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Schule: Wenn der Tritt auf die Bremse ins Leere geht

DER SICHERHEITSTIPP Aus Filmszenen kennt man diese Situation. Da tritt ein Autofahrer bei Bergabfahrt auf die Bremse, aber nichts tut sich.

DER SICHERHEITSTIPP

Aus Filmszenen kennt man diese Situation. Da tritt ein Autofahrer bei Bergabfahrt auf die Bremse, aber nichts tut sich. Das Fahrzeug wird schneller und schneller und irgendwann rast es ungebremst in den Abgrund. Doch was in solchen Filmen geschieht, kann jedem Autofahrer tagtäglich passieren – der Tritt auf die Bremse, der ins Leere geht. Wohl dem, der dann nicht gerade in den Bergen zu Tal fährt.

Allerdings ist dort das Risiko, mit nicht mehr ansprechenden Bremsen in die Tiefe zu rasen, extrem groß. Denn wer in den Bergen unterwegs ist und bei flotter Bergabfahrt immer wieder kräftig bremst, der bringt die Bremsscheiben schnell zum Glühen. Temperaturen von 800 Grad Celsius an den Scheiben sind dann ohne weiteres möglich. Und diese Wärme überträgt sich dann natürlich auch auf die Bremszylinder und die Bremsflüssigkeit in ihnen. Normalerweise ist das nicht weiter schlimm, denn Bremsflüssigkeit beginnt erst bei etwa 260 bis 300 Grad Celsius zu sieden. Aber nur dann, wenn sie nicht überaltert ist.

Ist die Flüssigkeit nämlich schon mehrere Jahre im Bremssystem, dann hat sie im Laufe der Zeit mehr oder weniger Wasser aufgenommen. Das allerdings führt dazu, dass der Siedepunkt der Bremsflüssigkeit erheblich niedriger liegt. So beginnt Bremsflüssigkeit mit einem Wasseranteil von etwa drei Prozent bereits bei etwa 150 Grad zu sieden. Solche Werte sind bei flotter Bergabfahrt nicht selten. Und dann kommt es ganz unvermutet zu der Katastrophe, mir der so wenige rechnen. Denn wenn Bremsflüssigkeit zu sieden beginnt, bilden sich Dampfblasen in ihr. Und damit kann diese Flüssigkeit keinen Druck vom Hauptbremszylinder auf die Radbremszylinder mehr übertragen. Denn mit dem Druck aufs Pedal wird allenfalls ein bisschen Dampf komprimiert. Das Auto, das verzögert soll, rollt ungebremst weiter.

Wie groß diese Gefahr tatsächlich ist, hat soeben erst eine Kontrolle des Dekra gezeigt. Denn bei der Untersuchung der Bremsflüssigkeit von 759 Autos zeigte sich, dass bei rund einem Drittel die Bremsflüssigkeit bereits einen Siedepunkt von unter 180 Grad erreicht hatte – ein Wert, der für Sicherheitsexperten eine kritische Grenze darstellt, die möglichst nicht unterschritten werden sollte.

Deshalb empfehlen Fachleute, dass Autofahrer ebenso wie Motorradfahrer die Bremsflüssigkeit in ihren Fahrzeugen mindestens alle zwei Jahre wechseln sollten. Eine Empfehlung, die manchem Autofahrer, der die Zusammenhänge zwischen Siedepunkt und Dampfblasenbildung bei flotter Bergabfahrt oder auch heftigem Stop-and-go-Verkehr nicht kennt, leicht so vorkommt, wie der Versuch von Werkstätten, mit einer eigentlich überflüssigen Wartungsmaßnahme ein paar Euro extra zu verdienen.

Wer das so sieht, unterliegt einem möglicherweise folgenschweren Trugschluss. Deshalb gilt es, vor allem dann, wenn man mit seinem Auto schon lange nicht mehr in der Werkstatt war, wenigstens die paar Euro auszugeben, die für eine Kontrolle des Siedepunkts der Bremsflüssigkeit verlangt werden – für die Fachwerkstatt eine Minutensache. Und wenn die Prüfung zeigt, dass man sich im bereits im Gefahrenbereich bewegt, dann sollte man keine Minute zögern und neue Bremsflüssigkeit ins System füllen lassen – auch wenn das ein paar Euro mehr kostet. ivd

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