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Brandenburg: Big Brother im Wald: Kameras melden entstehende Feuer Brandwächter im Betonturm werden bald nicht mehr gebraucht

Peitz. Kameras überwachen künftig einen Großteil der Brandenburger Wälder.

Peitz. Kameras überwachen künftig einen Großteil der Brandenburger Wälder. Allerdings nehmen sie nicht Spaziergänger, Waldarbeiter oder Tiere ins Visier, sondern suchen die Umgebung nach möglichen Rauchsäulen ab. Nach mehr als dreijähriger Erprobung gab Agrarminister Wolfgang Birthler (SPD) am Mittwoch in Peitz bei Cottbus das Signal für den Start des Systems „Fire Watch“. Achtzehn auf Mobilfunkmästen montierte Kameras schicken nun Tag und Nacht Schwarzweiß-Bilder an einen Rechner, der die unterschiedlichen Grauwerte analysiert und bei einem Verdacht auf einen Waldbrand automatisch die Beobachtungszentrale in den Forstämtern alarmiert. Dort erscheinen auf Bildschirmen die aufgenommenen Filme mit Uhrzeit und genauer Position des Kamerastandortes. Die Zentrale entscheidet dann über die Alarmierung der Feuerwehr. Die Videokameras überwachen die Wälder in einem Umkreis von zehn Kilometer und können schon Brände von zehn Quadratmeter Größe lokalisieren.

Seit dem Sommer 1999 verglichen Experten im Raum Peitz die Arbeit von menschlichen Waldbrandbeobachtern mit den Ergebnissen der Kameras. Anfangs schnitten die Frauen und Männer auf den Betontürmen viel besser ab. Die Kameras reagierten auch auf Staubwolken eines Fahrzeuges oder auf einen Sandsturm. „Jetzt ist das technische System genau auf unsere Verhältnisse abgestimmt“, sagte der Minister. „Es kann 16 000 Graustufen unterscheiden und ortete alle in der vergangenen Zeit aufgetretenen 16 Brände exakt.“ Deshalb werde „Fire Watch“ der Berliner Firma „IQ-wireless“ jetzt schrittweise auf ganz Brandenburg ausgedehnt.

Zwei Partner machten das scherzhaft „Big Brother“ getaufte Vorhaben möglich: Die Europäische Union finanzierte die Testphase, weil sie das System auch in anderen Regionen anwenden will. Andererseits stellte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt die Technologie zur Verfügung. Die meisten der geplanten 120 bis 130 Kamerasysteme zum Stückpreis von rund 75 000 Euro werden im Süden Brandenburgs montiert. Dort ist die Brandgefahr wegen der Sandböden und der ausgedehnten Kiefernwälder besonders hoch. Zu den bereits installierten 18 sind bis Jahresende 16 Kamerasysteme geplant. 2004 kommen die Forstämter Müllrose und Belzig hinzu, später auch Templin, Eberswalde und Kyritz. Bislang geht das Agrarministeriums davon aus, bis 2006 für zwei Drittel der benötigten Anlagen Mittel aus dem Brandenburger Haushalt zu erhalten. Für den Rest werden Anträge auf EU-Beihilfen gestellt. Außerdem fallen jetzt die Kosten für die Waldbrandbeobachter und die Rekonstruktion der 133 im Schnitt 30 Jahre alten Betontürme weg.

Jährlich registrieren die Brandenburger Feuerwehren rund 1000 Waldbrände, das sind ein Drittel aller Fälle in Deutschland. Derzeit herrscht in fast allen Landkreisen die höchste Waldbrandwarnstufe. Seit Wochenbeginn überwachen auch Flugzeuge die gefährlichsten Gebiete.

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