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Tatort Alexanderplatz. Hier geschah die Tat. Links ist der Fernsehturm zu sehen.

© Lars von Törne

Urteil in Berlin: Fast acht Jahre Jugendhaft für tödlichen Messerangriff am Alex

Vor sechs Monaten wurde der 30 Jahre alte Torsten Neumann am Berliner Alexanderplatz erstochen. Er wollte in einem banalen Streit nur schlichten. Ein Jugendgericht verurteilte den jetzt 19 Jahre alten Täter wegen Totschlags.

Nach dem tödlichen Messerangriff gegen einen 30 Jahre alten Mann am Berliner Alexanderplatz ist ein 19-Jähriger zu sieben Jahre und acht Monate Jugendhaft verurteilt worden. Ein Jugendgericht sprach ihn am Montag des Totschlags schuldig. Niclas L. hatte seinem Opfer am 24. August vorigen Jahres eine etwa 15 Zentimeter lange Klinge in die Herzgegend gerammt. Der 30-jährige Torsten Neumann, der zuvor in einem von L. begonnenen Streit schlichtend aufgetreten war, verblutete. Der Staatsanwalt hatte neun Jahre Jugendhaft wegen Mordes gefordert, die Verteidigerin maximal sechs Jahre Haft wegen Totschlags.

Drogen, Drogen, Drogen

Der Angeklagte hatte zu Prozessbeginn vor einem Monat den Stich zugegeben. Er könne es bis heute nicht fassen, dass durch seine Schuld ein Mensch gestorben ist, erklärte er vor dem Berliner Landgericht. Einen Tötungsvorsatz bestritt der vorbestrafte Täter. Er habe sich provoziert gefühlt und dem ihm unbekannten Mann „allenfalls in den Arm“ stechen wollen. Niclas L. hatte zudem verlesen lassen, er habe vor der Tat drei Tage lang nicht geschlafen und verschiedene Drogen konsumiert, als er auf die Gruppe um Torsten Neumann traf.

Mit massiver Kraft zugestochen

Der Staatsanwalt ging von einer heimtückischen Tat aus. Der von L. begonnene Streit und ein kurzes Gerangel schienen bereits beendet, als der Angeklagte dem Opfer mit massiver Kraft den Messerstich versetzte, hieß es im Plädoyer der Anklage. „Von Torsten Neumann ging keine Aggression aus“, stand für den Staatsanwalt fest. Als der Angeklagte zustach, habe er sich damit abgefunden, dass der Attackierte sterben könnte. „Er wollte als Sieger aus der Situation hervorgehen.“

Der vorbestrafte Angeklagte ohne abgeschlossene Schul- und Berufsausbildung ist nach einem psychiatrischen Gutachten ein „leicht kränkbarer Mensch“. Wenn er sich angegriffen fühle, sei er „auch bereit, aggressiv zu reagieren“. Weil Niclas L. einen Drogencocktail im Blut hatte, sei eine verminderte Schuldfähigkeit nicht ausgeschlossen, sagte eine Sachverständige.

Die Gegend um den Alexanderplatz gilt als komplizierter Ort. Mehrfach ist es bereits zu brutalen Schlägereien und Messerattacken gekommen. Bundesweit für Entsetzen sorgte im Herbst 2012 der Angriff auf den 20-jährigen Jonny K. Der junge Berliner war von ihm unbekannten jungen Männern derart verletzt worden, dass er kurz darauf starb. Die Polizei hatte nach dieser Gewalttat ihre Präsenz am Alexanderplatz erhöht.

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