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Hinter diesem Tor liegt der "Judengang".

© Til Knipper

Tagesspiegel-Adventskalender: Tür 21: Der letzte Feldweg im Prenzlauer Berg

Bis zum 24. Dezember öffnen wir täglich Berliner Türen. Hinter dem 21. Türchen verbirgt sich jüdische Geschichte.

Von Til Knipper

Zwischen Biomarkt und Budget-Hotel Platz kann man das Stahltor mit den beiden Davidsternen schnell übersehen. Dabei verbirgt sich dahinter der letzte Feldweg im Prenzlauer Berg, der sogenannte Judengang, hinter dem sich wiederum einige interessante Geschichten verbergen.

Sieben Meter breit und 400 Meter lang verbindet er den Senefelderplatz und den Kollwitzplatz miteinander. Wer durch das verschlossene Tor guckt, sieht gepflegten Rasen. Begonnen hat die Geschichte des Judengangs 1824. Die Jüdische Gemeinde baute gerade außerhalb der Stadtmauer mitten im Grünen einen neuen Friedhof an der Schönhauser Allee. Dort lag auch der Haupteingang.

Die fast täglichen Trauerzüge störten jedoch – so geht zumindest eine Legende – den preußischen König, wenn er auf dem Weg zu seinem Domizil in Niederschönhausen aus seiner Kutsche sah. Die Juden sollten doch über den Feldweg auf den Friedhof ziehen, befahl er. Belegt ist diese Version bis heute nicht.

Eine andere geht so: Der Cohen, der jüdische Priester, habe über den Feldweg einen kürzeren Weg zu einigen Gräbern gefunden, um die für ihn geltenden Reinheitsgebote zwischen den unreinen Toten nicht zu verletzen.

In der Nazizeit wurde die jüdische Gemeinde enteignet, der Korridor blieb aber erhalten. Erst in der DDR teilten die Anrainer ihn unter sich auf und machten Schrebergärten draus. Sie pflanzten Bohnen und Rosen, bauten Sandkästen und grillten. In seiner jetzigen Form als Gartendenkmal wurde der Judengang erst 2002 wiederhergestellt. Die Tore bleiben aber meist verschlossen, nur hin und wieder bietet die jüdische Volkshochschule Führungen an.

Türchen Nummer eins führte bereits nach Schöneberg, die zweite Tür erzählt von alten Zeiten und die dritte vom Untergrund. Die vierte Tür ist ein geheimer Übergabeort, um die fünfte "kommste nicht drumrum" und die sechste bringt das Glück. Hinter der Sieben aber steppt der Berliner Bär und die achte Tür ist unscheinbar. Hinter der neunten steckt Tradition, auf die zehnte Tür ist Verlass und Türchen Nummer 11 versprüht Großstadtromantik.

Das 12. Türchen nun führt in die tropische Unterwelt und Tür Nummer 13 ist ein Relikt. Wer das 14. "Türchen" öffnet, braucht drei Schlüssel. Türchen 15 sollte besser verschlossen bleiben und hinter dem 16. Türchen stecken 300 Jahre Geschichte. Das 17. Türchen steht jedem offen und hinter der 18. Tür verstecken sich alte Akten und Propagandamaterial. Eine bewegte Geschichte verbirgt sich hinter dem 19. Türchen, Nullen und Einsen hinter dem 20. Türchen.

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