit Anhängerkupplung mit einer Gespannstabilsierung kombiniert, die das gefürchtete Schlingern von Anhängern frühzeitig erkennt und mit gezieltem Bremsen- und Motoreingriff abstellt.

Die zahlreichen Innovationen treiben natürlich die Preise nach oben. Doch die Befürchtung, der Passat gerate damit auf ein für viele unerschwingliches Preisniveau, wird von Volkswagen mit der Ankündigung zerstreut, dass sich die neue Generation trotz ihrer vielen Verbesserungen preislich dort bewegen werde, wo schon die bisherige Passat angesiedelt ist. Im Herbst überschritt der seit 31 Jahren gebaute Passat die Produktionszahl von 13 Millionen. Die neue Generation bringt beste Voraussetzungen mit, denen noch zahlreiche weitere hinzuzufügen.

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