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Der Masterplan für das Tempelhofer Feld: Am Rande Häuser, in der Mitte Grün, dazwischen könnten theoretisch weiter Flugzeuge landen.

© Kai-Uwe Heinrich

Auch an der Marathonstrecke soll gesammelt werden: Unterschriftenkampagne gegen Bebauung des Tempelhofer Felds beginnt

Kampf um die Unentschlossenen: Der Senat startet eine Ausstellung zu den Plänen für die Tempelhofer Freiheit, gleichzeitig mobilisieren die Gegner am Wochenende für ihr Volksbegehren. Sie sammeln Unterschriften auch an der Marathonstrecke - während der Senat eventuell einen taktischen Fehler macht.

Zwei Polizisten schlendern durch die neue Ausstellung zur Bebauung auf der „Tempelhofer Freiheit“. Sie kommen von nebenan. Landeskriminalamt und Verkehrsregelungszentrale sind im Flughafengebäude beheimatet. „Pff“, entfährt es dem älteren Polizisten, es soll abfällig klingen. „Ich les’ mir gerade Berliner Märchen durch.“ Dass der Verkehrslärm wegen der künftigen Elektroautos eher abnehmen werde, daran glaubt er nicht. Ebenso wenig an die „geringe Veränderung der Schadstoffsituation“, wenn einige tausend Fahrzeuge zusätzlich über den Tempelhofer Damm rollen werden.

Gegner und Befürworter neuer Stadtviertel auf dem größten Berliner Freizeitgelände können sich noch einmal mit den Senatsargumenten auseinandersetzen, bevor sie sich endgültig festlegen. Die vor kurzem eröffnete Ausstellung aus Senatssicht soll vor allem Unentschlossene informieren, um deren Sympathien auch die Initiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“ wirbt. Nicht zufällig fällt der Ausstellungsbeginn in die Startphase der Unterschriftenkampagne für das Volksbegehren gegen die Bebauung.

Am Wochenende wollen die Gegner an den Eingängen zum Feld Unterschriften sammeln, zusätzlich am Sonntag entlang der Marathonstrecke und am Zieleinlauf am Brandenburger Tor. Die Ausstellung des Senats ist dagegen am Wochenende geschlossen. Vielleicht ein taktischer Fehler? Martin Pallgen, Sprecher der Tempelhof Projekt GmbH, verweist auf den Donnerstag mit arbeitnehmerfreundlichen Öffnungszeiten von 10 bis 20 Uhr. Am 1. November schließt die Ausstellung.

Trotz des Aufwands ist die Schau bisher kein Publikumsrenner. Am Freitagmittag waren nur eine Handvoll Menschen in den Räumen des ehemaligen Transitbereichs im Gebäude A2, das vom nördlichen Eingang am Columbiadamm zu erreichen ist. Ein Rechtsanwalt, Familienvater und Kite-Drachen-Surfer aus dem Bergmannkiez will sich vergewissern, ob es etwas Neues gibt. „Freunde aus Madrid und London sind völlig baff, wenn sie das hier sehen.“ Die Weite mitten in der Stadt – klar ist er gegen weitere Häuser, die störende Windverwirbelungen verursachen. Ein kaufmännischer Angestellter aus dem Neuköllner Flughafenkiez ist „einfach mal vorbeigekommen“ auf dem Weg zur Arbeit. Wenn hier wirklich bezahlbare Wohnungen entstehen sollten, ist er dafür. Die Landesbibliothek hält er aber für nicht unbedingt nötig.

Schließlich dreht noch ein Paar aus der Schweiz seine Runden um die Schautafeln. Sie will den Berlin-Marathon unter vier Stunden schaffen, er ist Architekt und lobt die Senatspläne als „moderat“ und durchdacht. So viel Platz hätten sie in Zürich auch gerne. Dennoch: Läge das Flugfeld in der engen Schweiz, würde es auch einen Volksentscheid geben, sagt er.

In den Herbstferien möchte die Tempelhof Projekt GmbH Ferienkinder und -jugendliche durch die Ausstellung führen: Am Montag, 30.September, und Donnerstag, 10.Oktober, jeweils um 11 und 15 Uhr. Am 15. Oktober gibt es eine öffentliche Diskussionsveranstaltung im Hangar 2, mit Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD).

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