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Spaß für die ganze Familie - der Besuch im Freibad.

© Imago

Spaßbäder der SPD: Spaß ist, was der Bürger hat

Ein Spaßbad kommt nicht "dem Grundgedanken der öffentlichen Daseinsvorsorge" näher, sagt zumindest Raed Saleh von der SPD. Dabei gründet sich Berlin doch im Grunde auf einem: Spaß.

Es unterscheidet den Menschen vom Fisch, dass er auf dem Trockenen leben kann. Zwei Liter Wasser am Tag oben rein und unten wieder raus, und alles ist gut. Das heißt: Es wäre gut, wenn der Mensch nicht irgendwann den Spaß am Wasser entdeckt hätte, an Kopfsprung, Streckentauchen und Arschbombe, ja sogar am sturen Bahnenziehen gegen die Uhr und die badenden Plaudertaschen.

Seitdem hat eine ordentliche Regierung im Rahmen der Daseinsvorsorge nicht nur Trink-, sondern auch Badewasser bereitzustellen, und dazu die sehr wichtigen Becken, die verhindern, dass dieses Wasser einfach so wegläuft.

Das aber ist nun doch sehr, sehr teuer geworden. Müsste der Bürger die Kosten komplett tragen, wäre sofort Schluss mit dem Gebade, das ist nicht anders als beim öffentlichen Nahverkehr. Der Dreh liegt nun offenbar in der Erkenntnis, dass der Bürger schon bereit ist, dieses Geld auszugeben, aber nur, wenn er dafür nicht nur 500 Quadratmeter Wasserfläche bekommt, sondern auch Rutsche, Sauna, Dampfbad, Whirlpool, Salatbüffet und Poolnudelverleih, und das alles schön geheizt statt turnvaterhaft spartanisch. Kurz: ein „Spaßbad“.

Nun allerdings wird es kompliziert. Denn SPD-Fraktionschef Raed Saleh mag den Begriff „Spaßbad“ nicht. Er wirft den Begriff „Familienbad“ in die Debatte, denn der komme „dem Grundgedanken der öffentlichen Daseinsvorsorge“ näher. Ist das nicht wunderbar? (Herr Sarrazin, bitte fürs nächste Buch notieren!) Ist jemals der grundsätzliche Widerspruch zwischen Familie und Spaß bündiger auf den Punkt gebracht worden?

Kein Euro für hedonistische Selbstverwirklichung

Spaß ist – so liest sich das –, was der Bürger hat, wenn ihn die sozialdemokratische Moralaufsicht mal kurz aus den Augen lässt. Nur soll er nicht glauben, dass dafür auch nur ein Steuer-Euro fließt, für hedonistische Selbstverwirklichung, unökologisch hoch erhitztes Wasser und fettige Pommes am Beckenrand. Trägt das Ganze dagegen den Namen „Familie“, also, dann, ja, räusper, dann kann man schon mal eine Ausnahme machen, das kommt dann zumindest oberflächlich dem Grundgedanken der öffentlichen Daseinsvorsorge ein wenig näher.

Die Familie geht baden

Warum ist das alles so seltsam tragikomisch? Weil Berlin bekanntlich sein komplettes Geschäftsmodell inkl. Regierungschef auf das Vermitteln von Spaß begründet. Aber der SPD-Fraktionschef sich nicht traut, das auch offiziell zu sagen. Die Familien müssen es wieder mal ausbaden – auch das unterscheidet den Menschen vom Fisch.

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