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-Foto: p-a/dpa

© picture alliance / dpa

Berlin: Zeuge mit zweifelhaftem Ruf

Im Prozess gegen Nadja Auermann sagte ein Ex-Beamter aus, dessen Vermerk das Verfahren ausgelöst hatte

Nadja Auermann ertrug den Mann im Zeugenstand schweigend. Der Ruf des 55-Jährigen ist schlecht: Als Finanzbeamter ließ er sich schmieren. Beim Versuch, in der freien Wirtschaft eine Blitzkarriere hinzulegen, bauschte er eine steuerliche Einschätzung auf. „Akten bereinigen“, empfahl er in einer Expertise für ein Unternehmen, das für Auermann den Kauf einer alten Villa in Köpenick managte. „Das war stark überzogen“, sagte der Ex-Beamte am Montag. Sein Vermerk vor etwa zehn Jahren aber war der Auslöser für die Ermittlungen gegen Auermann.

Es geht um 272 498 Euro, die das frühere Topmodel dem Fiskus vorenthalten haben soll. Die Staatsanwaltschaft will beweisen, dass Auermann zwischen 1999 und 2002 nicht in Monaco ihren Lebensmittelpunkt hatte, sondern in dem Haus am See. Für das Model, das mit 19 Jahren ins Ausland ging, sind die Vorwürfe absurd. Erst 2002 habe sie sich entschlossen, wieder nach Deutschland zu ziehen, sagte die 40-Jährige. Die Immobilie sei als Investition gedacht. Nie habe sie dort gelebt. Das Haus sei bis 2003 unbewohnbar gewesen.

Als der Prozess am 19. Mai begann, wurde mit drei Verhandlungstagen gerechnet. Inzwischen sind es zehn. Auermanns Verteidiger nannte das Verfahren „unverständlich“ und kämpft. Der Richter wollte die Beweisaufnahme längst schließen. Schon vor Wochen hatte er darauf hingewiesen, dass die Frage der Steuerschuld streng geregelt sei. Auermann forderte „Fakten und Beweise“. Sie wurde im Verfahren in einen weitgehend gläsernen Menschen verwandelt und in ein Bewegungsprofil gepackt, sie hörte viele Zeugen, die ihre Version bestätigen. Es sagten Nachbarn aus und Bauleute. „Es war eine Baustelle, nicht bewohnbar“, hieß es immer wieder.

Das alles nur, weil bei den Ermittlungen gegen den Finanzbeamten der Vermerk zur Villa entdeckt wurde. „Ich hatte gar nicht die vollständigen Unterlagen“, sagte der Zeuge, der in einem anderen Verfahren zu vier Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Und: „Ich hatte damals psychische Probleme.“ Gegen ein Luxusauto soll er die Seite gewechselt haben. Jetzt hat der Staatsanwalt an der Glaubwürdigkeit „erhebliche Zweifel“. Für Auermann konterte ihr Anwalt: „Sie suchen nur Belastendes.“ Da aber sei bislang nichts, aber auch „gar nicht“ gefunden worden.

Der Prozess geht am 26. September weiter. Kerstin Gehrke

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