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SPD-Wahlkampf in Bayern: „Wir laden Wowereit noch mal ein“

Trotz mieser Umfragewerte bleibt Klaus Wowereit ein begehrter Wahlkampfhelfer – sogar in Bayern. Die Junge Union protestiert spektakulär gegen seinen Auftritt.

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Wer in Bayern Wahlkampfhilfe leisten will, muss vor allem sportlich sein. Denn meistens muss bundespolitische Prominenz entweder auf einen Berg kraxeln oder in einem stickigen Bierzelt Ausdauer beweisen. Beides hat Klaus Wowereit in dieser Woche geschafft, als er der bayerischen SPD einen Besuch abstattet. 400 Höhenmeter hat er überwunden, und in einem Bierzelt ist er auch aufgetreten. Und trotzdem ist es erstaunlich, dass der Regierende Bürgermeister und SPD-Bundesvize den langen Weg gen Süden angetreten hat. Denn nicht nur Sportlichkeit ist eine Voraussetzung für Wahlkampfhilfe, sondern auch Beliebtheit, Popularität und im besten Fall Erfolg.

Und damit kann Wowereit aktuell nicht wirklich punkten. Denn das Chaos um den neuen Hauptstadtflughafen BER lastet auf ihm. Seine Beliebtheitswerte in Berlin sind im Sinkflug. Trotzdem wurde er in Bayern als Wahlkampfhelfer gebucht. Den sommerlichen Termin habe er langfristig zugesagt, heißt es. „Klaus Wowereit ist immer noch einer der beliebtesten Politiker der Hauptstadt, wo er nach wie vor einen hervorragenden Job macht“, sagt der bayerische SPD-Chef Florian Pronold. Wowereit sei von allen freundlich aufgenommen worden, selbst von den CSU-Bürgermeistern. Nur die Junge Union war nicht so herzlich. Sie haben ihm zur Begrüßung einen aufblasbaren Schuldenberg als Erinnerung für Bayerns Zahlungen an Berlin aus dem Länderfinanzausgleich vor die Füße gestellt – mit der Aufschrift: „Wowis Schuldenberg – Bayern begrüßt den Schuldenkönig“. Schließlich klagt Bayern ja sogar gegen die fortwährende Zahlungspflicht. Da diese Aktion aber nicht angemeldet war, gibt es der Jungen Union zufolge nun prompt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen sie vor dem Landratsamt.

Hier die Bilder zu Wowereits Tour in die Berge und an den Biertisch:

In Bayern wird voraussichtlich zusammen mit der Bundestagswahl im Spätsommer 2013 gewählt. Der Wahlkampf kommt also dort erst im kommenden Jahr in die heiße Phase. „Wir werden ihn auf jeden Fall noch mal einladen“, kündigt Pronold an.

Nun ist fraglich, ob das jeder in der bayerischen SPD will. Denn einer war nicht da, als Klaus Wowereit den Bayern einen Besuch abgestattet hat: der SPD-Spitzenkandidat und Münchner Amtskollege Wowereits, Christian Ude. Das sei Zufall gewesen, sagt Pronold. Denn Ude befinde sich derzeit im Urlaub und man könne im Vorfeld nicht immer alle Termine aufeinander abstimmen. Und doch fällt es auf, dass der Termin mit Berlins Regierendem Bürgermeister ausgerechnet in den Zeitraum fällt, in dem der Spitzenkandidat, für den geworben werden soll, nicht mit auf den Berg kraxelt. Einige bayerische Sozialdemokraten behaupten, dass Ude zumindest nicht ganz unglücklich darüber sein dürfte, dass er nicht da war.

Berliner Genossen halten solche Vermutungen für zu weit hergeholt, und sie verweisen darauf, dass Wowereit seit Jahren bei Bundestags- und Landtagswahlen ein begehrter und erfolgreicher Wahlkampfhelfer sei. „Er ist gern unter Leuten, und das merkt jeder“, sagt ein Vertrauter. Und außerdem – den aktuellen Umfragen in Berlin solle man kein zu großes Gewicht beimessen. In jedem Fall werde er im bayerischen Wahlkampf noch mindestens einmal dabei sein. Und auch vor der Landtagswahl in Niedersachsen ist der Berliner Sozialdemokrat als prominenter Gast schon angefragt. Dort wird  Anfang 2013 gewählt. Und Wowereit wird auch gern kommen.

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