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© dpa

SPD: Ein Mächtiger packt ein

SPD-Veteran Klaus Uwe Benneter verabschiedet sich von der Bundespolitik. Benneter, der Alt-Linke, hat seine eigenen Erfahrungen mit der SPD.

Von Sabine Beikler

Ein paar Sonnenstrahlen fallen auf den Schreibtisch, an der Wand lehnen abgehängte Bilder – Klaus Uwe Benneter schaut auf die leer geräumten Regale in seinem Büro im Bundestagsgebäude Unter den Linden 50. „Ich war gern Abgeordneter und habe mich im wahrsten Sinne des Wortes auch als Abgeordneter gefühlt“, sagt der 62-jährige Jurist. Sieben Jahre war der Berliner SPD-Politiker und Schröder-Freund Bundestagsabgeordneter, von 2004 bis 2005 Generalsekretär und seit 2005 Justiziar seiner Fraktion. Jetzt hat er kein weiteres Mandat erlangt und muss sich vom Bundestag verabschieden. Bis Ende nächster Woche hat Benneter sein Büro auszuräumen. Da geht es ihm so wie 75 weiteren SPD-Abgeordneten, die die SPD-Fraktion durch das desaströse Wahlergebnis verloren hat.

Benneter, in den neunziger Jahren stellvertretender Berliner SPD-Landeschef und Abgeordneter, hätte gern weitergemacht. „Ich habe geholfen, wo ich konnte“, sagt er. „Fleißig“ sei er gewesen, habe sich auch bei den nicht so publikumswirksamen Debatten im Plenum aufgehalten. „Das geht doch nicht, dass sich die Bürger fragen, wo sind unsere Abgeordneten, was machen die eigentlich“, sagt der SPD-Politiker, der sowohl im Rechts- als auch Innenausschuss Vollmitglied war. Zwar erklärt er seinen Abschied von der Bundespolitik mit dem Wählerwillen, doch es schmerzt ihn sehr, dass die SPD so viel „Vertrauen verloren hat und für viele nicht mehr attraktiv genug war“. Er sieht eine „persönliche Verantwortung“ für die künftige Entwicklung seiner Partei, will sich weiter politisch einmischen. Wie, wo und was, diese Fragen haben für ihn zurzeit keine Priorität. Erst einmal gehe es um seine berufliche Perspektive, sagt der Jurist.

Klaus Uwe Benneter ist ein durch und durch überzeugter Sozialdemokrat, einer der noch von den „Werten der Sozialdemokratie“ spricht, von der Notwendigkeit, eine solidarische Gesellschaft zu organisieren. Benneter, der Alt-Linke, hat seine eigenen Erfahrungen mit der SPD. 1977 wurde der Exponent des Stamokap-Flügels zum Juso-Bundesvorsitzenden gewählt. Er kritisierte die Politik des damaligen SPD-Kanzlers Helmut Schmidt als „unsozialdemokratisch“. Und das Eintreten für Bündnisse mit der DKP brachte ihm den Spitznamen „Benni, der Bürgerschreck“ und den SPD-Rauswurf ein. Erst Gerhard Schröder holte ihn 1983 wieder in die SPD zurück.

In der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung lagern aus seiner Zeit als Juso-Chef schon „einige Meter Material“, sagt Benneter. Jetzt erhalten die Archivare noch einmal Nachschub. Die Stiftung bittet ausscheidende führende SPD-Parteimitglieder um Dokumente für das Archiv.

Und Benneter zählt zu den führenden Parteimitgliedern. Das erkennt man schon an der Lage des Büros. Im Haus Unter den Linden gibt es geräumige Büros für viele „SPD-Großkopferten“, erzählt ein Mitarbeiter. Links neben Benneters Büro im fünften Stock hat Ex-Familienministerin Renate Schmidt, die nicht mehr für den Bundestag kandidiert hat, ihr Büro. Zirka 50 Kartons stapeln sich zwischen Schmidts und Benneters Büro. Rechts daneben ist von Umzug keine Spur. Dort liegt das Büro des Noch-SPD-Parteichefs. Nach 28 Jahren Arbeit als Bundestagsabgeordneter denkt Franz Müntefering noch nicht ans Aufhören.

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